13 Arbeit mit XML-TEI-Dokumenten
Wir haben in den letzten Wochen verschiedene Analyse- und Datenextraktionsmethoden für Plaintext-Dateien als Beispiel für unstrukturierte Textdaten kennengelernt. Dabei haben wir einige Schwierigkeiten identifiziert, die beim programmatischen Zugriff auf solche Texte entstehen: Beispielsweise konnten wir bei der Märchenanalyse nicht zwischen Erzähltexten und Sprechtexten unterscheiden und bei Verfahren wie dem POS-Tagging und der Named Entity Recognition mussten wir eine gewisse Anzahl an Fehlern berücksichtigen. In den letzten beiden Sitzungen werden wir uns mit Texten beschäftigen, die bereits durch menschliche Annotator:innen mit Metainformationen versehen wurden, und zwar sogenannte XML-TEI Dateien (s. Exkurs XML, TEI und XPath). Heute werden wir uns mit einem in XML-TEI ausgezeichneten Drama beschäftigen, und zwar “Die Räuber” von Friedrich Schiller. So sieht das Drama im XML-TEI-Format aus. Das Drama kann über das Dramen-Korpus DraCor im XML-TEI-Format heruntergeladen werden. In der nächsten Woche steht ein Reisetagebuch aus dem 19. Jahrhundert im Mittelpunkt. Das Tagebuch wurde von Christian Gottfried Ehrenberg verfasst und dokumentiert eine Reise von Alexander von Humboldt. So sieht das Tagebuch im XML-TEI Format aus. Das Reisetagebuch kann über die Seiten der edition humboldt digital im XML-TEI-Format heruntergeladen werden.
Wie sind diese Dateien entstanden? Zur Auszeichnung von Texten in XML-TEI, sowie zur Erstellung und Bearbeitung von XML-Dateien können spezialisierte Programme wie der oXygen XML Editor verwendet werden. Um mit XML-TEI Dateien in R zu arbeiten, können Pakete installiert werden, die Funktionen speziell zum Einlesen, Erstellen, Bearbeiten und Schreiben von XML-Dateien enthalten und die auch die Suche in XML-Dateien mithilfe von XPath-Ausdrücken unterstützen. Eines dieser Pakete ist xml2
, mit dem wir uns in dieser Stunde beschäftigen werden.
Die in diesem Kapitel vorgestellten Anwendungsbeispiele sollen in die Arbeit mit XML-TEI-Dateien einführen und illustrieren, dass der händische Annotationsprozess, der XML-TEI Dateien zugrunde liegt, viele neue Fragestellungen eröffnet und beantwortbar macht, die eine Analyse desselben Textes im Plaintext-Format nicht liefern könnte.
13.1 Beispiel Dramenanalyse
Unser erstes Beispiel widmet sich dem durch das DraCor-Projekt in XML-TEI ausgezeichneten Drama “Die Räuber”. Zunächst betrachten wir die Datei im Browser (Firefox) oder in einem Editor. Dazu könnt ihr entweder einfach diesen Link aufrufen. Ladet die Datei außerdem über diesen Link herunter.
Verständnisfragen:
- Welche Elemente gibt es? Welche Bestandteile des Textes wurden ausgezeichnet?
- Welche Fragestellungen könnten wir mit diesen Informationen stellen?
Wir werden im Folgenden das XML-TEI-Dokument einlesen und die Frage untersuchen, welcher Charakter in unserem Drama wie viel spricht. Dazu müssen wir die Sprechtexte und die IDs der Charaktere, die sprechen, extrahieren. Die Charaktere werden mit dem Attribut who
des Elements sp
eindeutig identifiziert. Die Sprechtexte der Charaktere sind als p
-Elemente ausgezeichnet, die Kindelemente des jeweiligen sp-Elements sind. Manche p-Elemente enthalten außerdem selbst Kindelemente, die wie im Fall der stage
-Elemente selbst Texte enthalten. Das müssen wir später bei unserem Vorgehen berücksichtigen.
Zunächst lesen wir die Datei ein. Dazu verwenden wir eine Einlesefunktion aus dem Paket xml2, die speziell zum Einlesen von XML-Dateien vorgesehen ist:
Den Dokumentationsseiten des Pakets können wir entnehmen, dass mithilfe der Funktionen xml_find_all()
und xml_find_first()
nach XML-Elementen gesucht werden kann. Wenn wir allerdings die Funktion xml_find_all()
anwenden, bekommen wir ein leeres “Nodeset” zurück:
# Misserfolg: Suche nach allen sp-Elementen
sp_elements <- xml_find_all(xml_file, "//sp")
sp_elements # Empty Nodeset - hat nicht funktioniert!
## {xml_nodeset (0)}
Warum ist das so? Viele XML-Dokumente verwenden sogenannte Namespaces, um Konflikte zwischen Elementnamen zu vermeiden, also um zu kennzeichnen, dass ein Elementname beispielsweise einem TEI-Schema entnommen ist, und ein anderes, aber vielleicht gleichnamiges Element einem anderen Schema. Wenn XPath-Abfragen ausgeführt werden, ohne diese Namespaces zu berücksichtigen oder explizit in die Abfrage einzubeziehen, kann dies dazu führen, dass die gesuchten Elemente nicht gefunden werden. Durch das Entfernen der Namespaces mit xml_ns_strip(xml_file)
wird das Dokument so modifiziert, dass alle Elemente als Teil des Standard-Namespaces behandelt werden, wodurch die XPath-Abfrage erfolgreich die Elemente findet. Da in unserem Dokument nur der TEI-Namespace verwendet wird (kann mit xml_ns(xml_file)
überprüft werden), können wir den Namespace einfach entfernen und müssen nicht zwischen verschiedenen Namespaces unterscheiden:
# Namespace entfernen
xml_file <- xml_ns_strip(xml_file)
# ?xml_ns_strip
# Alternativ Namespace angeben mit ns = xml_ns(xml_file)
# Erfolg: Suche nach allen sp-Elementen
sp_elements <- xml_find_all(xml_file, "//sp")
sp_elements # Hat funktioniert!
## {xml_nodeset (1065)}
## [1] <sp who="#franz_von_moor">\n <speaker>FRANZ.</speaker>\n <p>Aber ist Euch auch wohl, Vater? Ihr seht so blaß.</p>\n</sp>
## [2] <sp who="#der_alte_moor">\n <speaker>DER ALTE MOOR.</speaker>\n <p>Ganz wohl, mein Sohn – was hattest du mir zu sagen?</p>\n</sp>
## [3] <sp who="#franz_von_moor">\n <speaker>FRANZ.</speaker>\n <p>Die Post ist angekommen – ein Brief von unserm Korrespondenten in Leipzig –</p>\n</sp>
## [4] <sp who="#der_alte_moor">\n <speaker>DER ALTE MOOR</speaker>\n <stage>begierig.</stage>\n <p>Nachrichten von meinem Sohne Karl?</p>\n</sp>
## [5] <sp who="#franz_von_moor">\n <speaker>FRANZ.</speaker>\n <p>Hm! Hm! – So ist es. Aber ich fürchte – ich weiß nicht – ob ich – Eurer Gesundheit? –\n Ist Euch wirklich ganz wohl, mein Vater?</p>\n</sp>
## [6] <sp who="#der_alte_moor">\n <speaker>DER ALTE MOOR.</speaker>\n <p>Wie dem Fisch im Wasser! Von meinem Sohne schreibt er? – Wie kommst du zu dieser\n Besorgnis? Du hast mich zweimal gefragt.</p>\n</sp>
## [7] <sp who="#franz_von_moor">\n <speaker>FRANZ.</speaker>\n <p>Wenn Ihr krank seid – nur die leiseste Ahndung habt, es zu werden, so laßt mich – ich\n will zu gelegnerer Zeit zu Euch reden. <stage>Halb vor sich.</stage> Diese Zeitung ist\n nicht für einen zerbrechlichen Körper.</p>\n</sp>
## [8] <sp who="#der_alte_moor">\n <speaker>DER ALTE MOOR.</speaker>\n <p>Gott! Gott! was werd ich hören?</p>\n</sp>
## [9] <sp who="#franz_von_moor">\n <speaker>FRANZ.</speaker>\n <p>Laßt mich vorerst auf die Seite gehn und eine Träne des Mitleids vergießen um meinen\n verlornen Bruder – ich sollte schweigen auf ewig – denn er ist Euer Sohn; ich sollte\n seine Schande verhüllen auf ewig – denn er ist mein Bruder. – Aber Euch gehorchen, ist\n meine erste, traurige Pflicht – darum vergebt mir.</p>\n</sp>
## [10] <sp who="#der_alte_moor">\n <speaker>DER ALTE MOOR.</speaker>\n <p>O Karl! Karl! Wüßtest du, wie deine Aufführung das Vaterherz foltert! Wie eine\n einzige frohe Nachricht von dir meinem Leben zehen Jahre zusetzen würde – mich zum\n Jüngling machen würde – da mich nun jede, ach! – einen Schritt näher ans Grab\n rückt!</p>\n</sp>
## [11] <sp who="#franz_von_moor">\n <speaker>FRANZ.</speaker>\n <p>Ist es das, alter Mann, so lebt wohl – wir alle würden noch heute die Haare ausraufen\n über Eurem Sarge.</p>\n</sp>
## [12] <sp who="#der_alte_moor">\n <speaker>DER ALTE MOOR.</speaker>\n <p>Bleib! – Es ist noch um den kleinen kurzen Schritt <pb n="493"/> zu tun – laß ihm\n seinen Willen! <stage>Indem er sich niedersetzt.</stage> Die Sünden seiner Väter\n werden heimgesucht im dritten und vierten Glied – laß ihns vollenden.</p>\n</sp>
## [13] <sp who="#franz_von_moor">\n <speaker>FRANZ</speaker>\n <stage>nimmt den Brief aus der Tasche.</stage>\n <p>Ihr kennt unsern Korrespondenten! Seht! Den Finger meiner rechten Hand wollt ich drum\n geben, dürft ich sagen, er ist ein Lügner, ein schwarzer, giftiger Lügner – – Faßt\n Euch! Ihr vergebt mir, wenn ich Euch den Brief nicht selbst lesen lasse – noch dörft\n Ihr nicht alles hören.</p>\n</sp>
## [14] <sp who="#der_alte_moor">\n <speaker>DER ALTE MOOR.</speaker>\n <p>Alles, alles – mein Sohn, du ersparst mir die Krücke.</p>\n</sp>
## [15] <sp who="#franz_von_moor">\n <speaker>FRANZ</speaker>\n <stage>liest.</stage>\n <p>»Leipzig, vom 1. Mai. – Verbände mich nicht eine unverbrüchliche Zusage, dir auch\n nicht das geringste zu verhehlen, was ich von den Schicksalen deines Bruders auffangen\n kann, liebster Freund, nimmermehr würde meine unschuldige Feder an dir zur Tyrannin\n geworden sein. Ich kann aus hundert Briefen von dir abnehmen, wie Nachrichten dieser\n Art dein brüderliches Herz durchbohren müssen, mir ists, als säh ich dich schon um den\n Nichtswürdigen, den Abscheulichen« – – <stage>Der alte Moor verbirgt sein\n Gesicht.</stage> Seht, Vater! ich lese Euch nur das Glimpflichste – »den\n Abscheulichen in tausend Tränen ergossen«, – ach, sie flossen stürzten stromweis von\n dieser mitleidigen Wange – »mir ists, als säh ich schon deinen alten, frommen Vater\n totenbleich« – Jesus Maria! Ihr seids, eh Ihr noch das mindeste wisset?</p>\n</sp>
## [16] <sp who="#der_alte_moor">\n <speaker>DER ALTE MOOR.</speaker>\n <p>Weiter! Weiter!</p>\n</sp>
## [17] <sp who="#franz_von_moor">\n <speaker>FRANZ.</speaker>\n <p>»Totenbleich in seinen Stuhl zurücktaumeln und dem Tage fluchen, an dem ihm zum\n erstenmal <emph>Vater</emph> entgegengestammelt ward. Man hat mir nicht alles\n entdecken mögen, und von dem wenigen, das ich weiß, erfährst du nur weniges. Dein\n Bruder scheint nun das Maß seiner Schande gefüllt zu haben; ich wenigstens kenne\n nichts über dem, was er wirklich erreicht hat, wenn nicht sein Genie das meinige\n hierin übersteigt. Gestern um Mitternacht hatte er den großen Entschluß, nach\n vierzigtausend Dukaten Schulden« – ein hübsches Taschengeld, Vater! – »nachdem er\n zuvor die Tochter eines reichen Bankiers allhier entjungfert und ihren Galan, einen\n braven Jungen von Stand, im Duell auf den Tod verwundet, mit sieben andern, die er mit\n in sein Luderleben gezogen, dem Arm der <pb n="494"/> Justiz zu entlaufen« – Vater! Um\n Gotteswillen, Vater! Wie wird Euch?</p>\n</sp>
## [18] <sp who="#der_alte_moor">\n <speaker>DER ALTE MOOR.</speaker>\n <p>Es ist genug. – Laß ab, mein Sohn!</p>\n</sp>
## [19] <sp who="#franz_von_moor">\n <speaker>FRANZ.</speaker>\n <p>Ich schone Eurer – »Man hat ihm Steckbriefe nachgeschickt, die Beleidigte schreien\n laut um Genugtuung, ein Preis ist auf seinen Kopf gesetzt – der Name Moor« – Nein!\n meine arme Lippen sollen nimmermehr einen Vater ermorden! <stage>Zerreißt den\n Brief.</stage> Glaubt es nicht, Vater! Glaubt ihm keine Silbe!</p>\n</sp>
## [20] <sp who="#der_alte_moor">\n <speaker>DER ALTE MOOR</speaker>\n <stage>weint bitterlich.</stage>\n <p>Mein Name! Mein ehrlicher Name!</p>\n</sp>
## ...
Die Suche hat einen Vektor sp_elements
mit XML-Elementen geliefert, die alle Sprechtexte enthalten. Wir können nun eine for-Schleife definieren, die über diesen Vektor iteriert. In jedem Schleifendurchlauf wird zuerst den Wert des Attributs who
extrahiert, danach alle stage-Elemente (also Bühnenanweisungen), die sich innerhalb des sp-Elements befinden (wir wissen ja: stage-Elemente sind Kindelemente der p-Elemente, und die p-Elemente sind wiederum Kindelemente der sp-Elemente), und alle speaker-Elemente. Anschließend werden alle p-Elemente gesucht. Der Sprechtext wird mit xml_text()
extrahiert und im selben Schritt zusammengefügt (denn manche Sprechtexte bestehen aus mehreren p-Elementen). Zuletzt werden der Sprechername und der Sprechtext als neue Zeile an den Dataframe speakers_df angefügt.
# Leeren Dataframe erstellen
speakers_df <- data.frame(speaker = character(),
text = character(),
stringsAsFactors = FALSE)
# Über den Vektor mit den sp-Elementen iterieren, Sprechtexte extrahieren und dem Dataframe hinzufügen
for (sp in sp_elements) {
# Speaker extrahieren
speaker_id <- xml_attr(sp, "who")
# Sprechtexte extrahieren: Dabei erst stage-Elemente entfernen
stage_elems <- xml_find_all(sp, ".//stage")
xml_replace(stage_elems, "")
speaker_elem <- xml_find_first(sp, ".//speaker")
xml_replace(speaker_elem, "")
texts <- xml_find_all(sp, ".//p")
spoken_text <- paste(xml_text(texts), collapse=" ") # Sprechtexte zusammenführen
# Ergebnisse an den DataFrame anhängen
speakers_df <- rbind(speakers_df, data.frame(speaker = speaker_id, text = spoken_text, stringsAsFactors = FALSE))
}
## speaker text
## 1 #franz_von_moor Aber ist Euch auch wohl, Vater? Ihr seht so blaß.
## 2 #der_alte_moor Ganz wohl, mein Sohn – was hattest du mir zu sagen?
## 3 #franz_von_moor Die Post ist angekommen – ein Brief von unserm Korrespondenten in Leipzig –
## 4 #der_alte_moor Nachrichten von meinem Sohne Karl?
## 5 #franz_von_moor Hm! Hm! – So ist es. Aber ich fürchte – ich weiß nicht – ob ich – Eurer Gesundheit? –\n Ist Euch wirklich ganz wohl, mein Vater?
## 6 #der_alte_moor Wie dem Fisch im Wasser! Von meinem Sohne schreibt er? – Wie kommst du zu dieser\n Besorgnis? Du hast mich zweimal gefragt.
## 7 #franz_von_moor Wenn Ihr krank seid – nur die leiseste Ahndung habt, es zu werden, so laßt mich – ich\n will zu gelegnerer Zeit zu Euch reden. Diese Zeitung ist\n nicht für einen zerbrechlichen Körper.
## 8 #der_alte_moor Gott! Gott! was werd ich hören?
## 9 #franz_von_moor Laßt mich vorerst auf die Seite gehn und eine Träne des Mitleids vergießen um meinen\n verlornen Bruder – ich sollte schweigen auf ewig – denn er ist Euer Sohn; ich sollte\n seine Schande verhüllen auf ewig – denn er ist mein Bruder. – Aber Euch gehorchen, ist\n meine erste, traurige Pflicht – darum vergebt mir.
## 10 #der_alte_moor O Karl! Karl! Wüßtest du, wie deine Aufführung das Vaterherz foltert! Wie eine\n einzige frohe Nachricht von dir meinem Leben zehen Jahre zusetzen würde – mich zum\n Jüngling machen würde – da mich nun jede, ach! – einen Schritt näher ans Grab\n rückt!
## 11 #franz_von_moor Ist es das, alter Mann, so lebt wohl – wir alle würden noch heute die Haare ausraufen\n über Eurem Sarge.
## 12 #der_alte_moor Bleib! – Es ist noch um den kleinen kurzen Schritt zu tun – laß ihm\n seinen Willen! Die Sünden seiner Väter\n werden heimgesucht im dritten und vierten Glied – laß ihns vollenden.
## 13 #franz_von_moor Ihr kennt unsern Korrespondenten! Seht! Den Finger meiner rechten Hand wollt ich drum\n geben, dürft ich sagen, er ist ein Lügner, ein schwarzer, giftiger Lügner – – Faßt\n Euch! Ihr vergebt mir, wenn ich Euch den Brief nicht selbst lesen lasse – noch dörft\n Ihr nicht alles hören.
## 14 #der_alte_moor Alles, alles – mein Sohn, du ersparst mir die Krücke.
## 15 #franz_von_moor »Leipzig, vom 1. Mai. – Verbände mich nicht eine unverbrüchliche Zusage, dir auch\n nicht das geringste zu verhehlen, was ich von den Schicksalen deines Bruders auffangen\n kann, liebster Freund, nimmermehr würde meine unschuldige Feder an dir zur Tyrannin\n geworden sein. Ich kann aus hundert Briefen von dir abnehmen, wie Nachrichten dieser\n Art dein brüderliches Herz durchbohren müssen, mir ists, als säh ich dich schon um den\n Nichtswürdigen, den Abscheulichen« – – Seht, Vater! ich lese Euch nur das Glimpflichste – »den\n Abscheulichen in tausend Tränen ergossen«, – ach, sie flossen stürzten stromweis von\n dieser mitleidigen Wange – »mir ists, als säh ich schon deinen alten, frommen Vater\n totenbleich« – Jesus Maria! Ihr seids, eh Ihr noch das mindeste wisset?
## 16 #der_alte_moor Weiter! Weiter!
## 17 #franz_von_moor »Totenbleich in seinen Stuhl zurücktaumeln und dem Tage fluchen, an dem ihm zum\n erstenmal Vater entgegengestammelt ward. Man hat mir nicht alles\n entdecken mögen, und von dem wenigen, das ich weiß, erfährst du nur weniges. Dein\n Bruder scheint nun das Maß seiner Schande gefüllt zu haben; ich wenigstens kenne\n nichts über dem, was er wirklich erreicht hat, wenn nicht sein Genie das meinige\n hierin übersteigt. Gestern um Mitternacht hatte er den großen Entschluß, nach\n vierzigtausend Dukaten Schulden« – ein hübsches Taschengeld, Vater! – »nachdem er\n zuvor die Tochter eines reichen Bankiers allhier entjungfert und ihren Galan, einen\n braven Jungen von Stand, im Duell auf den Tod verwundet, mit sieben andern, die er mit\n in sein Luderleben gezogen, dem Arm der Justiz zu entlaufen« – Vater! Um\n Gotteswillen, Vater! Wie wird Euch?
## 18 #der_alte_moor Es ist genug. – Laß ab, mein Sohn!
## 19 #franz_von_moor Ich schone Eurer – »Man hat ihm Steckbriefe nachgeschickt, die Beleidigte schreien\n laut um Genugtuung, ein Preis ist auf seinen Kopf gesetzt – der Name Moor« – Nein!\n meine arme Lippen sollen nimmermehr einen Vater ermorden! Glaubt es nicht, Vater! Glaubt ihm keine Silbe!
## 20 #der_alte_moor Mein Name! Mein ehrlicher Name!
## 21 #franz_von_moor Schändlicher, dreimal schändlicher Karl! Ahndete mirs nicht, da er, noch ein Knabe,\n den Mädels so nachschlenderte, mit Gassenjungen und elendem Gesindel auf Wiesen und\n Bergen sich herumhetzte, den Anblick der Kirche, wie ein Missetäter das Gefängnis,\n floh, und die Pfennige, die er Euch abquälte, dem ersten dem besten Bettler in den Hut\n warf, während daß wir daheim mit frommen Gebeten und heiligen Predigtbüchern uns\n erbauten? – Ahndete mirs nicht, da er die Abenteuer des Julius Cäsar und Alexander\n Magnus und anderer stockfinsterer Heiden lieber las als die Geschichte des bußfertigen\n Tobias? – Hundertmal hab ichs Euch geweissagt, denn meine Liebe zu ihm war immer in\n den Schranken der kindlichen Pflicht, – der Junge wird uns alle noch in Elend und\n Schande stürzen! – O daß er Moors Namen nicht trüge! daß mein Herz nicht so warm für\n ihn schlüge! Die gottlose Liebe, die ich nicht vertilgen kann, wird mich noch einmal\n vor Gottes Richterstuhl anklagen.
## 22 #der_alte_moor Oh – meine Aussichten! Meine goldenen Träume!
## 23 #franz_von_moor Das weiß ich wohl. Das ist es ja, was ich eben sagte. Der feurige Geist, der in dem\n Buben lodert, sagtet Ihr immer, der ihn für jeden Reiz von Größe und Schönheit so\n empfindlich macht; diese Offenheit, die seine Seele auf dem Auge spiegelt, diese\n Weichheit des Gefühls, die ihn bei jedem Leiden in weinende Sympathie dahinschmelzt,\n dieser männliche Mut, der ihn auf den Wipfel hundertjähriger Eichen treibet und über\n Gräber und Palisaden und reißende Flüsse jagt, dieser kindische Ehrgeiz, dieser\n unüberwindliche Starrsinn und alle diese schöne, glänzende Tugenden, die im\n Vatersöhnchen keimten, werden ihn dereinst zu einem warmen Freund eines\n Freundes, zu einem trefflichen Bürger, zu einem Helden, zu einem großen,\n großen Manne machen – Seht Ihrs nun, Vater! – der feurige Geist hat\n sich entwickelt, ausgebreitet, herrliche Früchte hat er getragen. Seht diese\n Offenheit, wie hübsch sie sich zur Frechheit herumgedreht hat; seht diese Weichheit,\n wie zärtlich sie für Koketten girret, wie so empfindsam für die Reize einer Phryne!\n Seht dieses feurige Genie, wie es das Öl seines Lebens in sechs Jährchen so rein\n weggebrannt hat, daß er bei lebendigem Leibe umgeht, und da kommen die Leute und sind\n so unverschämt und sagen: c'est l'amour qui a fait ça! Ah! seht doch diesen kühnen,\n unternehmenden Kopf, wie er Plane schmiedet und ausführt, vor denen die Heldentaten\n eines Cartouches und Howards verschwinden! – Und wenn erst diese prächtigen Keime zur\n vollen Reife erwachsen, – was läßt sich auch von einem so zarten Alter Vollkommenes\n erwarten? – Vielleicht, Vater, erlebet Ihr noch die Freude, ihn an der Fronte eines\n Heeres zu erblicken, das in der heiligen Stille der Wälder residieret, und dem müden\n Wanderer seine Reise um die Hälfte der Bürde erleichtert – vielleicht könnt Ihr noch,\n eh Ihr zu Grabe geht, eine Wallfahrt nach seinem Monumente tun, das er sich zwischen\n Himmel und Erden errichtet – vielleicht, o Vater, Vater, Vater – seht Euch nach einem\n andern Namen um, sonst deuten Krämer und Gassenjungen mit Fingern auf Euch, die Euren\n Herrn Sohn auf dem Leipziger Marktplatz im Porträt gesehen haben.
## 24 #der_alte_moor Und auch du, mein Franz, auch du? O meine Kinder! Wie sie nach meinem Herzen\n zielen!
## 25 #franz_von_moor Ihr seht, ich kann auch witzig sein; aber mein Witz ist Skorpionstich. – Und dann der\n trockne Alltagsmensch, der kalte, hölzerne Franz, und wie die Titelchen alle heißen\n mögen, die Euch der Kontrast zwischen ihm und mir mocht eingegeben haben, wenn er Euch\n auf dem Schoße saß oder in die Backen zwickte – der wird einmal zwischen seinen\n Grenzsteinen sterben, und modern und vergessen werden, wenn der Ruhm dieses\n Universalkopfs von einem Pole zum andern fliegt – Ha! mit gefaltnen Händen dankt dir,\n o Himmel! der kalte, trockne, hölzerne Franz – daß er nicht ist wie dieser!
## 26 #der_alte_moor Vergib mir, mein Kind; zürne nicht auf einen Vater, der sich in seinen\n Planen betrogen findet. Der Gott, der mir durch Karln Tränen zusendet, wird sie durch\n dich, mein Franz, aus meinen Augen wischen.
## 27 #franz_von_moor Ja, Vater, aus Euren Augen soll er sie wischen. Euer Franz wird sein Leben dran\n setzen, das Eurige zu verlängern. Euer Leben ist das Orakel, das ich vor allem zu Rate\n ziehe über dem, was ich tun will, der Spiegel, durch den ich alles betrachte – keine\n Pflicht ist mir so heilig, die ich nicht zu brechen bereit bin, wenns um Euer\n kostbares Leben zu tun ist. – Ihr glaubt mir das?
## 28 #der_alte_moor Du hast noch große Pflichten auf dir, mein Sohn – Gott segne dich für das, was du mir\n warst und sein wirst!
## 29 #franz_von_moor Nun sagt mir einmal – Wenn Ihr diesen Sohn nicht den Euren nennen müßtet, Ihr wärt\n ein glücklicher Mann?
## 30 #der_alte_moor Stille! o stille! Da ihn die Wehmutter mir brachte, hub ich ihn gen Himmel und rief:\n Bin ich nicht ein glücklicher Mann?
## 31 #franz_von_moor Das sagtet Ihr. Nun habt Ihrs gefunden? Ihr beneidet den schlechtesten Eurer Bauren,\n daß er nicht Vater ist zu diesem – Ihr habt Kummer, solang Ihr diesen Sohn habt.\n Dieser Kummer wird wachsen mit Karln. Dieser Kummer wird Euer Leben untergraben.
## 32 #der_alte_moor Oh! er hat mich zu einem achtzigjährigen Manne gemacht.
## 33 #franz_von_moor Nun also – wenn Ihr dieses Sohnes Euch entäußertet?
## 34 #der_alte_moor Franz! Franz! was sagst du?
## 35 #franz_von_moor Ist es nicht diese Liebe zu ihm, die Euch all den Gram macht? Ohne diese Liebe ist er\n für Euch nicht da. Ohne diese strafbare, diese verdammliche Liebe ist er Euch\n gestorben – ist er Euch nie geboren. Nicht Fleisch und Blut, das Herz macht uns zu\n Vätern und Söhnen. Liebt Ihr ihn nicht mehr, so ist diese Abart auch Euer Sohn nicht\n mehr, und wär er aus Eurem Fleische geschnitten. Er ist Euer Augapfel gewesen bisher,\n nun aber, ärgert dich dein Auge, sagt die Schrift, so reiß es aus. Es ist besser,\n einäugig gen Himmel, als mit zwei Augen in die Hölle. Es ist besser, kinderlos gen\n Himmel, als wenn beide, Vater und Sohn, in die Hölle fahren. So spricht die\n Gottheit!
## 36 #der_alte_moor Du willst, ich soll meinen Sohn verfluchen?
## 37 #franz_von_moor Nicht doch! nicht doch! – Euren Sohn sollt Ihr nicht verfluchen. Was heißt Ihr Euren\n Sohn? – dem Ihr das Leben gegeben habt, wenn er sich auch aller ersinnliche Mühe gibt,\n das Eurige zu verkürzen?
## 38 #der_alte_moor Oh, das ist allzuwahr! das ist ein Gericht über mich. Der Herr hats ihm geheißen!
## 39 #franz_von_moor Seht Ihrs, wie kindlich Euer Busenkind an Euch handelt? Durch Eure väterliche\n Teilnehmung erwürgt er Euch, mordet Euch durch Eure Liebe, hat Euer Vaterherz selbst\n bestochen, Euch den Garaus zu machen. Seid Ihr einmal nicht mehr, so ist er Herr Eurer\n Güter, König seiner Triebe. Der Damm ist weg, und der Strom seiner Lüste kann itzt\n freier dahinbrausen. Denkt Euch einmal an seine Stelle! Wie oft muß er den Vater unter\n die Erde wünschen – wie oft den Bruder – die ihm im Lauf seiner Exzesse so\n unbarmherzig im Weg stehen. Ist das aber Liebe gegen Liebe? Ist das kindliche\n Dankbarkeit gegen väterliche Milde? Wenn er dem geilen Kitzel eines Augenblicks zehn\n Jahre Eures Lebens aufopfert? Wenn er den Ruhm seiner Väter, der sich schon sieben\n Jahrhunderte unbefleckt erhalten hat, in einer wollüstigen Minute aufs\n Spiel setzt? Heißt Ihr das Euren Sohn? Antwortet! Heißt Ihr das einen Sohn?
## 40 #der_alte_moor Ein unzärtliches Kind! ach! aber mein Kind doch! mein Kind doch!
## 41 #franz_von_moor Ein allerliebstes, köstliches Kind, dessen ewiges Studium ist, keinen Vater zu haben\n – O daß Ihrs begreifen lerntet! daß Euch die Schuppen fielen vom Auge! Aber Eure\n Nachsicht muß ihn in seinen Liederlichkeiten befestigen; Euer Vorschub ihnen\n Rechtmäßigkeit geben. Ihr werdet freilich den Fluch von seinem Haupte laden, auf Euch,\n Vater, auf Euch wird der Fluch der Verdammnis fallen.
## 42 #der_alte_moor Gerecht! sehr gerecht! – Mein, mein ist alle Schuld!
## 43 #franz_von_moor Wie viele Tausende, die voll sich gesoffen haben vom Becher der Wollust, sind durch\n Leiden gebessert worden. Und ist nicht der körperliche Schmerz, der jedes Übermaß\n begleitet, ein Fingerzeig des göttlichen Willens? Sollte ihn der Mensch durch seine\n grausame Zärtlichkeit verkehren? Soll der Vater das ihm anvertraute Pfand auf ewig zu\n Grund richten? – Bedenkt, Vater, wenn Ihr ihn seinem Elend auf einige\n Zeit preisgeben werdet, wird er nicht entweder umkehren müssen und sich bessern? oder\n er wird auch in der großen Schule des Elends ein Schurke bleiben, und dann – wehe dem\n Vater, der die Ratschlüsse einer höheren Weisheit durch Verzärtlung zernichtet! – Nun,\n Vater?
## 44 #der_alte_moor Ich will ihm schreiben, daß ich meine Hand von ihm wende.
## 45 #franz_von_moor Da tut Ihr recht und klug daran.
## 46 #der_alte_moor Daß er nimmer vor meine Augen komme.
## 47 #franz_von_moor Das wird eine heilsame Wirkung tun.
## 48 #der_alte_moor Bis er anders worden.
## 49 #franz_von_moor Schon recht, schon recht – Aber, wenn er nun kommt mit der Larve des Heuchlers, Euer\n Mitleid erweint, Eure Vergebung sich erschmeichelt und morgen hingeht und Eurer\n Schwachheit spottet im Arm seiner Huren? – Nein, Vater! Er wird freiwillig\n wiederkehren, wenn ihn sein Gewissen rein gesprochen hat.
## 50 #der_alte_moor So will ich ihm das auf der Stelle schreiben.
## 51 #franz_von_moor Halt! noch ein Wort, Vater! Eure Entrüstung, fürchte ich, möchte Euch zu harte Worte\n in die Feder werfen, die ihm das Herz zerspalten würden – und dann – glaubt Ihr nicht,\n daß er das schon für Verzeihung nehmen werde, wenn Ihr ihn noch eines eigenhändigen\n Schreibens wert haltet? Darum wirds besser sein, Ihr überlaßt das Schreiben mir.
## 52 #der_alte_moor Tu das, mein Sohn. – Ach! es hätte mir doch das Herz gebrochen! Schreib ihm – –
## 53 #franz_von_moor Dabei bleibts also?
## 54 #der_alte_moor Schreib ihm, daß ich tausend blutige Tränen, tausend schlaflose Nächte – Aber bring\n meinen Sohn nicht zur Verzweiflung!
## 55 #franz_von_moor Wollt Ihr Euch nicht zu Bette legen, Vater? Es griff Euch hart an.
## 56 #der_alte_moor Schreib ihm, daß die väterliche Brust – ich sage dir, bring meinen Sohn nicht zur\n Verzweiflung. \n
## 57 #franz_von_moor Tröste dich, Alter, du wirst ihn nimmer an diese Brust drücken, der Weg dazu ist ihm\n verrammelt wie der Himmel der Hölle – Er war aus deinen Armen gerissen, ehe du wußtest, daß du es wollen könntest – da müßt ich ein erbärmlicher Stümper sein,\n wenn ichs nicht einmal so weit gebracht hätte, einen Sohn vom Herzen des Vaters\n loszulösen, und wenn er mit ehernen Banden daran geklammert wäre – Ich hab einen\n magischen Kreis von Flüchen um dich gezogen, den er nicht überspringen soll – Glück\n zu, Franz! Weg ist das Schoßkind – Der Wald ist heller. Ich muß diese Papiere vollends\n aufheben, wie leicht könnte jemand meine Handschrift kennen! – Und Gram wird auch den Alten bald\n fortschaffen – und ihr muß ich diesen Karl aus dem Herzen reißen, wenn auch ihr halbes\n Leben dran hängen bleiben sollte. Ich habe große Rechte, über die Natur ungehalten zu sein, und bei meiner Ehre! ich\n will sie geltend machen. – Warum bin ich nicht der erste aus Mutterleib gekrochen?\n Warum nicht der einzige? Warum mußte sie mir diese Bürde von Häßlichkeit aufladen?\n Gerade mir? Nicht anders, als ob sie bei meiner Geburt einen Rest gesetzt hätte. Warum\n gerade mir die Lappländersnase? Gerade mir dieses Mohrenmaul? Diese Hottentottenaugen?\n Wirklich, ich glaube, sie hat von allen Menschensorten das Scheußliche auf einen\n Haufen geworfen und mich daraus gebacken. Mord und Tod! Wer hat ihr die Vollmacht\n gegeben, jenem dieses zu verleihen und mir vorzuenthalten? Könnte ihr jemand darum\n hofieren, eh er entstund? Oder sie beleidigen, eh er selbst wurde? Warum ging sie so\n parteilich zu Werke? Nein! nein! Ich tu ihr Unrecht. Gab sie uns doch Erfindungsgeist mit, setzte uns\n nackt und armselig ans Ufer dieses großen Ozeans Welt – Schwimme, wer\n schwimmen kann, und wer zu plump ist, geh unter! Sie gab mir nichts mit; wozu ich mich\n machen will, das ist nun meine Sache. Jeder hat gleiches Recht zum Größten und\n Kleinsten, Anspruch wird an Anspruch, Trieb an Trieb und Kraft an Kraft zernichtet.\n Das Recht wohnet beim Überwältiger, und die Schranken unserer Kraft sind unsere\n Gesetze. Wohl gibt es gewisse gemeinschaftliche Pakta, die man geschlossen hat, die Pulse des\n Weltzirkels zu treiben. Ehrlicher Name! – Wahrhaftig, eine reichhaltige Münze, mit der\n sich meisterlich schachern läßt, wers versteht, sie gut auszugeben. Gewissen, – o ja\n freilich! ein tüchtiger Lumpenmann, Sperlinge von Kirschbäumen\n wegzuschröcken! – auch das ein gut geschriebener Wechselbrief, mit dem auch der\n Bankerottierer zur Not noch hinauslangt. In der Tat, sehr lobenswürdige Anstalten, die Narren im Respekt und den Pöbel unter\n dem Pantoffel zu halten, damit die Gescheiten es desto bequemer haben. Ohne Anstand,\n recht schnackische Anstalten! Kommen mir für wie die Hecken, die meine Bauren gar\n schlau um ihre Felder herumführen, daß ja kein Hase drüber setzt, ja beileibe kein\n Hase! – Aber der gnädige Herr gibt seinem Rappen den Sporn und galoppiert weich über\n der weiland Ernte. Armer Hase! Es ist doch eine jämmerliche Rolle, der Hase sein müssen auf dieser Welt\n – Aber der gnädige Herr braucht Hasen! Also frisch drüber hinweg! Wer nichts fürchtet, ist nicht weniger mächtig als der,\n den alles fürchtet. Es ist itzo die Mode, Schnallen an den Beinkleidern zu tragen,\n womit man sie nach Belieben weiter und enger schnürt. Wir wollen uns ein Gewissen nach\n der neuesten Façon anmessen lassen, um es hübsch weiter aufzuschnallen, wie wir\n zulegen. Was können wir dafür? Geht zum Schneider! Ich habe Langes und Breites von\n einer sogenannten Blutliebe schwatzen gehört, das einem ordentlichen\n Hausmann den Kopf heiß machen könnte – Das ist dein Bruder! – das ist verdolmetscht:\n Er ist aus eben dem Ofen geschossen worden, aus dem du geschossen bist – also sei er\n dir heilig! – Merkt doch einmal diese verzwickte Konsequenz, diesen possierlichen\n Schluß von der Nachbarschaft der Leiber auf die Harmonie der Geister, von\n ebenderselben Heimat zu ebenderselben Empfindung, von einerlei Kost zu einerlei\n Neigung. Aber weiter – es ist dein Vater! Er hat dir das Leben gegeben, du bist sein\n Fleisch, sein Blut – also sei er dir heilig. Wiederum eine schlaue Konsequenz! Ich\n möchte doch fragen, warum hat er mich gemacht? doch wohl nicht gar aus\n Liebe zu mir, der erst ein Ich werden sollte? Hat er mich gekannt, ehe er\n mich machte? Oder hat er mich gedacht, wie er mich machte? Oder hat er\n mich gewünscht da er mich machte? Wußte er was ich werden würde? Das\n wollt ich ihm nicht raten, sonst möcht ich ihn dafür strafen, daß er mich doch gemacht\n hat! Kann ichs ihm Dank wissen, daß ich ein Mann wurde? So wenig, als ich ihn\n verklagen könnte, wenn er ein Weib aus mir gemacht hätte. Kann ich eine\n Liebe erkennen, die sich nicht auf Achtung gegen mein Selbst gründet?\n Konnte Achtung gegen mein Selbst vorhanden sein, das erst dardurch entstehen sollte,\n davon es die Voraussetzung sein muß? Wo stickt dann nun das Heilige? Etwa im Aktus\n selber, durch den ich entstund? – Als wenn dieser etwas mehr wäre als viehischer\n Prozeß zur Stillung viehischer Begierden! Oder stickt es vielleicht im Resultat dieses\n Aktus, der noch nichts ist als eiserne Notwendigkeit, die man so gern wegwünschte,\n wenns nicht auf Unkosten von Fleisch und Blut geschehn müßte? Soll ich ihm etwa darum\n gute Worte geben, daß er mich liebt? Das ist eine Eitelkeit von ihm, die Schoßsünde\n aller Künstler, die sich in ihrem Werk kokettieren, wär es auch noch so häßlich. –\n Sehet also, das ist die ganze Hexerei, die ihr in einen heiligen Nebel verschleiert,\n unsre Furchtsamkeit zu mißbrauchen. Soll auch ich mich dadurch gängeln lassen wie\n einen Knaben? Frisch also! mutig ans Werk! – Ich will alles um mich her ausrotten, was mich\n einschränkt, daß ich nicht Herr bin. Herr muß ich sein, daß\n ich das mit Gewalt ertrotze, wozu mir die Liebenswürdigkeit gebricht.\n \n
## 58 #karl_von_moor Mir ekelt vor diesem tintenklecksenden Säkulum, wenn ich in meinem Plutarch lese von\n großen Menschen.
## 59 #spiegelberg Den Josephus mußt du lesen.
## 60 #karl_von_moor Der lohe Lichtfunke Prometheus' ist ausgebrannt, dafür nimmt man itzt die Flamme von\n Bärlappenmehl – Theaterfeuer, das keine Pfeife Tabak anzündet. Da krabbeln sie nun wie\n die Ratten auf die Keule des Herkules, und studieren sich das Mark aus dem Schädel,\n was das für ein Ding sei, das er in seinen Hoden geführt hat? Ein französischer Abbé\n doziert, Alexander sei ein Hasenfuß gewesen, ein schwindsüchtiger Professor hält sich\n bei jedem Wort ein Fläschchen Salmiakgeist vor die Nase und liest ein\n Kollegium über die Kraft. Kerls, die in Ohnmacht fallen, wenn sie einen\n Buben gemacht haben, kritteln über die Taktik des Hannibals – feuchtohrige Buben\n fischen Phrases aus der Schlacht bei Cannä, und greinen über die Siege des Scipio,\n weil sie sie exponieren müssen.
## 61 #spiegelberg Das ist ja recht alexandrinisch geflennt.
## 62 #karl_von_moor Schöner Preis für euren Schweiß in der Feldschlacht, daß ihr jetzt in Gymnasien lebet\n und eure Unsterblichkeit in einem Bücherriemen mühsam fortgeschleppt wird. Kostbarer\n Ersatz eures verpraßten Blutes, von einem Nürnberger Krämer um Lebkuchen gewickelt –\n oder, wenns glücklich geht, von einem französischen Tragödienschreiber auf Stelzen\n geschraubt, und mit Drahtfäden gezogen zu werden! Hahaha!
## 63 #spiegelberg Lies den Josephus, ich bitte dich drum.
## 64 #karl_von_moor Pfui! Pfui über das schlappe Kastratenjahrhundert, zu nichts nütze, als die Taten der\n Vorzeit wiederzukäuen und die Helden des Altertums mit Kommentationen zu schinden und\n zu verhunzen mit Trauerspielen. Die Kraft seiner Lenden ist versiegen gegangen, und\n nun muß Bierhefe den Menschen fortpflanzen helfen.
## 65 #spiegelberg Tee, Bruder, Tee!
## 66 #karl_von_moor Da verrammeln sie sich die gesunde Natur mit abgeschmackten Konventionen, haben das\n Herz nicht, ein Glas zu leeren, weil sie Gesundheit dazu trinken müssen – belecken den\n Schuhputzer, daß er sie vertrete bei Ihro Gnaden, und hudeln den armen Schelm, den sie\n nicht fürchten. – Vergöttern sich um ein Mittagessen und möchten einander vergiften um\n ein Unterbett, das ihnen beim Aufstreich überboten wird. – Verdammen den Sadduzäer,\n der nicht fleißig genug in die Kirche kommt, und berechnen ihren Judenzins am Altare –\n fallen auf die Knie, damit sie ja ihren Schlamp ausbreiten können – wenden kein Aug\n von dem Pfarrer, damit sie sehen, wie seine Perücke frisiert ist. – Fallen in\n Ohnmacht, wenn sie eine Gans bluten sehen, und klatschen in die Hände, wenn ihr\n Nebenbuhler bankerott von der Börse geht. – – So warm ich ihnen die Hand drückte: –\n Nur noch einen Tag! – Umsonst! – Ins Loch mit dem Hund! – Bitten! Schwüre! Tränen!\n Hölle und Teufel!
## 67 #spiegelberg Und um so ein paar tausend lausige Dukaten –
## 68 #karl_von_moor Nein, ich mag nicht daran denken. Ich soll meinen Leib pressen in eine Schnürbrust\n und meinen Willen schnüren in Gesetze. Das Gesetz hat zum Schneckengang verdorben, was\n Adlerflug geworden wäre. Das Gesetz hat noch keinen großen Mann gebildet, aber die\n Freiheit brütet Kolosse und Extremitäten aus. Sie verpalisadieren sich ins Bauchfell\n eines Tyrannen, hofieren der Laune seines Magens und lassen sich klemmen von seinen\n Winden. – Ah! daß der Geist Hermanns noch in der Asche glimmte! – Stelle mich vor ein\n Heer Kerls wie ich, und aus Deutschland soll eine Republik werden, gegen die Rom und\n Sparta Nonnenklöster sein sollen. \n
## 69 #spiegelberg Bravo! Bravissimo! Du bringst mich eben recht auf das Chapitre. Ich will dir was ins\n Ohr sagen, Moor, das schon lang mit mir umgeht, und du bist der Mann dazu – sauf,\n Bruder, sauf – wie wärs, wenn wir Juden würden und das Königreich wieder aufs Tapet\n brächten?
## 70 #karl_von_moor Ah! nun merk ich – nun merk ich – du willst die Vorhaut aus der Mode bringen, weil\n der Barbier die deinige schon hat?
## 71 #spiegelberg Daß dich Bärenhäuter! Ich bin freilich wunderbarerweis schon voraus beschnitten. Aber\n sag, ist das nicht ein schlauer und herzhafter Plan? Wir lassen ein Manifest ausgehen\n in alle vier Enden der Welt und zitieren nach Palästina, was kein Schweinefleisch ißt.\n Da beweis ich nun durch triftige Dokumente, Herodes, der Vierfürst, sei mein\n Großahnherr gewesen, und so ferner. Das wird ein Viktoria abgeben, Kerl, wenn sie\n wieder ins Trockene kommen und Jerusalem wieder aufbauen dörfen. Itzt frisch mit den\n Türken aus Asien, weils Eisen noch warm ist, und Zedern gehauen aus dem Libanon, und\n Schiffe gebaut, und geschachert mit alten Borten und Schnallen das ganze Volk.\n Mittlerweile –
## 72 #karl_von_moor Kamerad! Mit den Narrenstreichen ists nun am Ende.
## 73 #spiegelberg Pfui, du wirst doch nicht gar den verlorenen Sohn spielen wollen! Ein Kerl wie du,\n der mit dem Degen mehr auf die Gesichter gekritzelt hat, als drei Substituten in einem\n Schaltjahr ins Befehlbuch schreiben! Soll ich dir von der großen\n Hundsleiche vorerzählen? Ha! ich muß nur dein eigenes Bild wieder vor dich rufen, das\n wird Feuer in deine Adern blasen, wenn dich sonst nichts mehr begeistert. Weißt du\n noch, wie die Herren vom Kollegio deiner Dogge das Bein hatten abschießen lassen, und\n du zur Revanche ließest ein Fasten ausschreiben in der ganzen Stadt? Man schmollte\n über dein Reskript. Aber du nicht faul, lässest alles Fleisch aufkaufen in ganz L.,\n daß in acht Stund kein Knoch mehr zu nagen ist in der ganzen Rundung und die Fische\n anfangen, im Preise zu steigen. Magistrat und Bürgerschaft düsselten Rache. Wir\n Pursche frisch heraus zu siebzehnhundert, und du an der Spitze, und Metzger und\n Schneider und Krämer hinterher, und Wirt und Barbierer und alle Zünfte, und fluchen,\n Sturm zu laufen wider die Stadt, wenn man den Purschen ein Haar krümmen wollte. Da\n gings aus wie's Schießen zu Hornberg, und mußten abziehen mit langer Nase. Du lässest\n Doktores kommen ein ganzes Konzilium und botst drei Dukaten, wer dem Hund ein Rezept\n schreiben würde. Wir sorgten, die Herren werden zuviel Ehr im Leib haben und\n nein sagen, und hattens schon verabredt, sie zu forcieren. Aber das war\n unnötig; die Herren schlugen sich um die drei Dukaten, und kams im Abstreich herab auf\n drei Batzen, in einer Stund sind zwölf Rezepte geschrieben, daß das Tier auch bald\n drauf verreckte.
## 74 #karl_von_moor Schändliche Kerls!
## 75 #spiegelberg Der Leichenpomp wird veranstaltet in aller Pracht Carmina gabs die schwere Meng um\n den Hund, und zogen wir aus des Nachts gegen tausend, eine Laterne in der einen Hand,\n unsre Raufdegen in der andern, und so fort durch die Stadt mit Glockenspiel und\n Geklimper, bis der Hund beigesetzt war. Drauf gabs ein Fressen, das währt bis an den\n lichten Morgen, da bedanktest du dich bei den Herren für das herzliche Beileid und\n ließest das Fleisch verkaufen ums halbe Geld. Mort de ma vie, da hatten wir dir\n Respekt wie eine Garnison in einer eroberten Festung –
## 76 #karl_von_moor Und du schämst dich nicht, damit groß zu prahlen? Hast nicht einmal so viel Scham,\n dich dieser Streiche zu schämen?
## 77 #spiegelberg Geh, geh! Du bist nicht mehr Moor. Weißt du noch, wie tausendmal du, die Flasche in\n der Hand, den alten Filzen hast aufgezogen und gesagt: Er soll nur\n drauflos schaben und scharren, du wollest dir dafür die Gurgel absaufen. – Weißt du\n noch? he? weißt du noch? O du heilloser, erbärmlicher Prahlhans! Das war noch männlich\n gesprochen und edelmännisch, aber –
## 78 #karl_von_moor Verflucht seist du, daß du mich dran erinnerst! Verflucht ich, daß ich es sagte! Aber\n es war nur im Dampfe des Weins, und mein Herz hörte nicht, was meine Zunge\n prahlte.
## 79 #spiegelberg Nein! nein! nein! das kann nicht sein. Unmöglich, Bruder, das kann dein Ernst nicht\n sein. Sag, Brüderchen, ist es nicht die Not, die dich so stimmt? Komm, laß dir ein\n Stückchen aus meinen Bubenjahren erzählen. Da hatt ich neben meinem Haus einen Graben,\n der, wie wenig, seine acht Schuh breit war, wo wir Buben uns in die Wette bemühten\n hinüberzuspringen. Aber das war umsonst. Pflumpf! lagst du, und ward ein Gezisch und\n Gelächter über dir, und wurdest mit Schneeballen geschmissen über und über. Neben\n meinem Haus lag eines Jägers Hund an einer Kette, eine so bissige Bestie, die dir die\n Mädels wie der Blitz am Rockzipfel hatte, wenn sie sichs versahn und zu nah dran\n vorbeistrichen. Das war nun mein Seelengaudium, den Hund überall zu necken, wo ich nur\n konnte, und wollt halb krepieren vor Lachen, wenn mich dann das Luder so giftig\n anstierte und so gern auf mich losgerannt wär, wenns nur gekonnt hätte. – Was\n geschieht? Ein andermal mach ichs ihm auch wieder so und werf ihn mit einem Stein so\n derb an die Ripp, daß er vor Wut von der Kette reißt und auf mich dar, und ich wie\n alle Donnerwetter reißaus und davon – Tausend Schwerenot! Da ist dir just der\n vermaledeite Graben dazwischen. Was zu tun? Der Hund ist mir hart an den Fersen und\n wütig, also kurz resolviert – ein Anlauf genommen – drüben bin ich. Dem Sprung hatt\n ich Leib und Leben zu danken; die Bestie hätte mich zuschanden gerissen.
## 80 #karl_von_moor Aber wozu itzt das?
## 81 #spiegelberg Dazu – daß du sehen sollst, wie die Kräfte wachsen in der Not. Darum laß ich mirs\n auch nicht bange sein, wenns aufs Äußerste kommt. Der Mut wächst mit der Gefahr; die\n Kraft erhebt sich im Drang. Das Schicksal muß einen großen Mann aus mir haben wollen,\n weils mir so quer durch den Weg streicht.
## 82 #karl_von_moor Ich wüßte nicht, wozu wir den Mut noch haben sollten und noch nicht gehabt\n hätten.
## 83 #spiegelberg So? – Und du willst also deine Gaben in dir verwittern lassen? Dein Pfund vergraben?\n Meinst du, deine Stinkereien in Leipzig machen die Grenzen des menschlichen Witzes\n aus? Da laß uns erst in die große Welt kommen. Paris und London! – wo man Ohrfeigen\n einhandelt, wenn man einen mit dem Namen eines ehrlichen Mannes grüßt. Da ist es auch\n ein Seelenjubilo, wenn man das Handwerk ins Große praktiziert. – Du wirst gaffen! Du\n wirst Augen machen! Wart, und wie man Handschriften nachmacht, Würfel verdreht,\n Schlösser aufbricht und den Koffern das Eingeweid ausschüttet – das sollst du noch von\n Spiegelberg lernen! Die Kanaille soll man an den nächsten besten Galgen knüpfen, die\n bei geraden Fingern verhungern will.
## 84 #karl_von_moor Wie? Du hast es wohl gar noch weiter gebracht?
## 85 #spiegelberg Ich glaube gar, du setzest ein Mißtrauen in mich. Wart, laß mich erst warm werden; du\n sollst Wunder sehen, dein Gehirnchen soll sich im Schädel umdrehen, wenn mein\n kreißender Witz in die Wochen kommt. – Wie es sich\n aufhellt in mir! Große Gedanken dämmern auf in meiner Seele! Riesenplane gären in\n meinem schöpfrischen Schädel. Verfluchte Schlafsucht! Die bisher meine Kräfte in Ketten schlug, meine Aussichten\n sperrte und spannte; ich erwache, fühle, wer ich bin – wer ich werden muß!
## 86 #karl_von_moor Du bist ein Narr. Der Wein bramarbasiert aus deinem Gehirne.
## 87 #spiegelberg Spiegelberg, wird es heißen, kannst du hexen, Spiegelberg? Es ist schade, daß du kein\n General worden bist, Spiegelberg, wird der König sagen, du hättest die Östreicher\n durch ein Knopfloch gejagt. Ja, hör ich die Dokters jammern, es ist unverantwortlich,\n daß der Mann nicht die Medizin studiert hat, er hätte ein neues Kropfpulver erfunden.\n Ach! und daß er das Kamerale nicht zum Fach genommen hat, werden die Sullys in ihren\n Kabinetten seufzen, er hätte aus Steinen Louisdore hervorgezaubert. Und Spiegelberg\n wird es heißen in Osten und Westen, und in den Kot mit euch, ihr Memmen, ihr Kröten,\n indes Spiegelberg mit ausgespreiteten Flügeln zum Tempel des Nachruhms\n emporfliegt.
## 88 #karl_von_moor Glück auf den Weg! Steig du auf Schandsäulen zum Gipfel des Ruhms. Im Schatten meiner\n väterlichen Haine, in den Armen meiner Amalia lockt mich ein edler Vergnügen. Schon\n die vorige Woche hab ich meinem Vater um Vergebung geschrieben, hab ihm nicht den\n kleinsten Umstand verschwiegen, und wo Aufrichtigkeit ist, ist auch Mitleid und Hilfe.\n Laß uns Abschied nehmen, Moritz. Wir sehen uns heut, und nie mehr. Die Post ist\n angelangt. Die Verzeihung meines Vaters ist schon innerhalb dieser Stadtmauren.
## 89 #roller Wißt ihr auch, daß man uns auskundschaftet?
## 90 #grimm Daß wir keinen Augenblick sicher sind aufgehoben zu werden?
## 91 #karl_von_moor Mich wunderts nicht. Es gehe, wie es will! saht ihr den Schwarz nicht? sagt er euch\n von keinem Brief, den er an mich hätte?
## 92 #roller Schon lang sucht er dich, ich vermute so etwas.
## 93 #karl_von_moor Wo ist er, wo? wo? \n
## 94 #roller Bleib! wir haben ihn hieher beschieden. Du zitterst? –
## 95 #karl_von_moor Ich zittre nicht. Warum sollt ich auch zittern? Kameraden! dieser Brief – freut euch\n mit mir! Ich bin der Glücklichste unter der Sonne, warum sollt ich zittern?
## 96 #karl_von_moor Bruder! Bruder! den Brief! den Brief!
## 97 #schwarz Was ist dir? Wirst du nicht wie die Wand?
## 98 #karl_von_moor Meines Bruders Hand!
## 99 #schwarz Was treibt denn der Spiegelberg?
## 100 #grimm Der Kerl ist unsinnig. Er macht Gestus wie beim Sankt-Veits-Tanz.
## 101 #schufterle Sein Verstand geht im Ring herum. Ich glaub, er macht Verse.
## 102 #razmann Spiegelberg, He, Spiegelberg! – Die Bestie hört nicht.
## 103 #grimm Kerl! träumst du, oder –?
## 104 #spiegelberg La bourse ou la vie! \n
## 105 #roller Moor! wo 'naus, Moor? was beginnst du?
## 106 #grimm Was hat er, was hat er? Er ist bleich wie die Leiche.
## 107 #schweizer Das müssen schöne Neuigkeiten sein! Laß doch sehen!
## 108 #roller »Unglücklicher Bruder!« Der Anfang klingt lustig. »Nur kürzlich muß ich dir melden,\n daß deine Hoffnung vereitelt ist – du sollst hingehen, läßt dir der Vater sagen, wohin\n dich deine Schandtaten führen. Auch, sagt er, werdest du dir keine Hoffnung ma chen,\n jemals Gnade zu seinen Füßen zu erwimmern, wenn du nicht gewärtig sein wollest, im\n untersten Gewölb seiner Türme mit Wasser und Brot so lang traktiert zu werden, bis\n deine Haare wachsen wie Adlersfedern und deine Nägel wie Vogelsklauen werden. Das sind\n seine eigene Worte. Er befiehlt mir, den Brief zu schließen. Leb wohl auf ewig. Ich\n bedaure dich – Franz von Moor«.
## 109 #schweizer Ein zuckersüßes Brüderchen! In der Tat! – Franz heißt die Kanaille?
## 110 #spiegelberg Von Wasser und Brot ist die Rede? Ein schönes Leben! Da hab ich anders für euch\n gesorgt! Sagt ichs nicht, ich müßt am Ende für euch alle denken?
## 111 #schweizer Was sagt der Schafskopf? der Esel will für uns alle denken?
## 112 #spiegelberg Hasen, Krüppel, lahme Hunde seid ihr alle, wenn ihr das Herz nicht habt, etwas Großes\n zu wagen!
## 113 #roller Nun, das wären wir freilich, du hast recht – aber wird es uns auch aus dieser\n vermaledeiten Lage reißen, was du wagen wirst? wird es? –
## 114 #spiegelberg Armer Tropf! Aus dieser Lage reißen? hahaha! – aus dieser Lage reißen? – und auf mehr\n raffiniert dein Fingerhut voll Gehirn nicht? und damit trabt deine Mähre zum Stalle?\n Spiegelberg müßte ein Hundsfott sein, wenn er mit dem nur anfangen wollte. Zu Helden,\n sag ich dir, zu Freiherrn, zu Fürsten, zu Göttern wirds euch machen!
## 115 #razmann Das ist viel auf einen Hieb, wahrlich! Aber es wird wohl eine halsbrechende Arbeit\n sein, den Kopf wirds wenigstens kosten.
## 116 #spiegelberg Es will nichts als Mut, denn was den Witz betrifft, den nehm ich ganz über\n mich. Mut, sag ich, Schweizer! Mut! Roller, Grimm, Razmann, Schufterle!\n Mut! –
## 117 #schweizer Mut? Wenns nur das ist – Mut hab ich genug, um barfuß mitten durch die Hölle zu\n gehn.
## 118 #schufterle Mut genug, mich unterm lichten Galgen mit dem leibhaftigen Teufel um einen armen\n Sünder zu balgen.
## 119 #spiegelberg So gefällt mirs! Wenn ihr Mut habt, tret einer auf und sag: Er habe noch etwas zu\n verlieren, und nicht alles zu gewinnen! –
## 120 #schwarz Wahrhaftig, da gäbs manches zu verlieren, wenn ich das verlieren wollte, was ich noch\n zu gewinnen habe!
## 121 #razmann Ja, zum Teufel! und manches zu gewinnen, wenn ich das gewinnen wollte, was ich nicht\n verlieren kann.
## 122 #schufterle Wenn ich das verlieren müßte, was ich auf Borgs auf dem Leibe trage, so hätt ich\n allenfalls morgen nichts mehr zu verlieren.
## 123 #spiegelberg Also denn! Wenn\n noch ein Tropfen deutschen Heldenbluts in euren Adern rinnt – kommt! Wir wollen uns in\n den böhmischen Wäldern niederlassen, dort eine Räuberbande zusammenziehen und – Was\n gafft ihr mich an? – Ist euer bißchen Mut schon verdampft?
## 124 #roller Du bist wohl nicht der erste Gauner, der über den hohen Galgen weggesehen hat – und\n doch – Was hätten wir sonst noch für eine Wahl übrig?
## 125 #spiegelberg Wahl? Was? nichts habt ihr zu wählen! Wollt ihr im Schuldturm stecken, und\n zusammenschnurren, bis man zum Jüngsten Tag posaunt? Wollt ihr euch mit der Schaufel\n und Haue um einen Bissen trocken Brot abquälen? Wollt ihr an der Leute Fenster mit\n einem Bänkelsängerlied ein mageres Almosen erpressen? oder wollt ihr zum Kalbsfell\n schwören – und da ist erst noch die Frage, ob man euren Gesichtern traut – und dort\n unter der milzsüchtigen Laune eines gebieterischen Korporals das Fegfeuer zum voraus\n abverdienen, oder bei klingendem Spiel nach dem Takt der Trommel spazieren gehn, oder\n im Galliotenparadies das ganze Eisenmagazin Vulkans hinterherschleifen? Seht, das habt\n ihr zu wählen, da ist es beisammen, was ihr wählen könnt!
## 126 #roller So unrecht hat der Spiegelberg eben nicht. Ich hab auch meine Plane schon\n zusammengemacht, aber sie treffen endlich auf eins. Wie wärs, dacht ich, wenn ihr euch\n hinsetztet und ein Taschenbuch oder einen Almanach oder so was ähnliches\n zusammensudeltet und um den lieben Groschen rezensiertet, wie's wirklich Mode ist?
## 127 #schufterle Zum Henker! ihr ratet nach zu meinen Projekten. Ich dacht ebei mir selbst, wie, wenn\n du ein Pietist würdest und wöchentlich deine Erbauungsstunden hieltest?
## 128 #grimm Getroffen! und wenn das nicht geht, ein Atheist! Wir könnten die vier Evangelisten\n aufs Maul schlagen, ließen unser Buch durch den Schinder verbrennen, und so gings\n reißend ab.
## 129 #razmann Oder zögen wir wider die Franzosen zu Felde – ich kenne einen Dokter, der sich ein\n Haus von purem Quecksilber gebauet hat, wie das Epigramm auf der Haustüre lautet.
## 130 #schweizer Moritz, du bist ein großer Mann! – oder es hat ein blindes Schwein eine Eichel\n gefunden.
## 131 #schwarz Vortreffliche Plane! honette Gewerbe! Wie doch die großen Geister sympathisieren!\n Itzt fehlte nur noch, daß wir Weiber und Kupplerinnen würden, oder gar unsere\n Jungferschaft zu Markte trieben.
## 132 #spiegelberg Possen, Possen! Und was hinderts, daß ihr nicht das meiste in einer Person sein\n könnt? Mein Plan wird euch immer am höchsten poussieren, und da habt ihr noch Ruhm und\n Unsterblichkeit! Seht, arme Schlucker! Auch so weit muß man hinausdenken! Auch auf den\n Nachruhm, das süße Gefühl von Unvergeßlichkeit –
## 133 #roller Und obenan in der Liste der ehrlichen Leute! Du bist ein Meisterredner, Spiegelberg,\n wenns drauf ankommt, aus einem ehrlichen Mann einen Hollunken zu machen – Aber sag\n doch einer, wo der Moor bleibt? –
## 134 #spiegelberg Ehrlich, sagst du? Meinst du, du seist nachher weniger ehrlich, als du itzt bist? Was\n heißt du ehrlich? Reichen Filzen ein Dritteil ihrer Sorgen vom Hals schaffen, die\n ihnen nur den goldnen Schlaf verscheuchen, das stockende Geld in Umlauf bringen, das\n Gleichgewicht der Güter wiederherstellen, mit einem Wort, das goldne\n Alter wieder zurückrufen, dem lieben Gott von manchem lästigen Kostgänger helfen, ihm\n Krieg, Pestilenz, teure Zeit und Dokters ersparen – siehst du, das heiß\n ich ehrlich sein, das heiß ich ein würdiges Werkzeug in der Hand der Vorsehung\n abgeben. – Und so bei jedem Braten, den man ißt, den schmeichelhaften Gedanken zu\n haben: den haben dir deine Finten, dein Löwenmut, deine Nachtwachen erworben – von\n groß und klein respektiert zu werden –
## 135 #roller Und endlich gar bei lebendigem Leibe gen Himmel fahren, und trutz Sturm und Wind,\n trutz dem gefräßigen Magen der alten Urahne Zeit unter Sonn und Mond und allen\n Fixsternen schweben, wo selbst die unvernünftigen Vögel des Himmels, von edler\n Begierde herbeigelockt, ihr himmlisches Konzert musizieren, und die Engel mit\n Schwänzen ihr hochheiliges Synedrium halten? Nicht wahr? – Und wenn Monarchen und\n Potentaten von Motten und Würmern verzehrt werden, die Ehre haben zu dürfen, von\n Jupiters königlichem Vogel Visiten anzunehmen? – Moritz, Moritz, Moritz! nimm dich in\n acht! nimm dich in acht, vor dem dreibeinigten Tiere!
## 136 #spiegelberg Und das schröckt dich, Hasenherz? ist doch schon manches Universalgenie, das die Welt\n hätte reformieren können, auf dem Schindanger verfault, und spricht man nicht von so\n einem Jahrhunderte, Jahrtausende lang, da mancher König und Kurfürst in der Geschichte\n überhüpft würde, wenn sein Geschichtschreiber die Lücke in der Successionsleiter nicht\n scheute und sein Buch dardurch nicht um ein paar Oktavseiten gewönne, die ihm der\n Verleger mit barem Gelde bezahlt – Und wenn dich der Wanderer so hin und her fliegen\n sieht im Winde – der muß auch kein Wasser im Hirn gehabt haben, brummt er in den Bart,\n und seufzt über die elenden Zeiten.
## 137 #schweizer Meisterlich, Spiegelberg! Meisterlich! Was zum Teufel, steht ihr da, und zaudert?
## 138 #schwarz Und laß es auch Prostitution heißen – Was folgt weiter? Kann man nicht\n auf den Fall immer ein Pülverchen mit sich führen, das einen so im stillen übern\n Acheron fördert, wo kein Hahn darnach kräht? Nein, Bruder Moritz! dein\n Vorschlag ist gut. So lautet auch mein Katechismus.
## 139 #schufterle Blitz! Und der meine nicht minder. Spiegelberg, du hast mich geworben!
## 140 #razmann Du hast, wie ein anderer Orpheus, die heulende Bestie, mein Gewissen in den Schlaf\n gesungen. Nimm mich ganz, wie ich da bin!
## 141 #grimm Si omnes consentiunt ego non dissentio. Wohlgemerkt, ohne Komma! Es ist ein\n Aufstreich in meinem Kopf: Pietisten – Quacksalber – Rezensenten und Jauner. Wer am\n meist enbietet, der hat mich. Nimm diese Hand, Moritz!
## 142 #roller Und auch du, Schweizer? Also\n verpfänd ich meine Seele dem Teufel.
## 143 #spiegelberg Und deinen Namen den Sternen! Was liegt daran, wohin auch die Seele fährt? Wenn\n Scharen vorausgesprengter Kuriere unsere Niederfahrt melden, daß sich die Satane\n festtäglich herausputzen, sich den tausendjährigen Ruß aus den Wimpern stäuben und\n Myriaden gehörnter Köpfe aus der rauchenden Mündung ihrer Schwefelkamine\n hervorwachsen, unsern Einzug zu sehen? Kameraden! Frisch\n auf! Kameraden! Was in der Welt wiegt diesen Rausch des Entzückens auf? Kommt,\n Kameraden!
## 144 #roller Sachte nur! sachte! Wohin? Das Tier muß auch seinen Kopf haben, Kinder.
## 145 #spiegelberg Was predigt der Zauderer? Stand nicht der Kopf schon, eh noch ein Glied sich regte?\n Folgt, Kameraden.
## 146 #roller Gemach sag ich. Auch die Freiheit muß ihren Herrn haben. Ohne Oberhaupt ging Rom und\n Sparta zugrunde.
## 147 #spiegelberg Ja – haltet – Roller sagt recht. Und das muß ein erleuchteter Kopf sein. Versteht\n ihr? Ein feiner, politischer Kopf muß das sein! Ja! wenn ich mirs denke, was ihr vor\n einer Stunde waret, was ihr itzt seid, – durch einen glücklichen Gedanken\n seid – ja freilich, freilich müßt ihr einen Chef haben – und wer diesen Gedanken\n entsponnen, sagt, muß das nicht ein erleuchteter politischer Kopf sein?
## 148 #roller Wenn sichs hoffen ließe – träumen ließe – aber ich fürchte, er wird es nicht tun.
## 149 #spiegelberg Warum nicht? Sags keck heraus, Freund! – So schwer es ist, das kämpfende Schiff gegen\n die Winde zu lenken, so schwer sie auch drückt, die Last der Kronen – sags unverzagt,\n Roller, – vielleicht wird ers doch tun.
## 150 #roller Und leck ist das Ganze, wenn ers nicht tut. Ohne den Moor sind wir Leib ohne\n Seele.
## 151 #spiegelberg Stockfisch!
## 152 #karl_von_moor Menschen – Menschen! falsche, heuchlerische Krokodilbrut! Ihre Augen sind Wasser!\n Ihre Herzen sind Erzt! Küsse auf den Lippen! Schwerter im Busen! Löwen und Leoparden\n füttern ihre Jungen, Raben tischen ihren Kleinen auf dem Aas, und Er, Er – Bosheit hab\n ich dulden gelernt, kann dazu lächeln, wenn mein erboster Feind mir mein eigen\n Herzblut zutrinkt – aber wenn Blutliebe zur Verräterin, wenn Vaterliebe zur Megäre\n wird, o so fange Feuer, männliche Gelassenheit, verwilde zum Tiger, sanftmütiges Lamm,\n und jede Faser recke sich auf zu Grimm und Verderben.
## 153 #roller Höre, Moor! Was denkst du davon? Ein Räuberleben ist doch auch besser, als bei Wasser\n und Brot im untersten Gewölbe der Türme?
## 154 #karl_von_moor Warum ist dieser Geist nicht in einen Tiger gefahren, der sein wütendes Gebiß in\n Menschenfleisch haut? Ist das Vatertreue? Ist das Liebe für Liebe? Ich möchte ein Bär\n sein, und die Bären des Nordlands wider dies mörderische Geschlecht anhetzen – Reue,\n und keine Gnade! – Oh ich möchte den Ozean vergiften, daß sie den Tod aus allen\n Quellen saufen! Vertrauen, unüberwindliche Zuversicht, und kein Erbarmen!
## 155 #roller So höre doch, Moor, was ich dir sage!
## 156 #karl_von_moor Es ist unglaublich, es ist ein Traum, eine Täuschung – So eine rührende Bitte, so\n eine lebendige Schilderung des Elends und der zerfließenden Reue – die wilde Bestie\n wär in Mitleid zerschmolzen! Steine hätten Tränen vergossen, und doch – man würde es\n für ein boshaftes Pasquill aufs Menschengeschlecht halten, wenn ichs aussagen wollte –\n und doch, doch – oh, daß ich durch die ganze Natur das Horn des Aufruhrs blasen\n könnte, Luft, Erde und Meer wider das Hyänengezücht ins Treffen zu führen!
## 157 #grimm Höre doch, höre! vor Rasen hörst du ja nicht.
## 158 #karl_von_moor Weg, weg von mir! Ist dein Name nicht Mensch? Hat dich das Weib nicht geboren? – Aus\n meinen Augen, du mit dem Menschengesicht! – Ich hab ihn so unaussprechlich geliebt! so\n liebte kein Sohn, ich hätte tausend Leben für ihn – Ha! wer mir itzt ein Schwert in die Hand gäb, dieser Otterbrut\n eine brennende Wunde zu versetzen! wer mir sagte, wo ich das Herz ihres Lebens\n erzielen, zermalmen, zernichten – er sei mein Freund, mein Engel, mein Gott – ich will\n ihn anbeten!
## 159 #roller Eben diese Freunde wollen ja wir sein, laß dich doch weisen!
## 160 #schwarz Komm mit uns in die böhmischen Wälder! Wir wollen eine Räuberbande sammeln, und du –\n \n
## 161 #schweizer Du sollst unser Hauptmann sein! du mußt unser Hauptmann sein!
## 162 #spiegelberg Sklaven und Memmen!
## 163 #karl_von_moor Wer blies dir das Wort ein? Höre, Kerl! Das hast du nicht aus deiner Menschenseele hervorgeholt! Wer blies\n dir das Wort ein? Ja, bei dem tausendarmigen Tod! das wollen wir, das müssen wir! Der\n Gedanke verdient Vergötterung – Räuber und Mörder! – So wahr\n meine Seele lebt, ich bin euer Hauptmann!
## 164 #roller #grimm #schwarz #schufterle #razmann #schweizer Es lebe der Hauptmann!
## 165 #spiegelberg Bis ich ihm hinhelfe!
## 166 #karl_von_moor Siehe, da fällts wie der Star von meinen Augen! was für ein Tor ich war, daß ich ins\n Käficht zurückwollte! – Mein Geist dürstet nach Taten, mein Atem nach Freiheit, –\n Mörder, Räuber! – mit diesem Wort war das Gesetz unter\n meine Füße gerollt – Menschen haben Menschheit vor mir verborgen, da ich an Menschheit\n appellierte, weg dann von mir Sympathie und menschliche Schonung! – Ich habe keinen\n Vater mehr, ich habe keine Liebe mehr, und Blut und Tod soll mich vergessen lehren,\n daß mir jemals etwas teuer war! Kommt, kommt! – Oh ich will mir eine fürchterliche\n Zerstreuung machen – es bleibt dabei, ich bin euer Hauptmann! Und Glück zu dem Meister\n unter euch, der am wildesten sengt, am gräßlichsten mordet, denn ich sage euch, er\n soll königlich belohnet werden – tretet her um mich ein jeder und schwöret mir Treu\n und Gehorsam zu bis in den Tod! – schwört mir das bei dieser männlichen\n Rechte!
## 167 #roller #grimm #schwarz #schufterle #razmann #schweizer Wir schwören dir Treu und Gehorsam bis in den Tod!
## 168 #karl_von_moor Nun, und bei dieser männlichen Rechte! schwör ich euch hier, treu und standhaft euer\n Hauptmann zu bleiben bis in den Tod! Den soll dieser Arm gleich zur Leiche machen, der\n jemals zagt oder zweifelt oder zurücktritt! Ein Gleiches widerfahre mir von jedem\n unter euch, wenn ich meinen Schwur verletze! Seid ihrs zufrieden?
## 169 #roller #grimm #schwarz #schufterle #razmann #schweizer Wir sinds zufrieden.
## 170 #karl_von_moor Nun dann, so laßt uns gehn! Fürchtet euch nicht vor Tod und Gefahr, denn über uns\n waltet ein unbeugsames Fatum! Jeden ereilet endlich sein Tag, es sei auf dem weichen\n Kissen von Flaum, oder im rauhen Gewühl des Gefechts, oder auf offenem Galgen und Rad!\n Eins davon ist unser Schicksal! \n
## 171 #spiegelberg Dein Register hat ein Loch. Du hast das Gift weggelassen. \n
## 172 #franz_von_moor Du siehst weg, Amalia? Verdien ich weniger als der, den der Vater verflucht hat?
## 173 #amalia Weg! – Ha des liebevollen, barmherzigen Vaters, der seinen Sohn Wölfen und Ungeheuern\n preisgibt! daheim labt er sich mit süßem, köstlichem Wein und pflegt seiner morschen\n Glieder in Kissen von Eider, während sein großer, herrlicher Sohn darbt – schämt euch,\n ihr Unmenschen! schämt euch, ihr Drachenseelen, ihr Schande der Menschheit! – seinen\n einzigen Sohn!
## 174 #franz_von_moor Ich dächte, er hätt ihrer zween.
## 175 #amalia Ja, er verdient solche Söhne zu haben, wie du bist. Auf seinem Todbett wird er\n umsonst die welken Hände ausstrecken nach seinem Karl und schaudernd zurückfahren,\n wenn er die eiskalte Hand seines Franzens faßt – oh es ist süß, es ist\n köstlich süß, von deinem Vater verflucht zu werden! Sprich, Franz, liebe brüderliche\n Seele! was muß man tun, wenn man von ihm verflucht sein will?
## 176 #franz_von_moor Du schwärmst, meine Liebe, du bist zu bedauren.
## 177 #amalia O ich bitte dich – bedauerst du deinen Bruder? – Nein, Unmensch, du hassest ihn! Du\n hassest mich doch auch?
## 178 #franz_von_moor Ich liebe dich wie mich selbst, Amalia!
## 179 #amalia Wenn du mich liebst, kannst du mir wohl eine Bitte abschlagen?
## 180 #franz_von_moor Keine, keine! wenn sie nicht mehr ist als mein Leben.
## 181 #amalia O, wenn das ist! Eine Bitte, die du so leicht, so gern erfüllen wirst,\n – Hasse mich! Ich müßte feuerrot werden vor Scham, wenn ich an\n Karln denke und mir eben einfiel', daß du mich nicht hassest. Du versprichst mirs\n doch? – Itzt geh, und laß mich, ich bin so gern allein!
## 182 #franz_von_moor Allerliebste Träumerin! wie sehr bewundere ich dein sanftes liebevolles Herz.\n Hier, hier herrschte Karl wie ein Gott in\n seinem Tempel, Karl stand vor dir im Wachen, Karl regierte in deinen Träumen, die\n ganze Schöpfung schien dir nur in den Einzigen zu zerfließen, den Einzigen\n widerzustrahlen, den Einzigen dir entgegenzutönen.
## 183 #amalia Ja wahrhaftig, ich gesteh es. Euch Barbaren zum Trutz will ichs vor aller Welt\n gestehen – ich lieb ihn!
## 184 #franz_von_moor Unmenschlich, grausam! Diese Liebe so zu belohnen! Die zu vergessen –
## 185 #amalia Was, mich vergessen?
## 186 #franz_von_moor Hattest du ihm nicht einen Ring an den Finger gesteckt? einen Diamantring zum\n Unterpfand deiner Treue! – Freilich nun, wie kann auch ein Jüngling den Reizen einer\n Metze Widerstand tun? Wer wirds ihm auch verdenken, da ihm sonst nichts mehr übrig war\n wegzugeben, – und bezahlte sie ihn nicht mit Wucher dafür mit ihren Liebkosungen,\n ihren Umarmungen?
## 187 #amalia Meinen Ring einer Metze?
## 188 #franz_von_moor Pfui, pfui! das ist schändlich. Wohl aber, wenns nur das wäre! – Ein Ring, so kostbar\n er auch ist, ist im Grunde bei jedem Juden wiederzuhaben – vielleicht\n mag ihm die Arbeit daran nicht gefallen haben, vielleicht hat er einen schönern dafür\n eingehandelt.
## 189 #amalia Aber meinen Ring – ich sage, meinen Ring?
## 190 #franz_von_moor Keinen andern, Amalia – ha! solch ein Kleinod, und an meinem Finger – und von Amalia!\n – von hier sollt ihn der Tod nicht gerissen haben – nicht wahr, Amalia, nicht die\n Kostbarkeit des Diamants, nicht die Kunst des Gepräges – die Liebe macht seinen Wert\n aus. – Liebstes Kind, du weinest? wehe über den, der diese köstliche Tropfen aus so\n himmlischen Augen preßt – ach, und wenn du erst alles wüßtest, ihn selbst sähest, ihn\n unter der Gestalt sähest? –
## 191 #amalia Ungeheuer! wie, unter welcher Gestalt?
## 192 #franz_von_moor Stille, stille, gute Seele, frage mich nicht aus! Wenn es doch wenigstens nur einen Schleier hätte, das garstige Laster,\n sich dem Auge der Welt zu entstehlen! Aber da blickts schrecklich durch den gelben,\n bleifarbenen Augenring; – da verrät sichs im totenblassen, eingefallenen Gesicht und\n dreht die Knochen häßlich hervor – da stammelts in der halben, verstümmelten Stimme –\n da predigts fürchterlich laut vom zitternden, hinschwankenden Gerippe – da durchwühlt\n es der Knochen innerstes Mark und bricht die mannhafte Stärke der Jugend – da, da\n spritzt es den eitrigten, fressenden Schaum aus Stirn und Wangen und Mund und der\n ganzen Fläche des Leibes zum scheußlichen Aussatz hervor und nistet abscheulich in den\n Gruben der viehischen Schande – pfui, pfui! mir ekelt. Nasen, Augen, Ohren schütteln\n sich. – Du hast jenen Elenden gesehen, Amalia, der in unserem Siechenhause seinen\n Geist auskeuchte, die Scham schien ihr scheues Auge vor ihm zuzublinzen – du ruftest\n Wehe über ihn aus. Ruf dies Bild noch einmal ganz in deine Seele zurück, und Karl\n steht vor dir! – Seine Küsse sind Pest, seine Lippen vergiften die deinen!
## 193 #amalia Schamloser Lästerer!
## 194 #franz_von_moor Graut dir vor diesem Karl? Ekelt dir schon von dem matten Gemälde? Geh, gaff ihn\n selbst an, deinen schönen, englischen göttlichen Karl! Geh, sauge seinen balsamischen\n Atem ein und laß dich von den Ambrosiadüften begraben, die aus seinem Rachen dampfen!\n der bloße Hauch seines Mundes wird dich in jenen schwarzen todähnlichen\n Schwindel hauchen, der den Geruch eines berstenden Aases und den Anblick eines\n leichenvollen Walplatzes begleitet.
## 195 #franz_von_moor Welches Aufwallen der Liebe! Welche Wollust in der Umarmung – aber ist es nicht\n ungerecht, einen Menschen um seiner siechen Außenseite willen zu verdammen? Auch im\n elendesten äsopischen Krüppel kann eine große, liebenswürdige Seele wie ein Rubin aus\n dem Schlamme glänzen. Auch aus blattrigten Lippen\n kann ja die Liebe – Freilich, wenn das Laster auch die Festen des Charakters erschüttert, wenn mit der\n Keuschheit auch die Tugend davonfliegt, wie der Duft aus der welken Rose verdampft –\n wenn mit dem Körper auch der Geist zum Krüppel verdirbt –
## 196 #amalia Ha! Karl! nun erkenn ich dich wieder! du bist noch ganz! ganz! alles war Lüge! –\n Weißt du nicht, Bösewicht, daß Karl unmöglich das werden kann? Wohin so\n eilig, fliehst du vor deiner eigenen Schande?
## 197 #franz_von_moor Laß mich, laß mich! – meinen Tränen den Lauflassen – tyrannischer Vater! den besten\n deiner Söhne so hinzugeben dem Elend – der rings umgebenden Schande – laß mich,\n Amalia! ich will ihm zu Füßen fallen, auf den Knien will ich ihn beschwören, den\n ausgesprochenen Fluch auf mich, auf mich zu laden – mich zu enterben – mich – mein\n Blut – mein Leben – alles –
## 198 #amalia Bruder meines Karls, bester, liebster Franz!
## 199 #franz_von_moor O Amalia! Wie lieb ich dich um dieser unerschütterten Treue gegen meinen Bruder –\n verzeih, daß ich es wagte, deine Liebe auf diese harte Probe zu setzen! – Wie schön\n hast du meine Wünsche gerechtfertigt! – mit diesen Tränen, diesen Seufzern, diesem\n himmlischen Unwillen – auch für mich, für mich – unsere Seelen stimmten so\n zusammen.
## 200 #amalia O nein, das taten sie nie!
## 201 #franz_von_moor Ach, sie stimmten so harmonisch zusammen, ich meinte immer, wir müßten Zwillinge\n sein! Und wär der leidige Unterschied von außen nicht, wobei leider\n freilich ich verlieren muß, wir würden zehnmal verwechselt. Du bist, sagt ich oft zu\n mir selbst, ja, du bist der ganze Karl, sein Echo, sein Ebenbild!
## 202 #amalia Nein, nein, bei jenem keuschen Lichte des Himmels! kein Äderchen von ihm, kein\n Fünkchen von seinem Gefühle –
## 203 #franz_von_moor So ganz gleich in unsern Neigungen – die Rose war seine liebste Blume – welche Blume\n war mir über die Rose? Er liebte die Musik unaussprechlich, und ihr seid Zeugen, ihr\n Sterne! ihr habt mich so oft in der Totenstille der Nacht beim Klaviere belauscht,\n wenn alles um mich begraben lag in Schatten und Schlummer – und wie kannst du noch\n zweifeln, Amalia, wenn unsere Liebe in einer Vollkommenheit zusammentraf,\n und wenn die Liebe die nämliche ist, wie könnten ihre Kinder entarten?
## 204 #franz_von_moor Es war ein stiller heiterer Abend, der letzte, eh er nach Leipzig abreiste, da er\n mich mit sich in jene Laube nahm, wo ihr so oft zusammensaßet in Träumen der Liebe –\n stumm blieben wir lang – zuletzt ergriff er meine Hand und sprach leise mit Tränen:\n Ich verlasse Amalia, ich weiß nicht – mir ahndets, als hieß es auf ewig – verlaß sie\n nicht, Bruder! – sei ihr Freund – ihr Karl – wenn Karl – nimmer – wiederkehrt –\n \n Nimmer, nimmer, nimmer wird er wiederkehren, und ich habs ihm zugesagt mit einem\n heiligen Eide!
## 205 #amalia Verräter, wie ich dich ertappe! In eben dieser Laube beschwur er mich, keiner andern\n Liebe – wenn er sterben sollte – sieht du, wie gottlos, wie abscheulich du – geh aus\n meinen Augen!
## 206 #franz_von_moor Du kennst mich nicht, Amalia, du kennst mich gar nicht!
## 207 #amalia O ich kenne dich, von itzt an kenn ich dich – und du wolltest ihm gleich sein? Vor\n dir sollt er um mich geweint haben? Vor dir? Ehe hätt er meinen Namen auf den Pranger\n geschrieben! Geh den Augenblick!
## 208 #franz_von_moor Du beleidigst mich!
## 209 #amalia Geh, sag ich. Du hast mir eine kostbare Stunde gestohlen, sie werde dir an deinem\n Leben abgezogen!
## 210 #franz_von_moor Du hassest mich.
## 211 #amalia Ich verachte dich, geh!
## 212 #franz_von_moor Wart! so sollst du vor mir zittern! Mich einem Bettler aufopfern? \n
## 213 #amalia Geh, Lotterbube – itzt bin ich wieder bei Karln – Bettler, sagt er? so hat die Welt\n sich umgedreht, Bettler sind Könige, und Könige sind Bettler! – Ich möchte die Lumpen,\n die er anhat, nicht mit dem Purpur der Gesalbten vertauschen – der Blick, mit dem er\n bettelt, daß muß ein großer, ein königlicher Blick sein – ein Blick, der die\n Herrlichkeit, den Pomp, die Triumphe der Großen und Reichen zernichtet! In den Staub\n mit dir, du prangendes Geschmeide! \n Seid verdammt, Gold und Silber und Juwelen zu tragen, ihr Großen und Reichen! Seid\n verdammt, an üppigen Mahlen zu zechen! Verdammt, euren Gliedern wohl zu tun auf\n weichen Polstern der Wollust! Karl! Karl! so bin ich dein wert –\n \n
## 214 #franz_von_moor Es dauert mir zu lange – der Doktor will, er sei im Umkehren – das Leben eines Alten\n ist doch eine Ewigkeit! – Und nun wär freie, ebene Bahn bis auf diesen ärgerlichen\n zähen Klumpen Fleisch, der mir, gleich dem unterirdischen Zauberhund in den\n Geistermärchen, den Weg zu meinen Schätzen verrammelt. Müssen denn aber meine Entwürfe sich unter das eiserne Joch des Mechanismus beugen? –\n Soll sich mein hochfliegender Geist an den Schneckengang der Materie\n ketten lassen? – Ein Licht ausgeblasen, das ohnehin nur mit den letzten Öltropfen noch\n wuchert – mehr ists nicht – Und doch möcht ich das nicht gern selbst getan haben um\n der Leute willen. Ich möchte ihn nicht gern getötet, aber abgelebt. Ich möcht es\n machen wie der gescheite Arzt, nur umgekehrt. – Nicht der Natur durch einen\n Querstreich den Weg verrannt, sondern sie in ihrem eigenen Gange befördert. Und wir\n vermögen doch wirklich die Bedingungen des Lebens zu verlängern, warum\n sollten wir sie nicht auch verkürzen können? Philosophen und Mediziner lehren mich, wie treffend die Stimmungen des Geists mit den\n Bewegungen der Maschine zusammenlauten. Gichtrische Enpfindungen werden jederzeit von\n einer Dissonanz der mechanischen Schwingungen begleitet – Leidenschaften\n mißhandeln die Lebenskraft – der überladene Geist drückt sein Gehäuse\n zu Boden – Wie denn nun? – Wer es verstünde, dem Tod diesen ungebahnten Weg in das\n Schloß des Lebens zu ebenen! – den Körper vom Geist aus zu verderben – ha! ein\n Originalwerk! – wer das zustand brächte! – Ein Werk ohnegleichen! – Sinne nach, Moor!\n – Das wär eine Kunst, dies verdiente, dich zum Erfinder zu haben. Hat man doch die\n Giftmischerei beinahe in den Rang einer ordentlichen Wissenschaft erhoben und die\n Natur durch Experimente gezwungen, ihre Schranken anzugeben, daß man nunmehr des\n Herzens Schläge jahrlang vorausrechnet und zu dem Pulse spricht, bis hieher und nicht\n weiterEine Frau in Paris soll es durch ordentlich angestellte\n Versuche mit Giftpulvern soweit gebracht haben, daß sie den entfernten Todestag mit\n ziemlicher Zuverlässigkeit vorausbestimmen konnte. Pfui über unsere Ärzte, die diese\n Frau im Prognostizieren beschämt!! – Wer sollte nicht auch hier seine Flügel\n versuchen? Und wie ich nun werde zu Werk gehen müssen, diese süße, friedliche Eintracht der\n Seele mit ihrem Leibe zu stören? Welche Gattung von Empfindnissen ich werde wählen\n müssen? Welche wohl den Flor des Lebens am grimmigsten anfeinden? Zorn? –\n dieser heißhungrige Wolf frißt sich zu schnell satt – Sorge? – dieser\n Wurm nagt mir zu langsam – Gram? diese Natter schleicht mir zu träge –\n Furcht? die Hoffnung läßt sie nicht umgreifen? – was? sind das all die\n Henker des Menschen? – Ist das Arsenal des Todes so bald erschöpft? –\n Wie? – Nun? – Was? Nein! – Ha!\n \n Schreck! – Was kann der Schreck nicht? – Was kann Vernunft, Religion\n wider dieses Giganten eiskalte Umarmung? – Und doch? – Wenn er auch diesem Sturm\n stünde? – Wenn er? O so komme zu mir zu Hülfe Jammer, und du\n Reue, höllische Eumenide, grabende Schlange, die ihren Fraß wiederkäut\n und ihren eigenen Kot wiederfrißt; ewige Zerstörerinnen und ewige\n Schöpferinnen eures Giftes, und du, heulende Selbstverklagung, die du\n dein eigen Haus verwüstest, und deine eigene Mutter verwundest – Und kommt auch ihr\n mir zu Hülfe wohltätige Grazien selbst, sanftlächelnde Vergangenheit, und\n du mit dem überquellenden Füllhorn, blühende Zukunft, haltet ihm in euren\n Spiegeln die Freuden des Himmels vor, wenn euer fliehender Fuß seinen geizigen Armen\n entgleitet – So fall ich Streich auf Streich, Sturm auf Sturm dieses zerbrechliche\n Leben an, bis den Furientrupp zuletzt schließt – die Verzweiflung!\n Triumph! Triumph! – Der Plan ist fertig – schwer und kunstvoll wie keiner –\n zuverlässig – sicher – denn des Zergliederers Messer findet\n ja keine Spuren von Wunde oder korrosivischem Gift. Wohlan denn! Ha! Deus\n ex machina! Hermann!
## 215 #hermann Zu Euren Diensten, gnädiger Junker!
## 216 #franz_von_moor Die du keinem Undankbaren erweisest.
## 217 #hermann Ich hab Proben davon.
## 218 #franz_von_moor Du sollst mehr haben mit nächstem – mit nächstem, Hermann! – Ich habe dir etwas zu\n sagen, Hermann.
## 219 #hermann Ich höre mit tausend Ohren.
## 220 #franz_von_moor Ich kenne dich, du bist ein entschloßner Kerl – Soldatenherz – Haar auf der Zunge! –\n Mein Vater hat dich sehr beleidigt, Hermann!
## 221 #hermann Der Teufel hole mich, wenn ichs vergesse!
## 222 #franz_von_moor Das ist der Ton eines Manns! Rache geziemt einer männlichen Brust. Du gefällst mir,\n Hermann. Nimm diesen Beutel, Hermann. Er sollte schwerer sein, wenn ich erst Herr\n wäre.
## 223 #hermann Das ist ja mein ewiger Wunsch, gnädiger Junker, ich dank Euch.
## 224 #franz_von_moor Wirklich, Hermann? wünschest du wirklich, ich wäre Herr? – aber mein Vater hat das\n Mark eines Löwen, und ich bin der jüngere Sohn.
## 225 #hermann Ich wollt, Ihr wärt der ältere Sohn und Euer Vater hätte das Mark eines\n schwindsüchtigen Mädchens.
## 226 #franz_von_moor Ha! wie dich der ältere Sohn dann belohnen wollte! wie er dich aus diesem unedlen\n Staub, der sich so wenig mit deinem Geist und Adel verträgt, ans Licht\n emporheben wollte! – Dann solltest du, ganz wie du da bist, mit Gold überzogen werden,\n und mit vier Pferden durch die Straßen dahinrasseln, wahrhaftig, das solltest du! –\n aber ich vergesse, wovon ich dir sagen wollte – hast du das Fräulein von Edelreich\n schon vergessen, Hermann?
## 227 #hermann Wetter Element! was erinnert Ihr mich an das?
## 228 #franz_von_moor Mein Bruder hat sie dir weggefischt.
## 229 #hermann Er soll dafür büßen!
## 230 #franz_von_moor Sie gab dir einen Korb. Ich glaube gar, er warf dich die Treppen hinunter.
## 231 #hermann Ich will ihn dafür in die Hölle stoßen.
## 232 #franz_von_moor Er sagte: man raune sich einander ins Ohr, du seist zwischen dem Rindfleisch und\n Meerrettich gemacht worden, und dein Vater habe dich nie ansehen können, ohne an die\n Brust zu schlagen und zu seufzen: Gott sei mir Sünder gnädig!
## 233 #hermann Blitz, Donner und Hagel, seid still!
## 234 #franz_von_moor Er riet dir, deinen Adelbrief im Aufstreich zu verkaufen, und deine Strümpfe damit\n flicken zu lassen.
## 235 #hermann Alle Teufel! ich will ihm die Augen mit den Nägeln auskratzen.
## 236 #franz_von_moor Was? du wirst böse? was kannst du böse auf ihn sein? Was kannst du ihm Böses tun? Was\n kann so eine Ratze gegen einen Löwen? Dein Zorn versüßt ihm seinen Triumph nur. Du\n kannst nichts tun, als deine Zähne zusammenschlagen, und deine Wut an trocknem Brote\n auslassen.
## 237 #hermann Ich will ihn zu Staub zerreiben.
## 238 #franz_von_moor Pfui, Hermann, du bist ein Kavalier. Du mußt den Schimpf nicht auf dir sitzen lassen.\n Du mußt das Fräulein nicht fahren lassen, nein das mußt du um alle Welt nicht tun,\n Hermann! Hagel und Wetter! Ich würde das Äußerste versuchen, wenn ich an deiner Stelle\n wäre.
## 239 #hermann Ich ruhe nicht, bis ich ihn und ihn unterm Boden hab.
## 240 #franz_von_moor Nicht so stürmisch, Hermann! Komm näher – du sollst Amalia haben!
## 241 #hermann Das muß ich, trutz dem Teufel! das muß ich!
## 242 #franz_von_moor Du sollst sie haben, sag ich dir, und das von meiner Hand. Komm näher,\n sag ich – du weißt vielleicht nicht, daß Karl so gut als enterbt ist?
## 243 #hermann Unbegreiflich, das erste Wort, das ich höre.
## 244 #franz_von_moor Sei ruhig, und höre weiter! du sollst ein andermal mehr davon hören – ja, ich sage\n dir, seit eilf Monaten so gut als verbannt. Aber schon bereut der Alte den voreiligen\n Schritt, den er doch, will ich hoffen, nicht selbst getan hat.\n Auch liegt ihm die Edelreich täglich hart an mit ihren Vorwürfen und Klagen. Über kurz\n oder lang wird er ihn in allen vier Enden der Welt aufsuchen lassen, und gute Nacht,\n Hermann! wenn er ihn findet. Du kannst ihm ganz demütig die Kutsche halten, wenn er\n mit ihr in die Kirche zur Trauung fährt.
## 245 #hermann Ich will ihn am Kruzifix erwürgen!
## 246 #franz_von_moor Der Vater wird ihm bald die Herrschaft abtreten, und in Ruhe auf seinen Schlössern\n leben. Itzt hat der stolze Strudelkopf den Zügel in Händen, itzt lacht er seiner\n Hasser und Neider – und ich, der ich dich zu einem wichtigen großen Manne machen\n wollte, ich selbst, Hermann, werde tiefgebückt vor seiner Türschwelle –
## 247 #hermann Nein, so wahr ich Hermann heiße, das sollt Ihr nicht! wenn noch ein Fünkchen Verstand\n in diesem Gehirne glostet! das sollt Ihr nicht!
## 248 #franz_von_moor Wirst du es hindern? auch dich, mein lieber Hermann, wird er seine Geißel fühlen\n lassen, wird dir ins Angesicht speien, wenn du ihm auf der Straße begegnest, und wehe\n dir dann, wenn du die Achsel zuckst oder das Maul krümmst – siehe, so stehts mit\n deiner Anwerbung ums Fräulein, mit deinen Aussichten, mit deinen Entwürfen.
## 249 #hermann Sagt mir! was soll ich tun?
## 250 #franz_von_moor Höre dann, Hermann! daß du siehst, wie ich mir dein Schicksal zu Herzen nehme als ein\n redlicher Freund – geh – kleide dich um – mach dich ganz unkenntlich, laß dich beim\n Alten melden, gib vor, du kämest geraden Wegs aus Böhmen, hättest mit meinem Bruder\n dem Treffen bei Prag beigewohnt – hättest ihn auf der Walstatt den Geist aufgeben\n sehen –
## 251 #hermann Wird man mir glauben?
## 252 #franz_von_moor Hoho! dafür laß mich sorgen! Nimm dieses Paket. Hier findest du deine Kommission\n ausführlich. Und Dokumente darzu, die den Zweifel selbst glaubig machen sollen – mach\n itzt nur, daß du fortkommst, und ungesehen! spring durch die Hintertüre in den Hof,\n von da über die Gartenmauer – die Katastrophe dieser Tragikomödie überlaß mir!
## 253 #hermann Und die wird sein: Vivat der neue Herr, Franziskus von Moor!
## 254 #franz_von_moor Wie schlau du bist! – denn siehst du, auf diese Art erreichen wir alle Zwecke zumal\n und bald. Amalia gibt ihre Hoffnung auf ihn auf. Der Alte mißt sich den Tod seines\n Sohnes bei, und – er kränkelt – ein schwankendes Gebäude braucht des Erdbebens nicht,\n um übern Haufen zu fallen – er wird die Nachricht nicht überleben – dann bin ich sein\n einiger Sohn – Amalia hat ihre Stützen verloren, und ist ein Spiel meines Willens, da\n kannst du leicht denken – kurz, alles geht nach Wunsch – aber du mußt dein Wort nicht\n zurücknehmen!
## 255 #hermann Was sagt Ihr? Eh soll die Kugel in ihrem Lauf\n zurückkehren, und in dem Eingeweid ihres Schützen wüten – rechnet auf mich! Laßt nur\n mich machen – Adieu!
## 256 #franz_von_moor Die Ernte ist dein, lieber Hermann! – Wenn der Ochse den Kornwagen in die Scheune\n gezogen hat, so muß er mit Heu vorlieb nehmen. Dir eine Stallmagd, und keine Amalia!\n \n
## 257 #amalia Leise, leise! er schlummert. Wie\n schön, wie ehrwürdig! – ehrwürdig, wie man die Heiligen malt – nein, ich kann dir\n nicht zürnen! Weißlockigtes Haupt, dir kann ich nicht zürnen! Schlummre sanft, wache froh auf, ich allein will hingehn und leiden.
## 258 #der_alte_moor Mein Sohn! mein Sohn! mein Sohn!
## 259 #amalia Horch, horch! sein Sohn ist in seinen Träumen.
## 260 #der_alte_moor Bist du da? bist du wirklich? ach! wie siehst du so elend! Sieh mich nicht an mit\n diesem kummervollen Blick! ich bin elend genug.
## 261 #amalia Seht auf, lieber Greis! Ihr träumtet nur. Faßt Euch!
## 262 #der_alte_moor Er war nicht da? drückt ich nicht seine Hände? Garstiger Franz! willst du ihn auch\n meinen Träumen entreißen?
## 263 #amalia Merkst dus, Amalia?
## 264 #der_alte_moor Wo ist er? wo? wo bin ich? du da, Amalia?
## 265 #amalia Wie ist Euch? Ihr schlieft einen erquickenden Schlummer.
## 266 #der_alte_moor Mir träumte von meinem Sohn. Warum hab ich nicht fortgeträumt? vielleicht hätt ich\n Verzeihung erhalten aus seinem Munde.
## 267 #amalia Engel grollen nicht – er verzeiht Euch. \n Vater meines Karls! ich verzeih Euch.
## 268 #der_alte_moor Nein, meine Tochter! diese Totenfarbe deines Angesichts verdammet den Vater. Armes\n Mädchen! Ich brachte dich um die Freuden deiner Jugend – o fluche mir nicht!
## 269 #amalia Euch?
## 270 #der_alte_moor Kennst du dieses Bild, meine Tochter?
## 271 #amalia Karls! –
## 272 #der_alte_moor So sah er, als er ins sechszehente Jahr ging. Itzt ist er anders – Oh es wütet in\n meinem Innern – diese Milde ist Unwillen, dieses Lächeln Verzweiflung – Nicht wahr,\n Amalia? Es war an seinem Geburtstage in der Jasminlaube, als du ihn maltest? – Oh\n meine Tochter! Eure Liebe machte mich so glücklich.
## 273 #amalia Nein, nein! er ists nicht. Bei Gott! das ist Karl nicht – Hier, hier So ganz, so anders. Die träge Farbe reicht nicht, den\n himmlischen Geist nachzuspiegeln, der in seinem feurigen Auge herrschte. Weg damit!\n dies ist so menschlich! Ich war eine Stümperin.
## 274 #der_alte_moor Dieser huldreiche, erwärmende Blick – wär er vor meinem Bette\n gestanden, ich hätte gelebt mitten im Tode! Nie, nie wär ich gestorben!
## 275 #amalia Nie, nie wärt Ihr gestorben! Es wär ein Sprung gewesen, wie man von einem Gedanken\n auf einen andern und schönern hüpft – dieser Blick hätt Euch übers Grab\n hinübergeleuchtet. Dieser Blick hätt Euch über die Sterne getragen!
## 276 #der_alte_moor Es ist schwer, es ist traurig! Ich sterbe, und mein Sohn Karl ist nicht hier – ich\n werde zu Grabe getragen, und er weint nicht an meinem Grabe – wie süß ists, eingewiegt\n zu werden in den Schlaf des Todes von dem Gebet eines Sohns – das ist\n Wiegengesang.
## 277 #amalia Ja süß, himmlisch süß ists, eingewiegt zu werden in den Schlaf des Todes von dem\n Gesang des Geliebten – vielleicht träumt man auch im Grabe noch fort – ein langer,\n ewiger unendlicher Traum von Karln, bis man die Glocke der Auferstehung läutet –\n und von itzt an in seinen Armen auf ewig,\n \n
## 278 #der_alte_moor Ein schönes Lied, meine Tochter. Das mußt du mir vorspielen, eh ich sterbe.
## 279 #amalia Es ist der Abschied Andromachas und Hektors – Karl und ich habens oft zusammen zu der\n Laute gesungen. \n
## 280 #daniel Es wartet draußen ein Mann auf Euch. Er bittet, vorgelassen zu werden, er hab Euch\n eine wichtige Zeitung.
## 281 #der_alte_moor Mir ist auf der Welt nur etwas wichtig, du weißts, Amalia – ists ein Unglücklicher,\n der meiner Hülfe bedarf? Er soll nicht mit Seufzen von hinnen gehn.
## 282 #amalia Ists ein Bettler, er soll eilig heraufkommen. \n
## 283 #der_alte_moor Amalia, Amalia! schone meiner!
## 284 #amalia
## 285 #franz_von_moor Hier ist der Mann. Schröckliche Botschaften, sagt er, warten auf Euch. Könnt Ihr sie\n hören?
## 286 #der_alte_moor Ich kenne nur eine. Tritt her, mein Freund, und schone mein nicht! Reicht ihm einen\n Becher Wein!
## 287 #hermann Gnädiger Herr! laßt es einen armen Mann nicht entgelten, wenn er wider Willen Euer\n Herz durchbohrt. Ich bin ein Fremdling in diesem Lande, aber Euch kenne ich sehr gut,\n Ihr seid der Vater Karls von Moor.
## 288 #der_alte_moor Woher weißt du das?
## 289 #hermann Ich kannte Euren Sohn –
## 290 #amalia Er lebt? lebt? Du kennst ihn? wo ist er? wo, wo? \n
## 291 #der_alte_moor Du weißt von meinem Sohn?
## 292 #hermann Er studierte in Leipzig. Von da zog er, ich weiß nicht wie weit, herum. Er\n durchschwärmte Deutschland in die Runde und, wie er mir sagte, mit unbedecktem Haupt,\n barfuß, und erbettelte sein Brot vor den Türen. Fünf Monate drauf brach der leidige\n Krieg zwischen Preußen und Österreich wieder aus, und da er auf der Welt nichts mehr\n zu hoffen hatte, zog ihn der Hall von Friederichs siegreicher Trommel nach Böhmen.\n Erlaubt mir, sagte er zum großen Schwerin, daß ich den Tod sterbe auf dem Bette der\n Helden, ich hab keinen Vater mehr!
## 293 #der_alte_moor Sieh mich nicht an, Amalia!
## 294 #hermann Man gab ihm eine Fahne. Er flog den preußischen Siegesflug mit. Wir kamen zusammen\n unter ein Zelt zu liegen. Er sprach viel von seinem alten Vater und von bessern\n vergangenen Tagen – und von vereitelten Hoffnungen – uns standen die Tränen in den\n Augen.
## 295 #der_alte_moor Stille, o stille!
## 296 #hermann Acht Tage drauf war das heiße Treffen bei Prag – ich darf Euch sagen, Euer Sohn hat\n sich gehalten wie ein wackerer Kriegsmann. Er tat Wunder vor den Augen der Armee. Fünf\n Regimenter mußten neben ihm wechseln, er stand. Feuerkugeln fielen rechts und links,\n Euer Sohn stand. Eine Kugel zerschmetterte ihm die rechte Hand, Euer Sohn nahm die\n Fahne in die Linke, und stand –
## 297 #amalia Hektor, Hektor! hört Ihrs? Er stand –
## 298 #hermann Ich traf ihn am Abend der Schlacht niedergesunken unter Kugelgepfeife, mit der Linken\n hielt er das stürzende Blut, die Rechte hatte er in die Erde gegraben. Bruder! rief er\n mir entgegen, es lief ein Gemurmel durch die Glieder, der General sei vor einer Stunde\n gefallen – er ist gefallen, sagt ich, und du? – Nun, wer ein braver Soldat ist, rief\n er und ließ die linke Hand los, der folge seinem General wie ich! Bald darauf hauchte\n er seine große Seele dem Helden zu.
## 299 #franz_von_moor Daß der Tod deine verfluchte Zunge versiegle! Bist du hieher kommen, unserem Vater\n den Todesstoß zu geben? – Vater! Amalia! Vater!
## 300 #hermann Es war der letzte Wille meines sterbenden Kameraden. Nimm dies Schwert,\n röchelte er, du wirsts meinem alten Vater überliefern, das Blut seines Sohnes klebt\n daran, er ist gerochen, er mag sich weiden. Sag ihm, sein Fluch hätte mich gejagt in\n Kampf und Tod, ich sei gefallen in Verzweiflung! Sein letzter Seufzer war Amalia!
## 301 #amalia Sein letzter Seufzer, Amalia!
## 302 #der_alte_moor Mein Fluch ihn gejagt in den Tod! gefallen in Verzweiflung!
## 303 #franz_von_moor Oh! was habt Ihr gemacht, Vater? Mein Karl, mein Bruder!
## 304 #hermann Hier ist das Schwert, und hier ist auch ein Porträt, das er zu gleicher Zeit aus dem\n Busen zog! Es gleicht diesem Fräulein auf ein Haar. Dies soll meinem Bruder Franz,\n sagte er, – ich weiß nicht, was er damit sagen wollte.
## 305 #franz_von_moor Mir? Amalias Porträt? Mir, Karl, Amalia? Mir?
## 306 #amalia Feiler, bestochener Betrüger! \n
## 307 #hermann Das bin ich nicht, gnädiges Fräulein. Sehet selbst, obs nicht Euer Bild ist – Ihr\n mögts ihm wohl selbst gegeben haben.
## 308 #franz_von_moor Bei Gott! Amalia, das deine! Es ist wahrlich das deine!
## 309 #amalia Mein, mein! O Himmel und Erde!
## 310 #der_alte_moor Wehe, wehe! mein Fluch ihn gejagt in den Tod! gefallen in Verzweiflung!
## 311 #franz_von_moor Und er gedachte meiner in der letzten schweren Stunde des Scheidens, meiner!\n Englische Seele – da schon das schwarze Panier des Todes über ihm rauschte – meiner!\n –
## 312 #der_alte_moor Mein Fluch ihn gejagt in den Tod, gefallen mein Sohn in Verzweiflung! –
## 313 #hermann Den Jammer steh ich nicht aus. Lebt wohl, alter Herr! \n Warum habt Ihr auch das gemacht, Junker? \n
## 314 #amalia Bleib! bleib! Was waren seine letzte Worte?
## 315 #hermann Sein letzter Seufzer war Amalia! \n
## 316 #amalia Sein letzter Seufzer war Amalia! – Nein, du bist kein Betrüger! So ist es wahr – wahr\n – er ist tot! – tot! – tot –\n Karl ist tot –
## 317 #franz_von_moor Was seh ich? Was steht da auf dem Schwert? geschrieben mit Blut – Amalia!
## 318 #amalia Von ihm?
## 319 #franz_von_moor Seh ich recht, oder träum ich? Siehe da mit blutiger Schrift: Franz, verlaß\n meine Amalia nicht! Sieh doch! sieh doch! Und auf der andern Seite:\n Amalia, deinen Eid zerbrach der allgewaltige Tod! – Siehst du nun,\n siehst du nun? Er schriebs mit erstarrender Hand, schriebs mit dem warmen Blut seines\n Herzens, schriebs an der Ewigkeit feierlichem Rande! sein fliehender Geist verzog,\n Franz und Amalia noch zusammenzuknüpfen.
## 320 #amalia Heiliger Gott! es ist seine Hand. – Er hat mich nie geliebt! \n
## 321 #franz_von_moor Verzweifelt! meine ganze Kunst erliegt an dem Starrkopf.
## 322 #der_alte_moor Wehe, wehe! Verlaß mich nicht, meine Tochter! – Franz, Franz! gib mir meinen Sohn\n wieder!
## 323 #franz_von_moor Wer wars, der ihm den Fluch gab? Wer wars, der seinen Sohn jagte in Kampf und Tod und\n Verzweiflung? – Oh! er war ein Engel! ein Kleinod des Himmels. Fluch über seine\n Henker! Fluch, Fluch über Euch selber! –
## 324 #der_alte_moor Er war ein Engel, war Kleinod des Himmels! Fluch, Fluch, Verderben, Fluch über mich\n selber! Ich bin der Vater, der seinen großen Sohn erschlug. Mich liebt' er bis in den\n Tod! mich zu rächen, rannte er in Kampf und Tod! Ungeheuer, Ungeheuer! \n
## 325 #franz_von_moor Er ist dahin, was helfen späte Klagen? Es ist\n leichter morden, als lebendig machen. Ihr werdet ihn nimmer aus seinem Grabe\n zurückholen.
## 326 #der_alte_moor Nimmer, nimmer, nimmer aus dem Grabe zurückholen! Hin, verloren auf ewig! – Und du\n hast mir den Fluch aus dem Herzen geschwätzt, du – du – Meinen Sohn mir wieder!
## 327 #franz_von_moor Reizt meinen Grimm nicht. Ich verlaß Euch im Tode! –
## 328 #der_alte_moor Scheusal! Scheusal! Schaff mir meinen Sohn wieder! \n
## 329 #franz_von_moor Kraftlose Knochen, ihr wagt es – sterbt! verzweifelt! \n
## 330 #der_alte_moor Tausend Flüche donnern dir nach! Du hast mir meinen Sohn aus den Armen gestohlen.\n Wehe, wehe!\n Verzweifeln, aber nicht sterben! – Sie fliehen, verlassen mich im Tode – meine gute\n Engel fliehen von mir, weichen alle die Heilige vom eisgrauen Mörder – Wehe! Wehe!\n will mir keiner das Haupt halten, will keiner die ringende Seele entbinden? Keine\n Söhne! keine Töchter! keine Freunde! – Menschen nur – Will keiner, allein – verlassen\n – Wehe! Wehe! – Verzweifeln, aber nicht sterben!
## 331 #der_alte_moor Amalia! Bote des Himmels! Kommst du, meine Seele zu lösen?
## 332 #amalia Ihr habt einen herrlichen Sohn verloren.
## 333 #der_alte_moor Ermordet willst du sagen. Mit diesem Zeugnis belastet tret ich vor den\n Richterstuhl Gottes.
## 334 #amalia Nicht also, jammervoller Greis! der himmlische Vater rückt' ihn zu sich. Wir wären zu\n glücklich gewesen auf dieser Welt. – Droben, droben über den Sonnen – Wir sehn ihn\n wieder.
## 335 #der_alte_moor Wiedersehen, wiedersehen! Oh es wird mir durch die Seele schneiden ein Schwert – Wenn\n ich ein Heiliger ihn unter den Heiligen finde – mitten im Himmel werden durch mich\n schauern Schauer der Hölle! im Anschauen des Unendlichen mich zermalmen die\n Erinnerung: Ich hab meinen Sohn ermordet!
## 336 #amalia Oh, er wird Euch die Schmerzerinnerung aus der Seele lächeln, seid doch heiter,\n lieber Vater! ich bins so ganz. Hat er nicht schon den himmlischen Hörern den Namen\n Amalia vorgesungen auf der seraphischen Harfe, und die himmlischen Hörer lispelten\n leise ihn nach? Sein letzter Seufzer war ja, Amalia! wird nicht sein erster Jubel,\n Amalia! sein?
## 337 #der_alte_moor Himmlischer Trost quillt von deinen Lippen! Er wird mir lächeln, sagst du? Vergeben?\n du mußt bei mir bleiben, Geliebte meines Karls, wenn ich sterbe.
## 338 #amalia Sterben ist Flug in seine Arme. Wohl Euch! Ihr seid zu beneiden. Warum sind diese\n Gebeine nicht mürb? warum diese Haare nicht grau? Wehe über die Kräfte der Jugend!\n Willkommen, du markloses Alter! näher gelegen dem Himmel und meinem Karl.
## 339 #der_alte_moor Tritt her, mein Sohn! Vergib mir, wenn ich vorhin zu hart gegen dich war! Ich vergebe\n dir alles. Ich möchte so gern im Frieden den Geist aufgeben.
## 340 #franz_von_moor Habt Ihr genug um Euren Sohn geweint? Soviel ich sehe, habt Ihr nur einen.
## 341 #der_alte_moor Jakob hatte der Söhne zwölf, aber um seinen Joseph hat er blutige Tränen geweint.
## 342 #franz_von_moor Hum!
## 343 #der_alte_moor Geh, nimm die Bibel, meine Tochter, und lies mir die Geschichte Jakobs und Josephs!\n Sie hat mich immer so gerührt, und damals bin ich noch nicht Jakob gewesen.
## 344 #amalia Welches soll ich Euch lesen? \n
## 345 #der_alte_moor Lies mir den Jammer des Verlassenen, als er ihn nimmer unter seinen Kindern fand –\n und vergebens sein harrte im Kreis seiner eilfe – und sein Klagelied, als er vernahm,\n sein Joseph sei ihm genommen auf ewig –
## 346 #amalia »Da nahmen sie Josephs Rock, und schlachteten einen Ziegenbock, und tauchten den Rock\n in das Blut, und schickten den bunten Rock hin, und ließen ihn ihrem Vater bringen,\n und sagen: Diesen haben wir funden, siehe, obs deines Sohnes Rock sei oder nicht?\n Er kannte ihn aber und sprach: Es ist\n meines Sohnes Rock, ein böses Tier hat ihn gefressen, ein reißend Tier hat Joseph\n zerrissen! –«
## 347 #der_alte_moor Ein reißend Tier hat Joseph zerrissen!
## 348 #amalia »Und Jakob zerriß seine Kleider, und legte einen Sack um seine Lenden, und trug Leide\n um seinen Sohn lange Zeit, und all sein Söhne und Töchter traten auf, daß sie ihn\n trösteten, aber er wollte sich nicht trösten lassen und sprach: Ich werde mit Leid\n hinunterfahren –«
## 349 #der_alte_moor Hör auf, hör auf! Mir wird sehr übel.
## 350 #amalia Hilf Himmel! Was ist das?
## 351 #der_alte_moor Das ist der Tod! – Schwarz – schwimmt – vor meinen – Augen – ich bitt dich – ruf dem\n Pastor – daß er mir – das Abendmahl reiche – Wo ist – mein Sohn Franz?
## 352 #amalia Er ist geflohen! Gott erbarme sich unser!
## 353 #der_alte_moor Geflohen – geflohen von des Sterbenden Bett? – – Und das all – all – von zwei Kindern\n voll Hoffnung – du hast sie – gegeben – hast sie – genommen – – dein Name sei –
## 354 #amalia Tot! Alles tot! \n
## 355 #franz_von_moor Tot! schreien sie, tot! Itzt bin ich Herr. Im ganzen\n Schlosse zetert es, tot! – Wie aber, schläft er vielleicht nur? –\n freilich, ach freilich! das ist nun freilich ein Schlaf, wo es ewig niemals »Guten\n Morgen« heißt – Schlaf und Tod sind nur Zwillinge. Wir wollen einmal die Namen\n wechseln! Wackerer, willkommener Schlaf! Wir wollen dich Tod heißen! Wer wird nun kommen, und es wagen, mich vor Gericht zu\n fordern? oder mir ins Angesicht zu sagen: du bist ein Schurke! Weg dann\n mit dieser lästigen Larve von Sanftmut und Tugend! Nun sollt ihr den nackten Franz\n sehen, und euch entsetzen! Mein Vater überzuckerte seine Forderungen, schuf sein\n Gebiet zu einem Familienzirkel um, saß liebreich lächelnd am Tor, und grüßte sie\n Brüder und Kinder. – Meine Augbraunen sollen über euch herhangen wie Gewitterwolken,\n mein herrischer Name schweben wie ein drohender Komet über diesen Gebirgen, meine\n Stirne soll euer Wetterglas sein! Er streichelte und koste den Nacken, der gegen ihn\n störrig zurückschlug. Streicheln und Kosen ist meine Sache nicht. Ich will euch die\n zackigte Sporen ins Fleisch hauen, und die scharfe Geißel versuchen. – In meinem\n Gebiet solls so weit kommen, daß Kartoffeln und Dünnbier ein Traktament für Festtage\n werden, und wehe dem, der mir mit vollen, feurigen Backen unter die Augen tritt!\n Blässe der Armut und sklavischen Furcht sind meine Leibfarbe: in diese Liverei will\n ich euch kleiden! \n
## 356 #razmann Bist da? bists wirklich? So laß dich doch zu Brei zusammendrucken, lieber\n Herzensbruder Moritz! Willkommen in den böhmischen Wäldern! Bist ja groß worden und\n stark. Stern- Kreuz-Bataillon! Bringst ja Rekruten mit einen ganzen Trieb, du\n trefflicher Werber!
## 357 #spiegelberg Gelt, Bruder? Gelt? Und das ganze Kerl darzu! – du glaubst nicht, Gottes sichtbarer\n Segen ist bei mir; war dir ein armer hungriger Tropf, hatte nichts als diesen Stab, da\n ich über den Jordan ging, und itzt sind unserer achtundsiebenzig, meistens ruinierte\n Krämer, rejizierte Magister und Schreiber aus den schwäbischen Provinzen. Das ist dir\n ein Korps Kerles, Bruder, deliziöse Bursche, sag ich dir, wo als einer dem andern die\n Knöpfe von den Hosen stiehlt, und mit geladener Flinte neben ihm sicher ist – und\n haben voll auf, und stehen dir in einem Renommee vierzig Meilen weit, das nicht zu\n begreifen ist. Da ist dir keine Zeitung, wo du nicht ein Artikelchen von dem\n Schlaukopf Spiegelberg wirst getroffen haben, ich halte sie mir auch pur deswegen –\n vom Kopf bis zun Füßen haben sie mich dir hingestellt, du meinst, du sähst mich, –\n sogar meine Rockknöpfe haben sie nicht vergessen. Aber wir führen sie erbärmlich am\n Narrenseil herum. Ich geh letzthin in die Druckerei, geb vor, ich hätte den\n berüchtigten Spiegelberg gesehn, und diktier einem Skrizler, der dort saß, das\n leibhafte Bild von einem dortigen Wurmdoktor in die Feder, das Ding kommt um, der Kerl\n wird eingezogen, par force inquiriert, und in der Angst und in der Dummheit gesteht er\n dir, hol mich der Teufel! gesteht dir, er sei der Spiegelberg – Donner\n und Wetter! Ich war eben auf dem Sprung, mich beim Magistrat anzugeben, daß die\n Canaille mir meinen Namen so verhunzen soll – wie ich sage, drei Monat drauf hangt er.\n Ich mußte nachher eine derbe Prise Tobak in die Nase reiben, als ich am Galgen\n vorbeispazierte, und den Pseudo-Spiegelberg in seiner Glorie da paradieren sah – und\n unterdessen daß Spiegelberg hangt, schleicht sich Spiegelberg ganz sachte aus den\n Schlingen, und deutet der superklugen Gerechtigkeit hinterrucks\n Eselsohren, daß 's zum Erbarmen ist.
## 358 #razmann Du bist eben noch immer der alte.
## 359 #spiegelberg Das bin ich, wie du siehst, an Leib und Seel. Narr! einen Spaß muß ich dir doch\n erzählen, den ich neulich im Cäcilienkloster angerichtet habe. Ich treffe das Kloster\n auf meiner Wanderschaft so gegen die Dämmerung, und da ich eben den Tag noch keine\n Patrone verschossen hatte, du weißt, ich hasse das diem perdidi auf den Tod, so mußte\n die Nacht noch durch einen Streich verherrlicht werden, und sollts dem Teufel um ein\n Ohr gelten! Wir halten uns ruhig bis in die späte Nacht. Es wird mausstill. Die\n Lichter gehen aus. Wir denken, die Nonnen könnten itzt in den Federn sein. – Nun nehm\n ich meinen Kameraden Grimm mit mir, heiß die andern warten vorm Tor, bis sie mein\n Pfeifchen hören würden, – versichere mich des Klosterwächters, nehm ihm die Schlüssel\n ab, schleich mich hinein, wo die Mägde schliefen, praktizier ihnen die Kleider weg,\n und heraus mit dem Pack zum Tor. Wir gehn weiter von Zelle zu Zelle, nehmen einer\n Schwester nach der andern die Kleider, endlich auch der Äbtissin. – Itzt pfeif ich,\n und meine Kerls draußen fangen an zu stürmen und zu hasselieren, als käm der Jüngste\n Tag, und hinein mit bestialischem Gepolter in die Zellen der Schwestern! – Hahaha! –\n da hättest du die Hatz sehen sollen, wie die armen Tierchen in der Finstere nach ihren\n Röcken tappten, und sich jämmerlich gebärdeten, wie sie zum Teufel waren, und wir\n indes wie alle Donnerwetter zugesetzt, und wie sie sich vor Schreck und Bestürzung in\n Bettlaken wickelten, oder unter dem Ofen zusammenkrochen wie Katzen, andere in der\n Angst ihres Herzens die Stube so besprenzten, daß du hättest das Schwimmen drin lernen\n können, und das erbärmliche Gezeter und Lamento, und endlich gar die alte Schnurre,\n die Äbtissin, angezogen wie Eva vor dem Fall – du weißt, Bruder, daß mir auf diesem\n weiten Erdenrund kein Geschöpf so zuwider ist als eine Spinne und ein\n altes Weib, und nun denk dir einmal die schwarzbraune, runzligte,\n zottigte Vettel vor mir herumtanzen, und mich bei ihrer jungfräulichen Sittsamkeit\n beschwören – alle Teufel! ich hatte schon den Ellbogen angesetzt, ihr die\n übriggebliebenen wenigen Edlen vollends in den Mastdarm zu\n stoßen – kurz resolviert! entweder heraus mit dem Silbergeschirr, mit dem\n Klosterschatz und allen den blanken Tälerchen, oder – meine Kerls verstanden mich\n schon – ich sage dir, ich hab aus dem Kloster mehr dann tausend Taler Werts\n geschleift, und den Spaß obendrein, und meine Kerls haben ihnen ein Andenken\n hinterlassen, sie werden ihre neun Monate dran zu schleppen haben.
## 360 #razmann Daß mich der Donner da weg hatte!
## 361 #spiegelberg Siehst du? Sag du mehr, ob das kein Luderleben ist? und dabei bleibt man frisch und\n stark, und das Korpus ist noch beisammen, und schwillt dir stündlich wie ein\n Prälatsbauch – ich weiß nicht, ich muß was Magnetisches an mir haben, das dir alles\n Lumpengesindel auf Gottes Erdboden anzieht wie Stahl und Eisen.
## 362 #razmann Schöner Magnet du! Aber so möcht ich Henkers doch wissen, was für Hexereien du\n brauchst –
## 363 #spiegelberg Hexereien? Braucht keiner Hexereien – Kopf mußt du haben! Ein gewisses praktisches\n Judizium, das man freilich nicht in der Gerste frißt – denn siehst du, ich pfleg immer\n zu sagen: einen honetten Mann kann man aus jedem Weidenstotzen formen, aber zu einem\n Spitzbuben wills Grütz – auch gehört darzu ein eigenes Nationalgenie, ein gewisses,\n daß ich so sage, Spitzbubenklima, und da rat ich dir, reis du ins Graubünder Land, das\n ist das Athen der heutigen Gauner.
## 364 #razmann Bruder! man hat mir überhaupt das ganze Italien gerühmt.
## 365 #spiegelberg Ja ja! man muß niemand sein Recht vorenthalten, Italien weist auch seine Männer auf,\n und wenn Deutschland so fort macht, wie es bereits auf dem Weg ist, und die Bibel\n vollends hinausvotiert, wie es die glänzendsten Aspekten hat, so kann mit der Zeit\n auch noch aus Deutschland was Gutes kommen – überhaupt aber, muß ich dir sagen, macht\n das Klima nicht sonderlich viel, das Genie kommt überall fort, und das übrige, Bruder\n – ein Holzapfel weißt du wohl, wird im Paradiesgärtlein selber ewig keine Ananas –\n aber daß ich dir weiter sage, – wo bin ich stehen geblieben?
## 366 #razmann Bei den Kunstgriffen.
## 367 #spiegelberg Ja recht, bei den Kunstgriffen. So ist dein erstes, wenn du in die\n Stadt kommst, du ziehst bei den Bettelvögten, Stadtpatrollanten und Zuchtknechten\n Kundschaft ein, wer so am fleißigsten bei ihnen einspreche, die Ehre gebe, und diese\n Kunden suchst du auf – ferner nistest du dich in die Kaffeehäuser, Bordelle,\n Wirtshäuser ein, spähst, sondierst, wer am meisten über die wohlfeile Zeit, die fünf\n Prozent, über die einreißende Pest der Polizeiverbesserungen schreit, wer am meisten\n über die Regierung schimpft, oder wider die Physiognomik eifert und dergleichen.\n Bruder! das ist die rechte Höhe! die Ehrlichkeit wackelt wie ein hohler Zahn, du\n darfst nur den Pelikan ansetzen – oder besser und kürzer: du gehst und wirfst einen\n vollen Beutel auf die offene Straße, versteckst dich irgendwo, und merkst dir wohl,\n wer ihn aufhebt – eine Weile drauf jagst du hinterher, suchst, schreist, und fragst\n nur so im Vorbeigehen: haben der Herr nicht etwa einen Geldbeutel gefunden? Sagt er\n ja? – nun, so hats der Teufel gesehen; leugnet ers aber: der Herr verzeihen – ich\n wüßte mich nicht zu entsinnen, – ich bedaure, Bruder!\n Triumph Bruder! Lösch deine Laterne aus, schlauer Diogenes! – du hast deinen Mann\n gefunden.
## 368 #razmann Du bist ein ausgelernter Praktikus.
## 369 #spiegelberg Mein Gott! als ob ich noch jemals dran gezweifelt hätte – Nun du deinen Mann in dem\n Hamen hast, mußt dus auch fein schlau angreifen, daß du ihn hebst! – Siehst du, mein\n Sohn? das hab ich so gemacht: – Sobald ich einmal die Fährte hatte, hängt ich mich\n meinem Kandidaten an wie eine Klette, saufte Brüderschaft mit ihm, und notabene!\n zechfrei mußt du ihn halten! da geht freilich ein Schönes drauf, aber das achtest du\n nicht – – du gehst weiter, du führst ihn in Spielkompanien und bei liederlichen\n Menschern ein, verwickelst ihn in Schlägereien, und schelmische Streiche, bis er an\n Saft und Kraft und Geld und Gewissen, und gutem Namen bankrutt wird; denn incidenter\n muß ich dir sagen, du richtest nichts aus, wenn du nicht Leib und Seele verderbst –\n Glaube mir, Bruder! das hab ich aus meiner starken Praxi wohl fünfzigmal abstrahiert,\n wenn der ehrliche Mann einmal aus dem Nest gejagt ist, so ist der Teufel Meistes – Der\n Schritt ist dann so leicht – o so leicht, als der Sprung von einer Hure zu einer\n Betschwester. – Horch doch! was für ein Knall war das?
## 370 #razmann Es war gedonnert, nur fortgemacht!
## 371 #spiegelberg Noch ein kürzerer besserer Weg ist der, du plünderst deinem Mann Haus und Hof ab, bis\n ihm kein Hemd mehr am Leibe hebt, alsdann kommt er dir von selber – lern mich die\n Pfiffe nicht, Bruder – frag einmal das Kupfergesicht dort – Schwerenot! den hab ich\n schön ins Garn gekriegt – ich hielt ihm vierzig Dukaten hin, die sollt er haben, wenn\n er mir seines Herrn Schlüssel in Wachs drücken wollte – denk einmal! die dumme Bestie\n tuts, bringt mir, hol mich der Teufel, die Schlüssel, und will itzt das Geld haben –\n Monsieur, sagt ich, weiß Er auch, daß ich itzt diese Schlüssel geradeswegs zum\n Polizei-Lieutenant trage, und Ihm ein Logis am lichten Galgen miete? –\n Tausendsackerment! da hättest du den Kerl sehen sollen die Augen aufreißen, und\n anfangen zu zappeln wie ein nasser Pudel. – – »Ums Himmelswillen, hab der Herr doch\n Einsicht! ich will – will –« Was will Er? Will Er itzt gleich den Zopf hinaufschlagen\n und mit mir zum Teufel gehn? – »O von Herzen gern, mit Freuden!« – Hahaha! guter\n Schlucker, mit Speck fangt man Mäuse – lach ihn doch aus, Razmann! hahaha!
## 372 #razmann Ja, ja, ich muß gestehen. Ich will mir diese Lektion mit goldnen Ziffern auf meine\n Hirntafel schreiben. Der Satan mag seine Leute kennen, daß er dich zu seinem Mäkler\n gemacht hat.
## 373 #spiegelberg Gelt, Bruder? Und ich denke, wenn ich ihm zehen stelle, läßt er mich frei ausgehen –\n gibt ja jeder Verleger seinem Sammler das zehente Exemplar gratis, warum soll der\n Teufel so jüdisch zu Werk gehn? – Razmann! ich rieche Pulver –
## 374 #razmann Sapperment! ich riechs auch schon lang. – Gib acht, es wird in der Näh was gesetzt\n haben! – Ja ja! wie ich dir sage, Moritz – du wirst dem Hauptmann mit deinen Rekruten\n willkommen sein – er hat auch schon brave Kerl angelockt.
## 375 #spiegelberg Aber die meinen! die meinen – pah –
## 376 #razmann Nun ja! sie mögen hübsche Fingerchen haben – aber ich sage dir, der Ruf unsers\n Hauptmanns hat auch schon ehrliche Kerl in Versuchung geführt.
## 377 #spiegelberg Ich will nicht hoffen.
## 378 #razmann Sans Spaß! und sie schämen sich nicht, unter ihm zu dienen. Er mordet nicht um des\n Raubes willen wie wir – nach dem Geld schien er nicht mehr zu fragen,\n sobald ers vollauf haben konnte, und selbst sein Dritteil an der Beute, das ihn von\n Rechts wegen trifft, verschenkt er an Waisenkinder, oder läßt damit arme Jungen von\n Hoffnung studieren. Aber soll er dir einen Landjunker schröpfen, der seine Bauren wie\n das Vieh abschindet, oder einen Schurken mit goldnen Borten unter den Hammer kriegen,\n der die Gesetze falschmünzt, und das Auge der Gerechtigkeit übersilbert, oder sonst\n ein Herrchen von dem Gelichter – Kerl! da ist er dir in seinem Element, und haust\n teufelmäßig, als wenn jede Faser an ihm eine Furie wäre.
## 379 #spiegelberg Hum! Hum!
## 380 #razmann Neulich erfuhren wir im Wirtshaus, daß ein reicher Graf von Regensburg durchkommen\n würde, der einen Prozeß von einer Million durch die Pfiffe seines Advokaten\n durchgesetzt hätte, er saß eben am Tisch und brettelte – Wieviel sind unserer? frug er\n mich, indem er hastig aufstand, ich sah ihn die Unterlippe zwischen die Zähne klemmen,\n welches er nur tut, wenn er am grimmigsten ist – nicht mehr als fünf! sagt ich – es\n ist genug! sagt er, warf der Wirtin das Geld auf den Tisch, ließ den Wein, den er sich\n hatte reichen lassen, unberührt stehen – wir machten uns auf den Weg. Die ganze Zeit\n über sprach er kein Wort, lief abseitwärts und allein, nur daß er uns von Zeit zu Zeit\n fragte, ob wir noch nichts gewahr worden wären, und uns befahl, das Ohr an die Erde zu\n legen. Endlich so kommt der Graf hergefahren, der Wagen schwer bepackt, der Advokat\n saß bei ihm drin, voraus ein Reuter, nebenher ritten zwei Knechte – da hättest du den\n Mann sehen sollen, wie er, zwei Terzerolen in der Hand, vor uns her auf den Wagen\n zusprang! Und die Stimme, mit der er rief: Halt! – der Kutscher, der nicht Halt machen\n wollte, mußte vom Bock herabtanzen, der Graf schoß aus dem Wagen in den Wind, die\n Reuter flohen – dein Geld, Kanaille! rief er donnernd – er lag wie ein Stier unter dem\n Beil – und bist du der Schelm, der die Gerechtigkeit zur feilen Hure macht? der\n Advokat zitterte, daß ihm die Zähne klapperten, – der Dolch stak in seinem Bauch wie\n ein Pfahl in dem Weinberg – ich habe das Meine getan! rief er, und wandte sich stolz\n von uns weg, das Plündern ist eure Sache – Und somit verschwand er in den Wald –
## 381 #spiegelberg Hum, hum! Bruder, was ich dir vorhin erzählt habe, bleibt unter uns, er brauchts\n nicht zu wissen. Verstehst du?
## 382 #razmann Recht, recht! ich versteh.
## 383 #spiegelberg Du kennst ihn ja! Er hat so seine Grillen. Du verstehst mich.
## 384 #razmann Ich versteh, ich versteh.
## 385 #razmann Wer da? was gibts da? Passagiers im Wald?
## 386 #schwarz Hurtig, hurtig! wo sind die andern? – tausendsackerment! ihr steht da und plaudert!\n Wißt ihr denn nicht – wißt ihr denn gar nicht? – und Roller –
## 387 #razmann Was dann? was dann?
## 388 #schwarz Roller ist gehangen, noch vier andere mit –
## 389 #razmann Roller? Schwerenot! seit wenn – woher weißt dus?
## 390 #schwarz Schon über drei Wochen sitzt er, und wir erfahren nichts, schon drei Rechtstäge sind\n über ihn gehalten worden, und wir hören nichts, man hat ihn auf der Tortur examiniert,\n wo der Hauptmann sei? – der wackere Bursche hat nichts bekannt, gestern ist ihm der\n Prozeß gemacht worden, diesen Morgen ist er dem Teufel Extrapost zugefahren.
## 391 #razmann Vermaledeit! weiß es der Hauptmann?
## 392 #schwarz Erst gestern erfährt ers. Er schäumt wie ein Eber. Du weißts, er hat immer am meisten\n gehalten auf Roller, und nun die Tortur erst – Strick und Leiter sind\n schon an den Turm gebracht worden, es half nichts; er selbst hat sich schon in\n Kapuzinerskutte zu ihm geschlichen, und die Person mit ihm wechseln wollen, Roller\n schlugs hartnäckig ab, itzt hat er einen Eid geschworen, daß es uns eiskalt über die\n Leber lief, er wolle ihm eine Todesfackel anzünden, wie sie noch keinem König\n geleuchtet hat, die ihnen den Buckel braun und blau brennen soll. Mir ist bang für die\n Stadt. Er hat schon lang eine Pike auf sie, weil sie so schändlich bigott ist, und du\n weißt, wenn er sagt: ich wills tun! so ists so viel, als wenns unsereiner getan\n hat.
## 393 #razmann Das ist wahr! ich kenne den Hauptmann. Wenn er dem Teufel sein Wort drauf gegeben\n hätte in die Hölle zu fahren, er würde nie beten, wenn er mit einem\n halben Vaterunser selig werden könnte! – Aber ach! der arme Roller! der arme Roller!\n –
## 394 #spiegelberg Memento mori! Aber das regt mich nicht an. \n
## 395 #razmann Horch! ein Schuß. \n
## 396 #spiegelberg Noch einer!
## 397 #razmann Wieder einer! der Hauptmann!
## 398 #schweizer #roller Holla ho! Holla ho!
## 399 #razmann Roller! Roller! Holen mich zehn Teufel!
## 400 #schweizer #roller Razmann! Schwarz! Spiegelberg! Razmann!
## 401 #razmann Roller! Schweizer! Blitz, Donner, Hagel und Wetter! \n
## 402 #karl_von_moor Freiheit! Freiheit! – – du bist im Trocknen, Roller! – Führ meinen Rappen ab,\n Schweizer, und wasch ihn mit Wein. Das hat\n gegolten!
## 403 #razmann Nun bei der Feueresse des Plutos! bist du vom Rad auferstanden?
## 404 #schwarz Bist du sein Geist? oder bin ich ein Narr? oder bist dus wirklich?
## 405 #roller Ich bins. Leibhaftig. Ganz. Wo glaubst du, daß ich herkomme?
## 406 #schwarz Da frag die Hexe! der Stab war schon über dich gebrochen!
## 407 #roller Das war er freilich, und noch mehr. Ich komme recta vom Galgen her. Laß\n mich nur erst zu Atem kommen. Der Schweizer wird dir erzählen. Gebt mir ein Glas\n Branntenwein! – du auch wieder da, Moritz? Ich dachte, dich woanders wiederzusehen –\n gebt mir doch ein Glas Branntenwein! meine Knochen fallen auseinander – o mein\n Hauptmann! wo ist mein Hauptmann?
## 408 #schwarz Gleich, gleich! – so sag doch, so schwätz doch! wie bist du davonkommen? wie haben\n wir dich wieder? der Kopf geht mir um. Vom Galgen her, sagst du?
## 409 #roller Ah, das schmeckt, das brennt ein! – geradeswegs vom Galgen her! sag ich. Ihr steht\n da, und gafft, und könnts nicht träumen – ich war auch nur drei Schritte von der\n Sackermentsleiter, auf der ich in den Schoß Abrahams steigen sollte – so nah, so nah –\n war dir schon mit Haut und Haar auf die Anatomie verhandelt! hättest mein Leben um 'n\n Prise Schnupftabak haben können, dem Hauptmann dank ich Luft, Freiheit und Leben.
## 410 #schweizer Es war ein Spaß, der sich hören läßt. Wir hatten den Tag vorher durch unsre Spionen\n Wind gekriegt, der Roller liege tüchtig im Salz, und wenn der Himmel nicht beizeit\n noch einfallen wollte, so werde er morgen am Tag – das war als heut – den Weg alles\n Fleisches gehen müssen – Auf! sagt der Hauptmann, was wiegt ein Freund nicht. – Wir\n retten ihn, oder retten ihn nicht, so wollen wir ihm wenigstens doch eine Todesfackel\n anzünden, wie sie noch keinem König geleuchtet hat, die ihnen den Buckel braun und\n blau brennen soll. Die ganze Bande wird aufgeboten. Wir schicken einen Expressen an\n ihn, ders ihm in einem Zettelchen beibrachte, das er ihm in die Suppe warf.
## 411 #roller Ich verzweifelte an dem Erfolg.
## 412 #schweizer Wir paßten die Zeit ab, bis die Passagen leer waren. Die ganze Stadt zog dem\n Spektakel nach, Reuter und Fußgänger durcheinander und Wagen, der Lärm und der\n Galgenpsalm johlten weit. Itzt, sagt der Hauptmann, brennt an, brennt an! Die Kerl\n flogen wie Pfeile, steckten die Stadt an dreiunddreißig Ecken zumal in Brand, werfen\n feurige Lunten in die Nähe des Pulverturms, in Kirchen und Scheunen – Mordbleu es war\n keine Viertelstunde vergangen, der Nordostwind, der auch seinen Zahn auf die Stadt haben muß, kam uns trefflich zustatten, und half die Flamme bis hinauf in\n die obersten Giebel jagen. Wir indes Gasse auf, Gasse nieder, wie Furien – Feuerjo!\n Feurjo! durch die ganze Stadt – Geheul, – Geschrei – Gepolter – fangen an die\n Brandglocken zu brummen, knallt der Pulverturm in die Luft, als wär die Erde mitten\n entzweigeborsten, und der Himmel zerplatzt und die Hölle zehntausend Klafter tiefer\n versunken.
## 413 #roller Und itzt sah mein Gefolge zurück – da lag die Stadt wie Gomorrha und Sodom, der ganze\n Horizont war Feuer, Schwefel und Rauch, vierzig Gebürge brüllen den infernalischen\n Schwank in die Rund herum nach, ein panischer Schreck schmeißt alle zu Boden – itzt\n nutz ich den Zeitpunkt, und risch, wie der Wind! ich war losgebunden, so nah wars\n dabei – da meine Begleiter versteinert wie Lots Weib zurückschaun, Reißaus! zerrissen\n die Haufen! davon! Sechzig Schritte weg werf ich die Kleider ab, stürze mich in den\n Fluß, schwimm unterm Wasser fort, bis ich glaubte, ihnen aus dem Gesichte zu sein.\n Mein Hauptmann schon parat mit Pferden und Kleidern – so bin ich entkommen. Moor!\n Moor! möchtest du bald auch in den Pfeffer geraten, daß ich dir Gleiches mit Gleichem\n vergelten kann!
## 414 #razmann Ein bestialischer Wunsch, für den man dich hängen sollte – aber es war ein Streich\n zum Zerplatzen.
## 415 #roller Es war Hülfe in der Not, ihr könnts nicht schätzen. Ihr hättet sollen – den Strick um\n den Hals – mit lebendigem Leib zu Grabe marschieren wie ich, und die\n sackermentalischen Anstalten und Schinderszeremonien, und mit jedem Schritt, den der\n scheue Fuß vorwärts wankte, näher und fürchterlich näher die verfluchte Maschine, wo\n ich einlogiert werden sollte, im Glanz der schröcklichen Morgensonne steigend, und die\n laurenden Schindersknechte und die gräßliche Musik – noch raunt sie in meinen Ohren –\n und das Gekrächz hungriger Raben, die an meinem halbfaulen Antezessor zu dreißigen\n hingen, und das alles, alles – und obendrein noch der Vorschmack der Seligkeit, die\n mir blühete! – Bruder, Bruder! und auf einmal die Losung zur Freiheit – Es war ein\n Knall, als ob dem Himmelfaß ein Reif gesprungen wäre – hört, Kanaillen! ich sag euch,\n wenn man aus dem glühenden Ofen ins Eiswasser springt, kann man den\n Abfall nicht so stark fühlen als ich, da ich am andern Ufer war.
## 416 #spiegelberg Armer Schlucker! Nun ists ja verschwitzt. Zur\n glücklichen Wiedergeburt!
## 417 #roller Nein, bei allen Schätzen des Mammons! ich möchte das nicht zum zweiten Mal erleben.\n Sterben ist etwas mehr als Harlekinssprung, und Todesangst ist ärger als Sterben.
## 418 #spiegelberg Und der hüpfende Pulverturn – merkst dus itzt, Razmann? – drum stank auch die Luft so\n nach Schwefel, stundenweit, als würde die ganze Garderobe des Molochs unter dem\n Firmament ausgelüftet – es war ein Meisterstreich, Hauptmann! ich beneide dich\n drum.
## 419 #schweizer Macht sich die Stadt eine Freude daraus, meinen Kameraden wie ein verhetztes Schwein\n abtun zu sehen, was, zum Henker! sollen wir uns ein Gewissen daraus machen, unserem\n Kameraden zulieb die Stadt draufgehen zu lassen? Und nebenher hatten unsere Kerls noch\n das gefundene Fressen, über den alten Kaiser zu plündern. – Sagt einmal! was habt ihr\n weggekapert?
## 420 #einer_von_der_bande Ich hab mich während des Durcheinanders in die Stephanskirche geschlichen und die\n Borten vom Altartuch abgetrennt, der liebe Gott da, sagt ich, ist ein reicher Mann und\n kann ja Goldfäden aus einem Batzenstrick machen.
## 421 #schweizer Du hast wohlgetan – was soll auch der Plunder in einer Kirche? Sie tragens dem\n Schöpfer zu, der über den Trödelkram lachet, und seine Geschöpfe dörfen verhungern. –\n Und du, Spangeler – wo hast du dein Netz ausgeworfen?
## 422 #ein_zweiter Ich und Bügel haben einen Kaufladen geplündert und bringen Zeug für unser funfzig\n mit.
## 423 #ein_dritter Zwei goldne Sackuhren hab ich weggebixt, und ein Dutzend silberne Löffel darzu.
## 424 #schweizer Gut, gut. Und wir haben ihnen eins angerichtet, dran sie vierzehn Tage werden zu\n löschen haben. Wenn sie dem Feuer wehren wollen, so müssen sie die Stadt durch Wasser\n ruinieren – Weißt du nicht, Schufterle, wieviel es Tote gesetzt hat?
## 425 #schufterle Dreiundachtzig sagt man. Der Turm allein hat ihrer sechzig zu Staub\n zerschmettert.
## 426 #karl_von_moor Roller, du bist teuer bezahlt.
## 427 #schufterle Pah, pah! was heißt aber das? – ja, wenns Männer gewesen wären – aber da warens\n Wickelkinder, die ihre Laken vergolden, eingeschnurrte Mütterchen, die ihnen die\n Mücken wehrten, ausgedörrte Ofenhocker, die keine Türe mehr finden konnten –\n Patienten, die nach dem Dokter winselten, der in seinem gravitätischen Trab der Hatz\n nachgezogen war – Was leichte Beine hatte, war ausgeflogen der Komödie nach, und nur\n der Bodensatz der Stadt blieb zurück, die Häuser zu hüten.
## 428 #karl_von_moor O der armen Gewürme! Kranke, sagst du, Greise und Kinder? –
## 429 #schufterle Ja zum Teufel! und Kindbetterinnen darzu, und hochschwangere Weiber, die\n befürchteten, unterm lichten Galgen zu abortieren, junge Frauen, die besorgten, sich\n an den Schindersstückchen zu versehen und ihrem Kind in Mutterleib den Galgen auf den\n Buckel zu brennen – Arme Poeten, die keinen Schuh anzuziehen hatten, weil sie ihr\n einziges Paar in die Mache gegeben, und was das Hundsgesindel mehr ist, es lohnt sich\n der Mühe nicht, daß man davon redt. Wie ich von ungefähr so an einer Baracke\n vorbeigehe, hör ich drinnen ein Gezeter, ich guck hinein, und wie ichs beim Licht\n besehe, was wars? Ein Kind wars, noch frisch und gesund, das lag auf dem Boden unterm\n Tisch, und der Tisch wollte eben angehen, – Armes Tierchen, sagt ich, du verfrierst ja\n hier, und warfs in die Flamme –
## 430 #karl_von_moor Wirklich, Schufterle? – Und diese Flamme brenne in deinem Busen, bis die Ewigkeit\n grau wird! – Fort Ungeheuer! Laß dich nimmer unter meiner Bande sehen! Murrt ihr! –\n Überlegt ihr? – Wer überlegt, wann ich befehle? – Fort mit ihm, sag ich,\n – es sind noch mehr unter euch, die meinem Grimm reif sind. Ich kenne dich,\n Spiegelberg. Aber ich will nächstens unter euch treten, und fürchterlich Musterung\n halten. \n Höre sie nicht, Rächer im Himmel! – Was kann ich dafür? Was kannst du dafür, wenn\n deine Pestilenz, deine Teurung, deine Wasserfluten, den Gerechten mit dem Bösewicht\n auffressen? Wer kann der Flamme befehlen, daß sie nicht auch durch die gesegneten Saaten wüte, wenn sie das Genist der Hornissel zerstören soll? – O pfui\n über den Kindermord! den Weibermord! – den Krankenmord! Wie beugt mich diese Tat! Sie\n hat meine schönsten Werke vergiftet – da steht der Knabe, schamrot und ausgehöhnt vor\n dem Auge des Himmels, der sich anmaßte, mit Jupiters Keile zu spielen, und Pygmäen\n niederwarf, da er Titanen zerschmettern sollte – geh, geh! du bist der Mann nicht, das\n Rachschwert der obern Tribunale zu regieren, du erlagst bei dem ersten Griff – hier\n entsag ich dem frechen Plan, gehe, mich in irgendeine Kluft der Erde zu verkriechen,\n wo der Tag vor meiner Schande zurücktritt. \n
## 431 #die_raeuber Sieh dich vor, Hauptmann! Es spukt! Ganze Haufen böhmischer Reuter schwadronieren im\n Holz herum – der höllische Blaustrumpf muß ihnen verträtscht haben –
## 432 #die_raeuber Hauptmann! Hauptmann! Sie haben uns die Spur abgelauert – rings ziehen ihrer etliche\n tausend einen Kordon um den mittlern Wald.
## 433 #die_raeuber Weh, weh, weh! Wir sind gefangen, gerädert, wir sind gevierteilt! Viele tausend\n Husaren, Dragoner und Jäger sprengen um die Anhöhe, und halten die Luftlöcher besetzt.\n \n
## 434 #schweizer Haben wir sie aus den Federn geschüttelt? Freu dich doch, Roller! Das hab ich mir\n lange gewünscht, mich mit so Kommißbrotrittern herumzuhauen – wo ist der Hauptmann?\n Ist die ganze Bande beisammen? Wir haben doch Pulver genug?
## 435 #razmann Pulver die schwere Meng. Aber unser sind achtzig in allem, und so immer kaum einer\n gegen ihrer zwanzig.
## 436 #schweizer Desto besser! und laß es fünfzig gegen meinen großen Nagel sein – Haben sie so lang\n gewartet, bis wir ihnen die Streu unterm Arsch angezündt haben – Brüder, Brüder! so\n hats keine Not. Sie setzen ihr Leben an zehen Kreuzer, fechten wir nicht für Hals und\n Freiheit? – Wir wollen über sie her wie die Sündflut und auf ihre Köpfe herabfeuren\n wie Wetterleuchten – Wo zum Teufel! ist dann der Hauptmann?
## 437 #spiegelberg Er verläßt uns in dieser Not. Können wir denn nicht mehr entwischen?
## 438 #schweizer Entwischen?
## 439 #spiegelberg Oh! warum bin ich nicht geblieben in Jerusalem.
## 440 #schweizer So wollt ich doch, daß du im Kloak ersticktest, Dreckseele du! Bei nackten Nonnen\n hast du ein großes Maul, aber wenn du zwei Fäuste siehst, – Memme, zeige dich itzt,\n oder man soll dich in eine Sauhaut nähen, und durch Hunde verhetzen lassen.
## 441 #razmann Der Hauptmann, der Hauptmann!
## 442 #karl_von_moor Ich habe sie vollends ganz einschließen lassen, itzt müssen sie fechten wie\n Verzweifelte. Kinder! nun gilts! Wir sind verloren, oder wir\n müssen fechten wie angeschossene Eber.
## 443 #schweizer Ha! ich will ihnen mit meinen Fangern den Bauch schlitzen, daß ihnen die Kutteln\n schuhlang herausplatzen! – Führ uns an, Hauptmann! Wir folgen dir in den Rachen des\n Todes.
## 444 #karl_von_moor Ladet alle Gewehre! Es fehlt doch an Pulver nicht?
## 445 #schweizer Pulver genug, die Erde gegen den Mond zu sprengen!
## 446 #razmann Jeder hat fünf Paar Pistolen geladen, jeder noch drei Kugelbüchsen darzu.
## 447 #karl_von_moor Gut, gut! Und nun muß ein Teil auf die Bäume klettern, oder sich ins Dickicht\n verstecken, und Feuer auf sie geben im Hinterhalt –
## 448 #schweizer Da gehörst du hin, Spiegelberg!
## 449 #karl_von_moor Wir andern, wie Furien, fallen ihnen in die Flanken!
## 450 #schweizer Darunter bin ich, ich!
## 451 #karl_von_moor Zugleich muß jeder sein Pfeifchen hören lassen, im Wald herumjagen, daß unsere Anzahl\n schröcklicher werde: auch müssen alle Hunde los, und in ihre Glieder gehetzt werden,\n daß sie sich trennen, zerstreuen und euch in den Schuß rennen. Wir drei, Roller,\n Schweizer und ich, fechten im Gedränge.
## 452 #schweizer Meisterlich, vortrefflich! – Wir wollen sie zusammenwettern, daß sie nicht wissen, wo\n sie die Ohrfeigen herkriegen. Ich habe wohl ehe eine Kirsche vom Maul weggeschossen,\n laß sie nur anlaufen. \n
## 453 #karl_von_moor Schweig!
## 454 #schweizer Ich bitte dich –
## 455 #karl_von_moor Weg! Er dank es seiner Schande, sie hat ihn gerettet. Er soll nicht sterben, wenn ich\n und mein Schweizer sterben, und mein Roller. Laß ihn die Kleider ausziehen, so will\n ich sagen, er sei ein Reisender, und ich hab ihn bestohlen – Sei ruhig, Schweizer, ich\n schwöre darauf, er wird doch noch gehangen werden.
## 456 #pater Ist das das Drachennest? – Mit eurer Erlaubnis, meine Herren! Ich bin ein Diener der\n Kirche, und draußen stehen siebenzehnhundert, die jedes Haar auf meinen Schläfen\n bewachen.
## 457 #schweizer Bravo! bravo! Das war wohl gesprochen, sich den Magen warm zu halten.
## 458 #karl_von_moor Schweig, Kamerad! – Sagen Sie kurz, Herr Pater! Was haben Sie hier zu tun?
## 459 #pater Mich sendet die hohe Obrigkeit, die über Leben und Tod spricht – ihr Diebe – ihr\n Mordbrenner – ihr Schelmen – giftige Otterbrut, die im Finstern schleicht, und im\n Verborgenen sticht – Aussatz der Menschheit – Höllenbrut – köstliches Mahl für Raben\n und Ungeziefer – Kolonie für Galgen und Rad –
## 460 #schweizer Hund! hör auf zu schimpfen, oder – \n
## 461 #karl_von_moor Pfui doch, Schweizer! du verdirbst ihm ja das Konzept – er hat seine Predigt so brav\n auswendig gelernt – nur weiter, mein Herr! – »für Galgen und Rad?«
## 462 #pater Und du, feiner Hauptmann! Herzog der Beutelschneider! Gaunerkönig! Großmogol aller\n Schelmen unter der Sonne! – Ganz ähnlich jenem ersten abscheulichen Rädelsführer, der\n tausend Legionen schuldloser Engel in rebellisches Feuer fachte, und mit sich hinab in\n den tiefen Pfuhl der Verdammnis zog – das Zetergeschrei verlassener Mütter heult\n deinen Fersen nach, Blut saufst du wie Wasser, Menschen wägen auf deinem mörderischen\n Dolch keine Luftblase auf. –
## 463 #karl_von_moor Sehr wahr, sehr wahr! Nur weiter!
## 464 #pater Was? Sehr wahr, sehr wahr? ist das auch eine Antwort?
## 465 #karl_von_moor Wie, mein Herr? darauf haben Sie sich wohl nicht gefaßt gemacht? Weiter, nur weiter!\n Was wollten Sie weiter sagen?
## 466 #pater Entsetzlicher Mensch! hebe dich weg von mir! Picht nicht das Blut des ermordeten\n Reichsgrafen an deinen verfluchten Fingern? Hast du nicht das Heiligtum des Herrn mit\n diebischen Händen durchbrochen, und mit einem Schelmengriff die geweihten Gefäße des\n Nachtmahls entwandt? Wie? hast du nicht Feuerbrände in unsere gottesfürchtige Stadt\n geworfen? und den Pulverturm über die Häupter guter Christen herabgestürzt? Greuliche, greuliche Frevel, die bis zum Himmel\n hinaufstinken, das Jüngste Gereicht waffnen, daß es reißend daherbricht! Reif zur\n Vergeltung, zeitig zur letzten Posaune!
## 467 #karl_von_moor Meisterlich geraten bis hieher! aber zur Sache! Was läßt mir der hochlöbliche\n Magistrat durch Sie kundmachen?
## 468 #pater Was du nie wert bist zu empfangen – Schau um dich, Mordbrenner! Was nur dein Auge\n absehen kann, bist du eingeschlossen von unsern Reutern – hier ist kein Raum zum\n Entrinnen mehr – so gewiß Kirschen auf diesen Eichen wachsen, und diese Tannen\n Pfirsiche tragen, so gewiß werdet ihr unversehrt diesen Eichen und diesen Tannen den\n Rücken kehren.
## 469 #karl_von_moor Hörst dus wohl, Schweizer? – Aber nur weiter!
## 470 #pater Höre dann, wie gütig, wie langmütig das Gericht mit dir Böswicht verfährt. Wirst du\n itzt gleich zum Kreuz kriechen, und um Gnade und Schonung flehen, siehe, so wird dir\n die Strenge selbst Erbarmen, die Gerechtigkeit eine liebende Mutter sein – sie drückt\n das Auge bei der Hälfte deiner Verbrechen zu, und läßt es – denk doch! – und läßt es\n bei dem Rade bewenden.
## 471 #schweizer Hast dus gehört, Hauptmann? Soll ich hingehn, und diesem abgerichteten Schäferhund\n die Gurgel zusammenschnüren, daß ihm der rote Saft aus allen Schweißlöchern sprudelt?\n –
## 472 #roller Hauptmann! – Sturm, Wetter und Hölle! – Hauptmann! – wie er die Unterlippe zwischen\n die Zähne klemmt! – soll ich diesen Kerl das Oberst zu unterst unters Firmament wie\n einen Kegel aufsetzen?
## 473 #schweizer Mir, mir! Laß mich kniend vor dir niederfallen! Mir laß die Wollust, ihn zu Brei\n zusammenzureiben! \n
## 474 #karl_von_moor Weg von ihm! Wag es keiner, ihn anzurühren! – Sehen Sie, Herr Pater! hier stehn neunundsiebenzig, deren Hauptmann\n ich bin, und weiß keiner, auf Wink und Kommando zu fliegen oder nach Kanonenmusik zu\n tanzen, und draußen stehn siebenzehnhundert, unter Musketen ergraut – aber hören Sie\n nun! so redet Moor, der Mordbrenner Hauptmann: Wahr ists, ich habe den Reichsgrafen\n erschlagen, die Dominikuskirche angezündet und geplündert, hab Feuerbrände in eure\n bigotte Stadt geworfen, und den Pulverturm über die Häupter guter Christen\n herabgestürzt – aber das ist noch nicht alles. Ich habe noch mehr getan. Bemerken Sie die vier kostbare Ringe, die ich\n an jedem Finger trage – gehen Sie hin, und richten Sie Punkt für Punkt den Herren des\n Gerichts über Leben und Tod aus, was Sie sehen und hören werden – diesen Rubin zog ich\n einem Minister vom Finger, den ich auf der Jagd zu den Füßen seines Fürsten\n niederwarf. Er hatte sich aus dem Pöbelstaub zu seinem ersten Günstling\n emporgeschmeichelt, der Fall seines Nachbars war seiner Hoheit Schemel – Tränen der\n Waisen huben ihn auf. Diesen Demant zog ich einem Finanzrat ab, der Ehrenstellen und\n Ämter an die Meistbietenden verkaufte und den traurenden Patrioten von seiner Türe\n stieß. – Diesen Achat trag ich einem Pfaffen Ihres Gelichters zur Ehre, den ich mit\n eigener Hand erwürgte, als er auf offener Kanzel geweint hatte, daß die Inquisition so\n in Zerfall käme – ich könnte Ihnen noch mehr Geschichten von meinen Ringen erzählen,\n wenn mich nicht schon die paar Worte gereuten, die ich mit Ihnen verschwendet habe\n –
## 475 #pater O Pharao! Pharao!
## 476 #karl_von_moor Hört ihrs wohl? Habt ihr den Seufzer bemerkt? Steht er nicht da, als wollte er Feuer\n vom Himmel auf die Rotte Korah herunterbeten, richtet mit einem Achselzucken, verdammt\n mit einem christlichen Ach! – Kann der Mensch denn so blind sein? Er, der\n die hundert Augen des Argus hat, Flecken an seinem Bruder zu spähen, kann er so gar\n blind gegen sich selbst sein? – Da donnern sie Sanftmut und Duldung aus ihren Wolken,\n und bringen dem Gott der Liebe Menschenopfer wie einem feuerarmigen Moloch – predigen\n Liebe des Nächsten, und fluchen den achtzigjährigen Blinden von ihren\n Türen hinweg; – stürmen wider den Geiz und haben Peru um goldner Spangen willen\n entvölkert und die Heiden wie Zugvieh vor ihre Wagen gespannt – Sie zerbrechen sich\n die Köpfe, wie es doch möglich gewesen wäre, daß die Natur hätte können einen\n Ischariot schaffen, und nicht der Schlimmste unter ihnen würde den dreieinigen Gott um\n zehen Silberlinge verraten. – O über euch Pharisäer, euch Falschmünzer der Wahrheit,\n euch Affen der Gottheit! Ihr scheut euch nicht, vor Kreuz und Altären zu knien,\n zerfleischt eure Rücken mit Riemen, und foltert euer Fleisch mit Fasten; ihr wähnt,\n mit diesen erbärmlichen Gaukeleien demjenigen einen blauen Dunst vorzumachen, den ihr\n Toren doch den Allwissenden nennt, nicht anders, als wie man der Großen am bittersten\n spottet, wenn man ihnen schmeichelt, daß sie die Schmeichler hassen; ihr pocht auf\n Ehrlichkeit und exemplarischen Wandel, und der Gott, der euer Herz durchschaut, würde\n wider den Schöpfer ergrimmen, wenn er nicht eben der wäre, der das Ungeheuer am Nilus\n erschaffen hat. – Schafft ihn aus meinen Augen!
## 477 #pater Daß ein Bösewicht noch so stolz sein kann!
## 478 #karl_von_moor Nicht genug – itzt will ich stolz reden. Geh hin und sage dem hochlöblichen Gericht,\n das über Leben und Tod würfelt – Ich bin kein Dieb, der sich mit Schlaf und\n Mitternacht verschwört, und auf der Leiter groß und herrisch tut – was ich getan habe,\n werd ich ohne Zweifel einmal im Schuldbuch des Himmels lesen, aber mit seinen\n erbärmlichen Verwesern will ich kein Wort mehr verlieren. Sag ihnen, mein Handwerk ist\n Wiedervergeltung – Rache ist mein Gewerbe. \n
## 479 #pater Du willst also nicht Schonung und Gnade? – Gut, mit dir bin ich fertig. So höret dann ihr, was die Gerechtigkeit euch durch mich\n zu wissen tut! – Werdet ihr itzt gleich diesen verurteilten Missetäter gebunden\n überliefern, seht, so soll euch die Strafe eurer Greuel bis auf das letzte Andenken\n erlassen sein – die heilige Kirche wird euch verlorne Schafe mit erneuerter Liebe in\n ihren Mutterschoß aufnehmen, und jedem unter euch soll der Weg zu einem Ehrenamt\n offenstehn. Nun, nun? Wie schmeckt das, E.\n Majestät? – Frisch also! Bindet ihn, und seid frei!
## 480 #karl_von_moor Hört ihrs auch? Hört ihr? Was stutzt ihr? Was steht ihr verlegen da? Sie bietet euch\n Freiheit, und ihr seid wirklich schon ihre Gefangene. – Sie schenkt euch das Leben,\n und das ist keine Prahlerei, denn ihr seid wahrhaftig gerichtet – Sie verheißt euch\n Ehren und Ämter, und was kann euer Los anders sein, wenn ihr auch obsiegtet, als\n Schmach und Fluch und Verfolgung. – Sie kündigt euch Versöhnung vom Himmel an, und ihr\n seid wirklich verdammt. Es ist kein Haar an keinem unter euch, das nicht in die Hölle\n fährt. Überlegt ihr noch? Wankt ihr noch? Ist es so schwer, zwischen Himmel und Hölle\n zu wählen? Helfen Sie doch, Herr Pater!
## 481 #pater Ist der Kerl unsinnig? – Sorgt ihr etwa, daß dies eine Falle sei, euch lebendig zu\n fangen? – Leset selbst, hier ist der Generalpardon unterschrieben. Könnt ihr noch zweifeln?
## 482 #karl_von_moor Seht doch, seht doch! Was könnt ihr mehr verlangen? – Unterschrieben mit eigener Hand\n – es ist Gnade über alle Grenzen – oder fürchtet ihr wohl, sie werden ihr Wort\n brechen, weil ihr einmal gehört habt, daß man Verrätern nicht Wort hält? – O seid\n außer Furcht! Schon die Politik könnte sie zwingen, Wort zu halten, wenn sie es auch\n dem Satan gegeben hätten. – Wer würde ihnen in Zukunft noch Glauben beimessen? Wie\n würden sie je einen zweiten Gebrauch davon machen können? – Ich wollte drauf schwören,\n sie meinens aufrichtig. Sie wissen, daß ich es bin, der euch empört und erbittert hat,\n euch halten sie für unschuldig. Eure Verbrechen legen sie für Jugendfehler, für\n Übereilungen aus. Mich allein wollen sie haben, ich allein verdiene zu büßen. Ist es\n nicht so, Herr Pater?
## 483 #pater Wie heißt der Teufel, der aus ihm spricht? – Ja freilich, freilich ist es so – der\n Kerl macht mich wirbeln.
## 484 #karl_von_moor Wie, noch keine Antwort? denkt ihr wohl gar, mit den Waffen noch durchzureißen?\n Schaut doch um euch, schaut doch um euch! Das werdet ihr doch nicht denken, das wäre\n itzt kindische Zuversicht. – Oder schmeichelt ihr euch wohl gar, als Helden zu fallen,\n weil ihr saht, daß ich mich aufs Getümmel freute? – Oh glaubt das nicht! – Ihr seid\n nicht Moor! – Ihr seid heillose Diebe! Elende Werkzeuge meiner größeren\n Plane, wie der Strick verächtlich in der Hand des Henkers! – Diebe\n können nicht fallen, wie Helden fallen. Das Leben ist den Dieben Gewinn, dann kommt\n was Schröckliches nach – Diebe haben das Recht, vor dem Tode zu zittern. – Höret, wie\n ihre Hörner tönen! Sehet, wie drohend ihre Säbel daherblinken! wie? noch unschlüssig?\n seid ihr toll? seid ihr wahnwitzig? – Es ist unverzeihlich! Ich dank euch mein Leben\n nicht, ich schäme mich eures Opfers!
## 485 #pater Ich werde unsinnig, ich laufe davon! Hat man je von so was gehört?
## 486 #karl_von_moor Oder fürchtet ihr wohl, ich werde mich selbst erstechen, und durch einen Selbstmord\n den Vertrag zernichten, der nur an dem Lebendigen haftet? Nein, Kinder! das ist eine\n unnütze Furcht. Hier werf ich meinen Dolch weg, und meine Pistolen und dies Fläschchen\n mit Gift, das mir noch wohlkommen sollte – ich bin so elend, daß ich auch die\n Herrschaft über mein Leben verloren habe. – Was, noch unschlüssig? Oder glaubt ihr\n vielleicht, ich werde mich zur Wehr setzen, wenn ihr mich binden wollt? Seht! hier\n bind ich meine rechte Hand an diesen Eichenast, ich bin ganz wehrlos, ein Kind kann\n mich umwerfen – Wer ist der erste, der seinen Hauptmann in der Not verläßt?
## 487 #roller Und wann die Hölle uns neunfach umzingelte! Wer\n kein Hund ist, rette den Hauptmann!
## 488 #schweizer In unsern Kugeln Pardon! Fort, Kanaille! sag dem Senat, der dich gesandt hat, du\n träfst unter Moors Bande keinen einzigen Verräter an. – Rettet, rettet den\n Hauptmann!
## 489 #schweizer #grimm #roller #schwarz #schufterle #razmann #die_raeuber Rettet, rettet, rettet den Hauptmann!
## 490 #karl_von_moor Itzt sind wir frei – Kameraden! Ich fühle eine Armee in meiner Faust – Tod oder\n Freiheit! Wenigstens sollen sie keinen lebendig haben!
## 491 #amalia
## 492 #franz_von_moor Schon wieder hier, eigensinnige Schwärmerin? Du hast dich vom frohen Mahle\n hinweggestohlen, und den Gästen die Freude verdorben.
## 493 #amalia Schade für diese unschuldige Freuden! Das Totenlied muß noch in deinen Ohren murmeln,\n das deinem Vater zu Grabe hallte –
## 494 #franz_von_moor Willst du dann ewig klagen? Laß die Toten schlafen, und mache die Lebendigen\n glücklich! Ich komme –
## 495 #amalia Und wann gehst du wieder?
## 496 #franz_von_moor O weh! Kein so finsteres, stolzes Gesicht! du betrübst mich, Amalia! Ich komme, dir\n zu sagen –
## 497 #amalia Ich muß wohl hören, Franz von Moor ist ja gnädiger Herr worden.
## 498 #franz_von_moor Ja recht, das wars, worüber ich dich vernehmen wollte Maximilian – ist schlafen\n gegangen in der Väter Gruft. Ich bin Herr. Aber ich möchte es vollends ganz sein,\n Amalia. – Du weißt, was du unserm Hause warst, du wardst gehalten wie Moors Tochter,\n selbst den Tod überlebte seine Liebe zu dir, das wirst du wohl niemals vergessen?\n –
## 499 #amalia Niemals, niemals. Wer das auch so leichtsinnig beim frohen Mahle hinwegzechen\n könnte!
## 500 #franz_von_moor Die Liebe meines Vaters mußt du in seinen Söhnen belohnen, und Karl ist tot – staunst\n du? schwindelt dir? Ja wahrhaftig, der Gedanke ist auch so schmeichelnd erhaben, daß\n er selbst den Stolz eines Weibes betäubt. Franz tritt die Hoffnungen der edelsten\n Fräuleins mit Füßen, Franz kommt und bietet einer armen, ohne ihn hülflosen Waise sein\n Herz, seine Hand, und mit ihr all sein Gold an und alle seine Schlösser und Wälder. –\n Franz, der Beneidete, der Gefürchtete, erklärt sich freiwillig für Amalias Sklaven\n –
## 501 #amalia Warum spaltet der Blitz die ruchlose Zunge nicht, die das Frevelwort ausspricht! Du\n hast meinen Geliebten ermordet, und Amalia soll dich Gemahl nennen! du –
## 502 #franz_von_moor Nicht so ungestüm, allergnädigste Prinzessin! – Freilich krümmt Franz sich nicht wie\n ein girrender Seladon vor dir – freilich hat er nicht gelernt, gleich dem\n schmachtenden Schäfer Arkadiens, dem Echo der Grotten und Felsen seine Liebesklagen\n entgegen zu jammern – Franz spricht, und wenn man nicht antwortet, so wird er –\n befehlen.
## 503 #amalia Wurm, du, befehlen? mir befehlen? – und wenn man den Befehl mit Hohnlachen\n zurückschickt?
## 504 #franz_von_moor Das wirst du nicht. Noch weiß ich Mittel, die den Stolz eines \n einbildischen Starrkopfs so hübsch niederbeugen können – Kloster und Mauren!
## 505 #amalia Bravo! herrlich! und in Kloster und Mauren mit deinem Basiliskenanblick auf ewig\n verschont, und Muße genug, an Karln zu denken, zu hangen. Willkommen mit deinem\n Kloster! auf auf mit deinen Mauren!
## 506 #franz_von_moor Haha! ist es das? – Gib acht! Itzt hast du mich die Kunst gelehrt, wie ich dich\n quälen soll – diese ewige Grille von Karl soll dir mein Anblick gleich einer\n feuerhaarigen Furie aus dem Kopfe geißeln, das Schreckbild Franz soll\n hinter dem Bild deines Lieblings im Hinterhalt lauren, gleich dem verzauberten Hund,\n der auf unterirdischen Goldkästen liegt – an den Haaren will ich dich in die Kapelle\n schleifen, den Degen in der Hand, dir den ehlichen Schwur aus der Seele pressen, dein\n jungfräuliches Bette mit Sturm ersteigen, und deine stolze Scham mit noch größerem\n Stolze besiegen.
## 507 #amalia Nimm erst das zur Aussteuer hin.
## 508 #franz_von_moor Ha! wie das zehnfach, und wieder zehnfach geahndet werden soll! – Nicht meine\n Gemahlin – die Ehre sollst du nicht haben – meine Mätresse sollst du werden, daß die\n ehrlichen Bauernweiber mit Fingern auf dich deuten, wenn du es wagst und über die\n Gasse gehst. Knirsche nur mit den Zähnen – speie Feuer und Mord aus den Augen – mich\n ergötzt der Grimm eines Weibes, macht dich nur schöner, begehrenswerter. Komm – dieses\n Sträuben wird meinen Triumph zieren und mir die Wollust in erzwungnen Umarmungen\n würzen – Komm mit in meine Kammer – ich glühe vor Sehnsucht – itzt gleich sollst du\n mit mir gehn. \n
## 509 #amalia Verzeih mir, Franz! Siehst du, Bösewicht, was ich jetzt aus dir\n machen kann? – Ich bin ein Weib, aber ein rasendes Weib – wag es einmal, mit\n unzüchtigem Griff meinen Leib zu betasten – dieser Stahl soll deine geile Brust mitten\n durchrennen, und der Geist meines Oheims wird mir die Hand dazu führen. Fleuch auf der\n Stelle! \n Ah! wie mir wohl ist – Itzt kann ich frei atmen – ich fühlte mich stark\n wie das funkensprühende Roß, grimmig wie die Tigerin dem siegbrüllenden Räuber ihrer\n Jungen nach – In ein Kloster, sagt er – dank dir für diese glückliche Entdeckung! –\n Itzt hat die betrogene Liebe ihre Freistatt gefunden – das Kloster – das Kreuz des\n Erlösers ist die Freistatt der betrognen Liebe. \n
## 510 #hermann Fräulein Amalia! Fräulein Amalia!
## 511 #amalia Unglücklicher! Was störest du mich?
## 512 #hermann Dieser Zentner muß von meiner Seele, eh er sie zur Hölle drückt. Vergebung! Vergebung! Ich hab Euch sehr beleidigt, Fräulein\n Amalia.
## 513 #amalia Steh auf! Geh! Ich will nichts wissen. \n
## 514 #hermann Nein! Bleibt! Bei Gott! Bei dem ewigen Gott! Ihr sollt alles wissen!
## 515 #amalia Keinen Laut weiter – Ich vergebe dir – Ziehe heim in Frieden. \n
## 516 #hermann So höret nur ein einziges Wort – es wird Euch all Eure Ruhe wiedergeben.
## 517 #amalia Wie Freund? – wer im Himmel und auf Erden kann mir meine Ruhe wiedergeben?
## 518 #hermann Das kann von meinen Lippen ein einiges Wort – höret mich an!
## 519 #amalia Guter Mensch – Kann ein Wort von deinen Lippen die Riegel der Ewigkeit aufreißen?
## 520 #hermann Karl lebt noch!
## 521 #amalia Unglücklicher!
## 522 #hermann Nicht anders – Nun noch ein Wort – Euer Oheim –
## 523 #amalia Du lügst –
## 524 #hermann Euer Oheim –
## 525 #amalia Karl lebt noch!
## 526 #hermann Und Euer Oheim –
## 527 #amalia Karl lebt noch?
## 528 #hermann Auch Euer Oheim – Verratet mich nicht. \n
## 529 #amalia Karl lebt noch!
## 530 #karl_von_moor Hier muß ich liegen bleiben. Meine Glieder\n wie abgeschlagen. Meine Zunge trocken wie eine Scherbe. Ich wollt euch bitten, mir eine Handvoll Wassers aus diesem\n Strome zu holen, aber ihr seid alle matt bis in den Tod.
## 531 #schwarz Auch ist der Wein all in unsern Schläuchen.
## 532 #karl_von_moor Seht doch, wie schön das Getreide steht! – Die Bäume brechen fast unter ihrem Segen.\n – Der Weinstock voll Hoffnung.
## 533 #grimm Es gibt ein fruchtbares Jahr.
## 534 #karl_von_moor Meinst du? – Und so würde doch ein Schweiß in der Welt bezahlt. – Einer?\n – – Aber es kann ja über Nacht ein Hagel fallen und alles zugrund schlagen.
## 535 #schwarz Das ist leicht möglich. Es kann alles zugrund gehen, wenig Stunden vorm\n Schneiden.
## 536 #karl_von_moor Das sag ich ja. Es wird alles zugrund gehn. Warum soll dem Menschen das gelingen, was\n er von der Ameise hat, wenn ihm das fehlschlägt, was ihn den Göttern gleich macht? –\n Oder ist hier die Mark seiner Bestimmung?
## 537 #schwarz Ich kenne sie nicht.
## 538 #karl_von_moor Du hast gut gesagt, und noch besser getan, wenn du sie nie zu kennen verlangtest! –\n Bruder – ich habe die Menschen gesehen, ihre Bienensorgen, und ihre Riesenprojekte –\n ihre Götterplane und ihre Mäusegeschäfte, das wunderseltsame Wettrennen nach\n Glückseligkeit; – dieser dem Schwung seines Rosses anvertraut – ein anderer der Nase\n seines Esels – ein dritter seinen eigenen Beinen; dieses bunte Lotto des Lebens,\n worein so mancher seine Unschuld und – seinen Himmel setzt, einen Treffer zu haschen,\n und – Nullen sind der Auszug – am Ende war kein Treffer darin. Es ist ein Schauspiel,\n Bruder, das Tränen in deine Augen lockt, wenn es dein Zwerchfell zum Gelächter\n kitzelt.
## 539 #schwarz Wie herrlich die Sonne dort untergeht!
## 540 #karl_von_moor So stirbt ein Held! – Anbetenswürdig.
## 541 #grimm Du scheinst tief gerührt.
## 542 #karl_von_moor Da ich noch ein Bube war – wars mein Lieblingsgedanke, wie sie zu leben,\n zu sterben wie sie. – Es war ein\n Bubengedanke!
## 543 #grimm Das will ich hoffen.
## 544 #karl_von_moor Es war eine Zeit – Laßt mich allein, Kameraden.
## 545 #schwarz Moor! Moor! Was zum Henker? – wie er seine Farbe verändert!
## 546 #grimm Alle Teufel! was hat er? wird ihm übel?
## 547 #karl_von_moor Es war eine Zeit, wo ich nicht schlafen konnte, wenn ich mein Nachtgebet vergessen\n hatte –
## 548 #grimm Bist du wahnsinnig? Willst du dich von deinen Bubenjahren hofmeistern lassen?
## 549 #karl_von_moor Bruder! Bruder!
## 550 #grimm Wie? sei doch kein Kind – ich bitte dich –
## 551 #karl_von_moor Wär ichs – wär ichs wieder!
## 552 #grimm Pfui! Pfui!
## 553 #schwarz Heitre dich auf. Sieh diese malerische Landschaft – den lieblichen Abend.
## 554 #karl_von_moor Ja, Freunde, diese Welt ist so schön.
## 555 #schwarz Nun, das war wohl gesprochen.
## 556 #karl_von_moor Diese Erde so herrlich.
## 557 #grimm Recht – recht – so hör ichs gerne.
## 558 #karl_von_moor Und ich so häßlich auf dieser schönen Welt – und ich ein Ungeheuer auf dieser\n herrlichen Erde.
## 559 #grimm O weh, o weh!
## 560 #karl_von_moor Meine Unschuld! Meine Unschuld! – Seht! es ist alles hinausgegangen, sich im\n friedlichen Strahl des Frühlings zu sonnen – warum ich allein die Hölle saugen aus den\n Freuden des Himmels? – daß alles so glücklich ist, durch den Geist des Friedens alles\n so verschwistert! – die ganze Welt eine Familie und ein Vater dort oben –\n Mein Vater nicht – Ich allein der Verstoßene, ich allein ausgemustert\n aus den Reihen der Reinen – mir nicht der süße Name Kind – nimmer mir\n der Geliebten schmachtender Blick – nimmer nimmer des Busenfreundes Umarmung!\n Umlagert von Mördern – von Nattern umzischt –\n angeschmiedet an das Laster mit eisernen Banden – hinausschwindelnd ins Grab des\n Verderbens auf des Lasters schwankendem Rohr – mitten in den Blumen der glücklichen\n Welt ein heulender Abbadona!
## 561 #schwarz Unbegreiflich! Ich hab ihn nie so gesehen.
## 562 #karl_von_moor Daß ich wiederkehren dürfte in meiner Mutter Leib! daß ich ein Bettler geboren werden\n dürfte! – nein! ich wollte nicht mehr o Himmel – daß ich werden dürfte wie dieser\n Taglöhner einer! – O ich wollte mich abmüden, daß mir das Blut von den Schläfen rollte\n – mir die Wollust eines einzigen Mittagschlafs zu erkaufen – die Seligkeit einer\n einzigen Träne.
## 563 #grimm Nur Geduld! der Paroxysmus ist schon im Fallen.
## 564 #karl_von_moor Es war eine Zeit, wo sie mir so gern flossen – o ihr Tage des Friedens! Du Schloß\n meines Vaters – ihr grünen, schwärmerischen Täler! O all ihr Elysiumszenen meiner\n Kindheit! – Werdet ihr nimmer zurückkehren – nimmer mit köstlichen Säuseln meinen\n brennenden Busen kühlen? – Traure mit mir, Natur – Sie werden nimmer zurückkehren,\n nimmer mit köstlichen Säuseln meinen brennenden Busen kühlen. – Dahin! dahin!\n unwiederbringlich! –
## 565 #schweizer Sauf zu, Hautpmann – hier ist Wasser genug, und frisch wie Eis.
## 566 #schwarz Du blutest ja – was hat du gemacht?
## 567 #schweizer Narr, einen Spaß, der mich bald zwei Beine und einen Hals gekostet hätte. Wie ich so\n auf dem Sandhügel am Fluß hintrolle, glitsch, so rutscht der Plunder unter mir ab und\n ich zehn rheinländische Schuhe lang hinunter – da lag ich, und wie ich mir eben meine\n fünf Sinne wieder zurechtsetze, treff ich dir das klarste Wasser im Kies. Genug\n diesmal für den Tanz, dacht ich, dem Hauptmann wirds wohl schmecken.
## 568 #karl_von_moor Sonst sieht man ja die Narben nicht, die die böhmischen Reuter in deine \n Stirne gezeichnet haben – dein Wasser war gut, Schweizer – diese Narben stehen dir\n schön.
## 569 #schweizer Pah! hat noch Platz genug für ihrer dreißig.
## 570 #karl_von_moor Ja, Kinder – es war ein heißer Nachmittag – und nur einen Mann verloren\n – mein Roller starb einen schönen Tod. Man würde einen Marmor auf seine Gebeine\n setzen, wenn er nicht mir gestorben wäre. Nehmet vorlieb mit diesem. Wieviel warens doch von den Feinden, die auf dem Platz\n blieben?
## 571 #schweizer Hundertundsechzig Husaren – dreiundneunzig Dragoner, gegen vierzig Jäger –\n dreihundert in allem.
## 572 #karl_von_moor Dreihundert für einen! – Jeder von euch hat Anspruch an diesen Scheitel! Hier heb ich meinen Dolch auf! So wahr meine Seele lebt!\n Ich will euch niemals verlassen.\n
## 573 #schweizer Schwöre nicht! du weißt nicht, ob du nicht noch glücklich werden, und bereuen\n wirst.
## 574 #karl_von_moor Bei den Gebeinen meines Rollers! Ich will euch niemals verlassen.
## 575 #kosinsky In dieser Revier herum, sagen sie, werd ich ihn antreffen – he, holla! was sind das\n für Gesichter? – Solltens –? wie, wenns diese – sie sinds, sinds! – ich will sie\n anreden.
## 576 #schwarz Gebt acht! wer kommt da?
## 577 #kosinsky Meine Herrn, verzeihen Sie! Ich weiß nicht, geh ich recht, oder unrecht?
## 578 #karl_von_moor Und wer müssen wir sein, wenn Sie recht gehn?
## 579 #kosinsky Männer!
## 580 #schweizer Ob wir das auch gezeigt haben, Hauptmann?
## 581 #kosinsky Männer such ich, die dem Tod ins Gesicht sehen, und die Gefahr wie eine zahme\n Schlange um sich spielen lassen, die Freiheit höher schätzen als Ehre und Leben, deren\n bloßer Name, willkommen dem Armen und Unterdrückten, die Beherztesten feig und\n Tyrannen bleich macht.
## 582 #schweizer Der Bursche gefällt mir. – Höre, guter Freund! Du hast deine Leute gefunden.
## 583 #kosinsky Das denk ich, und will hoffen, bald meine Brüder. – So könnt ihr mich dann zu meinem\n rechten Manne weisen, denn ich such euren Hauptmann, den großen Grafen von Moor.
## 584 #schweizer Lieber Junge! wir duzen einander.
## 585 #karl_von_moor Kennen Sie auch den Hauptmann?
## 586 #kosinsky Du bists – in dieser Miene – wer sollte dich ansehn und einen andern\n suchen? Ich habe mir immer gewünscht, den Mann mit\n dem vernichtenden Blicke zu sehen, wie er saß auf den Ruinen von Karthago – itzt\n wünsch ich es nicht mehr.
## 587 #schweizer Blitzbub!
## 588 #karl_von_moor Und was führt Sie zu mir?
## 589 #kosinsky O Hauptmann! mein mehr als grausames Schicksal – ich habe Schiffbruch gelitten auf\n der ungestümen See dieser Welt, die Hoffnungen meines Lebens hab ich müssen sehen in\n den Grund sinken, und blieb mir nichts übrig als die marternde Erinnerung ihres\n Verlustes, die mich wahnsinnig machen würde, wenn ich sie nicht durch anderwärtige\n Tätigkeit zu ersticken suchte.
## 590 #karl_von_moor Schon wieder ein Kläger wider die Gottheit! – Nur weiter.
## 591 #kosinsky Ich wurde Soldat; das Unglück verfolgte mich auch da – ich machte eine Fahrt nach\n Ostindien mit, mein Schiff scheiterte an Klippen – nichts als fehlgeschlagene Plane!\n Ich höre endlich weit und breit erzählen von deinen Taten,\n Mordbrennereien, wie sie sie nannten, und bin hieher gereist dreißig\n Meilen weit, mit dem festen Entschluß, unter dir zu dienen, wenn du meine Dienste\n annehmen willst – Ich bitte dich, würdiger Haupt mann, schlage mirs nicht ab!
## 592 #schweizer Heisa! Heisa! So ist ja unser Roller zehnhundertfach vergütet! Ein ganzer Mordbruder\n für unsere Bande!
## 593 #karl_von_moor Wie ist dein Name?
## 594 #kosinsky Kosinsky.
## 595 #karl_von_moor Wie Kosinsky, weißt du auch, daß du ein leichtsinniger Knabe bist, und über den\n großen Schritt deines Lebens weggaukelst wie ein unbesonnenes Mädchen – Hier wirst du\n nicht Bälle werfen oder Kegelkugeln schieben, wie du dir einbildest.
## 596 #kosinsky Ich weiß, was du sagen willst – ich bin vierundzwanzig Jahr alt, aber ich habe Degen\n blinken gesehen, und Kugeln um mich surren gehört.
## 597 #karl_von_moor So, junger Herr? – und hast du dein Fechten nur darum gelernt, arme Reisende um einen\n Reichstaler niederzustoßen, oder Weiber hinterrücks in den Bauch zu stechen? Geh, geh!\n du bist deiner Amme entlaufen, weil sie dir mit der Rute gedroht hat.
## 598 #schweizer Was zum Henker, Hauptmann! was denkst du? willst du diesen Herkules fortschicken?\n Sieht er nicht gerade so drein, als wollt er den Marschall von Sachsen mit einem\n Rührlöffel über den Ganges jagen?
## 599 #karl_von_moor Weil dir deine Lappereien mißglücken, kommst du, und willst ein Schelm, ein\n Meuchelmörder werden? – Mord, Knabe, verstehst du das Wort auch? du magst ruhig\n schlafen gegangen sein, wenn du Mohnköpfe abgeschlagen hast, aber einen Mord auf der\n Seele zu tragen –
## 600 #kosinsky Jeden Mord, den du mich begehen heißt, will ich verantworten.
## 601 #karl_von_moor Was? Bist du so klug? Willst du dich anmaßen, einen Mann mit Schmeicheleien zu\n fangen? Woher weißt du, daß ich nicht böse Träume habe, oder auf dem Todbett nicht\n werde blaß werden? Wieviel hast du schon getan, wobei du an Verantwortung gedacht\n hast?
## 602 #kosinsky Wahrlich! noch sehr wenig, aber doch diese Reise zu dir, edler Graf!
## 603 #karl_von_moor Hat dir dein Hofmeister die Geschichte des Robins in die Hände gespielt, – man sollte\n dergleichen unvorsichtige Kanaillen auf die Galeere schmieden – die deine kindische\n Phantasie erhitzte, und dich mit der tollen Sucht zum großen Mann ansteckte? Kützelt\n dich nach Namen und Ehre? willst du Unsterblichkeit mit Mordbrennereien erkaufen? Merk\n dirs, ehrgeiziger Jüngling! Für Mordbrenner grünet kein Lorbeer! Auf Banditensiege ist\n kein Triumph gesetzt – aber Fluch, Gefahr, Tod, Schande – siehst du auch das\n Hochgericht dort auf dem Hügel?
## 604 #spiegelberg Ei wie dumm! wie abscheulich, wie unverzeihlich dumm! das ist die Manier nicht! Ich\n habs anderst gemacht.
## 605 #kosinsky Was soll der fürchten, der den Tod nicht fürchtet?
## 606 #karl_von_moor Brav! Unvergleichlich! Du hast dich wacker in den Schulen gehalten, du\n hast deinen Seneca meisterlich auswendig gelernt. – Aber lieber Freund, mit\n dergleichen Sentenzen wirst du die leidende Natur nicht beschwätzen, damit wirst du\n die Pfeile des Schmerzens nimmermehr stumpf machen. – Besinne dich recht, mein Sohn!\n Denk, ich rate dir als ein Vater – lern erst die\n Tiefe des Abgrunds kennen, eh du hineinspringst! Wenn du noch in der Welt eine einzige\n Freude zu erhaschen weißt – es könnten Augenblicke kommen, wo du – aufwachst – und\n dann – möcht es zu spät sein. Du trittst hier gleichsam aus dem Kreise der Menschheit\n – entweder mußt du ein höherer Mensch sein, oder du bist ein Teufel – Noch einmal,\n mein Sohn! wenn dir noch ein Funken von Hoffnung irgend anderswo glimmt, so verlaß\n diesen schröcklichen Bund, den nur Verzweiflung eingeht, wenn ihn nicht eine höhere\n Weisheit gestiftet hat – man kann sich täuschen – Glaube mir, man kann das für Stärke\n des Geistes halten, was doch am Ende Verzweiflung ist – Glaub mir,\n mir! und mach dich eilig hinweg.
## 607 #kosinsky Nein! ich fliehe itzt nicht mehr. Wenn dich meine Bitten nicht rühren, so höre die\n Geschichte meines Unglücks. – Du wirst mir dann selbst den Dolch in die Hände zwingen,\n du wirst – lagert euch hier auf dem Boden, und hört mir aufmerksam zu!
## 608 #karl_von_moor Ich will sie hören.
## 609 #kosinsky Wisset also, ich bin ein böhmischer Edelmann, und wurde durch den frühen Tod meines\n Vaters Herr eines ansehnlichen Ritterguts. Die Gegend war paradiesisch – denn sie\n enthielt einen Engel – ein Mädchen, geschmückt mit allen Reizen der blühenden Jugend,\n und keusch wie das Licht des Himmels. Doch, wem sag ich das? Es schallt an euren Ohren\n vorüber – ihr habt niemals geliebt, seid niemals geliebt worden –
## 610 #schweizer Sachte, sachte! Unser Hauptmann wird feuerrot.
## 611 #karl_von_moor Hör auf! ich wills ein andermal hören – morgen, nächstens, oder – wenn ich Blut\n gesehen habe.
## 612 #kosinsky Blut, Blut – höre nur weiter! Blut, sag ich dir, wird deine ganze Seele füllen. Sie\n war bürgerlicher Geburt, eine Deutsche – aber ihr Anblick schmelzte die Vorurteile des\n Adels hinweg. Mit der schüchternsten Bescheidenheit nahm sie den Trauring von meiner Hand, und übermorgen sollte ich meine Amalia vor den\n Altar führen.
## 613 #kosinsky Mitten im Taumel der auf mich wartenden Seligkeit, unter den Zurüstungen zur\n Vermählung – werd ich durch einen Expressen nach Hof zitiert. Ich stellte mich. Man\n zeigte mir Briefe, die ich geschrieben haben sollte, voll verräterischen Inhalts. Ich\n errötete über der Bosheit – man nahm mir den Degen ab, warf mich ins Gefängnis, alle\n meine Sinnen waren hinweg.
## 614 #schweizer Und unterdessen – nur weiter! Ich rieche den Braten schon.
## 615 #kosinsky Hier lag ich einen Monat lang und wußte nicht, wie mir geschah. Mir bangte für meine\n Amalia, die meines Schicksals wegen jede Minute einen Tod würde zu leiden haben.\n Endlich erschien der erste Minister des Hofes, wünschte mir zur Entdeckung meiner\n Unschuld Glück, mit zuckersüßen Worten, liest mir den Brief der Freiheit vor, gibt mir\n meinen Degen wieder. Itzt im Triumphe nach meinem Schloß, in die Arme meiner Amalia zu\n fliegen, – sie war verschwunden. In der Mitternacht sei sie weggebracht worden, wüßte\n niemand, wohin; und seitdem mit keinem Aug mehr gesehen. Hui! schoß mirs auf wie der\n Blitz, ich flieg nach der Stadt, sondiere am Hof – alle Augen wurzelten auf mir,\n niemand wollte Bescheid geben – endlich entdeck ich sie durch ein verborgenes Gitter\n im Palast – sie warf mir ein Billettchen zu.
## 616 #schweizer Hab ichs nicht gesagt?
## 617 #kosinsky Hölle, Tod und Teufel! da stands! man hatte ihr die Wahl gelassen, ob sie mich lieber\n sterben sehen, oder die Mätresse des Fürsten werden wollte. Im Kampf zwischen Ehre und\n Liebe entschied sie für das zweite, und ich war gerettet.
## 618 #schweizer Was tatst du da?
## 619 #kosinsky Da stand ich, wie von tausend Donnern getroffen! – Blut! war mein erster Gedanke,\n Blut! mein letzter. Schaum auf dem Munde renn ich nach Haus, wähle mir einen\n dreispitzigen Degen, und damit in aller Jast in des Ministers Haus, denn nur er – er\n nur war der höllische Kuppler gewesen. Man muß mich von der Gasse bemerkt haben, denn\n wie ich hinauftrete, waren alle Zimmer verschlossen. Ich suche, ich\n frage: Er sei zum Fürsten gefahren, war die Antwort. Ich mache mich geradenwegs dahin,\n man wollte nichts von ihm wissen. Ich gehe zurück, sprenge die Türen ein, find ihn,\n wollte eben – aber da sprangen fünf bis sechs Bediente aus dem Hinterhalt, und\n entwanden mir den Degen.
## 620 #schweizer Und er kriegte nichts, und du zogst leer ab?
## 621 #kosinsky Ich ward ergriffen, angeklagt, peinlich prozessiert, infam – merkts euch! – aus\n besonderer Gnade infam aus den Grenzen gejagt, meine Güter fielen als\n Präsent dem Minister zu, meine Amalia bleibt in den Klauen des Tigers, verseufzt und\n vertrauert ihr Leben, während daß meine Rache fasten, und sich unter das Joch des\n Despotismus krümmen muß.
## 622 #schweizer Das ist Wasser auf unsere Mühle, Hauptmann! Da gibts was anzuzünden!
## 623 #karl_von_moor Ich muß sie sehen. – Auf! rafft zusammen – du bleibst, Kosinsky – packt eilig\n zusammen!
## 624 #die_raeuber Wohin? Was?
## 625 #karl_von_moor Wohin? wer fragt wohin? Verräter, du willst mich\n zurückhalten? Aber bei der Hoffnung des Himmels! –
## 626 #schweizer Verräter ich? – geh in die Hölle, ich folge dir!
## 627 #karl_von_moor Bruderherz! du folgst mir – sie weint, sie vertrauert ihr Leben. Auf! Hurtig! Alle!\n nach Franken! in acht Tagen müssen wir dort sein. \n
## 628 #karl_von_moor Geh voran, und melde mich. Du weißt doch noch alles, was du sprechen mußt?
## 629 #kosinsky Ihr seid der Graf von Brand, kommt aus Mecklenburg, ich Euer Reutknecht – sorgt\n nicht, ich will meine Rolle schon spielen, lebt wohl! \n
## 630 #karl_von_moor Sei mir gegrüßt, Vaterlandserde! Vaterlandshimmel!\n Vaterlandssonne! – und Fluren und Hügel und Ströme und Wälder! seid alle, alle mir\n herzlich gegrüßt! – wie so köstlich wehet die Luft von meinen Heimatgebürgen! wie\n strömt balsamische Wonne aus euch dem armen Flüchtling entgegen! – Elysium!\n dichterische Welt! Halt ein Moor! dein Fuß wandelt in einem heiligen Tempel. Sieh da auch die Schwalbennester im Schloßhof – auch das\n Gartentürchen! – und diese Ecke am Zaun, wo du so oft den Fanger belauschtest und\n necktest – und dort unten das Wiesental, wo du, der Held Alexander, deine Mazedonier\n ins Treffen bei Arbela führtest, und nebendran der grasigte Hügel, von welchem du den\n persischen Satrapen niederwarfst – und deine siegende Fahne flatterte hoch! Die goldne Maienjahre der Knabenzeit leben wieder auf in der Seele\n des Elenden – da warst du so glücklich, warst so ganz, so wolkenlos heiter – und nun –\n da liegen die Trümmer deiner Entwürfe! Hier solltest du wandeln dereinst, ein großer,\n stattlicher, gepriesener Mann – hier dein Knabenleben in Amalias blühenden Kindern zum\n zweiten Mal leben – hier! hier der Abgott deines Volks – aber der böse Feind schmollte\n darzu! Warum bin ich hiehergekommen? daß mirs ginge wie\n dem Gefangenen, den der klirrende Eisenring aus Träumen der Freiheit aufjagt – nein,\n ich gehe in mein Elend zurück! – der Gefangene hatte das Licht vergessen, aber der\n Traum der Freiheit fuhr über ihm wie ein Blitz in die Nacht, der sie finsterer\n zurückläßt – Lebt wohl, ihr Vaterlandstäler! einst saht ihr den Knaben\n Karl, und der Knabe Karl war ein glücklicher Knabe – itzt saht ihr den Mann, und er\n war in Verzweiflung. Sie nicht sehen, nicht einen Blick? – und nur eine Mauer\n gewesen zwischen mir und Amalia – Nein! sehen muß ich sie – muß ich ihn – es soll mich\n zermalmen! Vater! Vater! dein Sohn naht – weg mit dir,\n schwarzes, rauchendes Blut! weg, hohler, grasser, zuckender Todesblick! Nur\n diese Stunde laß mir frei – Amalia! Vater! dein Karl naht! Quäle mich, wenn der Tag erwacht, laß nicht\n ab von mir, wenn die Nacht kommt quäle mich in schröcklichen Träumen! nur vergifte mir\n diese einzige Wollust nicht! Wie wird mir? was\n ist das, Moor? Sei ein Mann! – – Todesschauer – Schreckenahndung – – \n
## 631 #amalia Und getrauten Sie sich wohl, sein Bildnis unter diesen Gemälden zu erkennen?
## 632 #karl_von_moor O ganz gewiß. Sein Bild war immer lebendig in mir. \n Dieser ists nicht.
## 633 #amalia Erraten! – Er war der Stammvater des gräflichen Hauses, und erhielt den Adel vom\n Barbarossa, dem er wider die Seeräuber diente.
## 634 #karl_von_moor Dieser ists auch nicht – auch der nicht – auch nicht\n jener dort – er ist nicht unter ihnen.
## 635 #amalia Wie, sehen Sie doch besser! ich dachte, Sie kennten ihn –
## 636 #karl_von_moor Ich kenne meinen Vater nicht besser! Ihm fehlt der sanftmütige Zug um den Mund, der\n ihn aus Tausenden kenntlich machte – er ists nicht.
## 637 #amalia Ich erstaune. Wie? Achtzehn Jahre nicht mehr gesehn, und noch –
## 638 #karl_von_moor Dieser ists! \n
## 639 #amalia Ein vortrefflicher Mann!
## 640 #karl_von_moor Vater, Vater! vergib mir! – Ja ein vortrefflicher Mann! – Ein göttlicher Mann!
## 641 #amalia Sie scheinen viel Anteil an ihm zu nehmen.
## 642 #karl_von_moor Oh ein vortrefflicher Mann – und er sollte dahin sein?
## 643 #amalia Dahin! wie unsere besten Freuden dahingehn – Lieber Herr Graf, es reift keine Seligkeit unter dem Monde.
## 644 #karl_von_moor Sehr wahr, sehr wahr – und sollten Sie schon diese traurige Erfahrung\n gemacht haben? Sie können nicht dreiundzwanzig Jahr alt sein.
## 645 #amalia Und habe sie gemacht. Alles lebt, um traurig wieder zu sterben. Wir interessieren uns\n nur darum, wir gewinnen nur darum, daß wir wieder mit Schmerzen verlieren.
## 646 #karl_von_moor Sie verloren schon etwas?
## 647 #amalia Nichts. Alles. Nichts – wollen wir weitergehen, Herr Graf?
## 648 #karl_von_moor So eilig? Wes ist dies Bild rechter Hand dort? Mich deucht, es ist eine unglückliche\n Physiognomie.
## 649 #amalia Dies Bild linker Hand ist der Sohn des Grafen, der wirkliche Herr – kommen Sie,\n kommen Sie!
## 650 #karl_von_moor Aber dies Bild rechter Hand?
## 651 #amalia Sie wollen nicht in den Garten gehn?
## 652 #karl_von_moor Aber dies Bild rechter Hand? – du weinst, Amalia?
## 653 #karl_von_moor Sie liebt mich, Sie liebt mich! – ihr ganzes Wesen fing an sich zu empören,\n verräterisch rollten die Tränen von ihren Wangen. Sie liebt mich! – Elender, das\n verdientest du um sie! Steh ich nicht hier wie ein Gerichteter vor dem tödlichen\n Block? Ist das der Sofa, wo ich an ihrem Halse in Wonne schwamm? Sind das die\n väterlichen Säle? Du, du –\n Feuerflammen aus deinem Auge – Fluch, Fluch, Verwerfung! – wo bin ich? Nacht vor\n meinen Augen – Schrecknisse Gottes – Ich, ich hab ihn getötet! \n
## 654 #franz_von_moor Weg mit diesem Bild! weg, feige Memme! was zagst du und vor wem? ist mirs nicht die\n wenige Stunden, die der Graf in diesen Mauren wandelt, als schlich immer\n ein Spion der Hölle meinen Fersen nach – Ich sollt ihn kennen! Es ist so was Großes\n und oft Gesehenes in seinem wilden, sonnverbrannten Gesicht, das mich beben macht –\n auch Amalia ist nicht gleichgültig gegen ihn! Läßt sie nicht so gierig schmachtende\n Blicke auf dem Kerl herumkreuzen, mit denen sie doch gegen alle Welt sonst so geizig\n tut? – Sah ichs nicht, wie sie ein paar diebische Tränen in den Wein fallen ließ, den\n er hinter meinem Rücken so hastig in sich schlürfte, als wenn er das Glas mit\n hineinziehen wollte? Ja, das sah ich, durch den Spiegel sah ichs mit diesen meinen\n Augen. Holla Franz! siehe dich vor! dahinter steckt irgendein verderbenschwangeres\n Ungeheuer! Sein langer\n Gänsehals – seine schwarzen, feuerwerfenden Augen, hm! hm! – sein finsteres,\n überhangendes, buschigtes Augenbraun –\n schadenfrohe Hölle! jagst du mir diese Ahndung ein? Es ist Karl! Ja, itzt\n werden mir alle Züge wieder lebendig – Er ists! trutz seiner Larve! – Er ists! trutz\n seiner Larve! – Er ists – Tod und Verdammnis! Hab ich darum meine Nächte verpraßt – darum Felsen hinweggeräumt\n und Abgründe eben gemacht – bin ich darum gegen alle Instinkte der Menschheit\n rebellisch worden, daß mir zuletzt dieser unstete Landstreicher durch meine\n künstlichsten Wirbel tölple – Sachte! Nur sachte! Es ist nur noch Spielarbeit übrig –\n Bin ich doch ohnehin schon bis an die Ohren in Todsünden gewatet, daß es Unsinn wäre\n zurückzuschwimmen, wenn das Ufer schon so weit hinten liegt – Ans Umkehren ist doch\n nicht mehr zu gedenken – Die Gnade selbst würde an den Bettelstab\n gebracht, und die unendliche Erbarmung bankerott werden, wenn sie für\n meine Schulden all gutsagen wollte – Also vorwärts wie ein Mann – Er versammle sich zu dem Geist seines Vaters und komme, der Toten\n spott ich. – Daniel, he, Daniel! – Was gilts, den haben sie auch schon gegen mich\n aufgewiegelt? Er sieht so geheimnisvoll.
## 655 #daniel Was steht zu Befehl, mein Gebieter?
## 656 #franz_von_moor Nichts. Fort, fülle diesen Becher Wein, aber hurtig! Wart\n Alter! dich will ich fangen, ins Auge will ich dich fassen, so starr,\n daß dein getroffenes Gewissen durch die Larve erblassen soll! – Er soll sterben! – Der\n ist ein Stümper, der sein Werk nur auf die Hälfte bringt, und dann weggeht, und müßig\n zugafft, wie es weiter damit werden wird.
## 657 #franz_von_moor Stell ihn hieher! Sieh mir fest ins Auge! Wie deine Knie schlottern! Wie du zitterst!\n Gesteh Alter! Was hast du getan?
## 658 #daniel Nichts, gnädiger Herr, so wahr Gott lebt, und meine arme Seele!
## 659 #franz_von_moor Trink diesen Wein aus! – Was? Du zauderst? – Heraus, schnell! Was hast du in den Wein\n geworfen?
## 660 #daniel Hilf Gott! Was? Ich – in den Wein?
## 661 #franz_von_moor Gift hast du in den Wein geworfen! Bist du nicht bleich wie Schnee? Gesteh, gesteh!\n Wer hats dir gegeben? Nicht wahr, der Graf, der Graf hat dirs gegeben?
## 662 #daniel Der Graf? Jesus Maria! Der Graf hat mir nichts gegeben.
## 663 #franz_von_moor Ich will dich würgen, daß du blau wirst, eisgrauer Lügner du! Nichts? Und was staket\n ihr denn so beisammen? Er und du und Amalia? Und was flüstertet ihr immer zusammen?\n Heraus damit! Was für Geheimnisse, was für Geheimnisse hat er dir anvertraut?
## 664 #daniel Das weiß der allwissende Gott! Er hat mir keine Geheimnisse anvertraut.
## 665 #franz_von_moor Willst du es leugnen? Was für Kabalen habt ihr angezettelt, mich aus dem Weg zu\n räumen? Nicht wahr? Mich im Schlaf zu erdrosseln? Mir beim Bartscheren die Gurgel\n abzuschneiden? Mir im Wein oder im Schokolade zu vergeben? Heraus, heraus! – oder mir\n in der Suppe den ewigen Schlaf zu geben. Heraus damit, ich weiß alles.
## 666 #daniel So helfe mir Gott, wenn ich in Not bin, wie ich Euch itzt nichts anders sage als die\n reine, lautere Wahrheit.
## 667 #franz_von_moor Diesmal will ich dir verzeihen. Aber gelt, er steckte dir gewiß Geld in deinen\n Beutel? Er drückte dir die Hand stärker, als der Brauch ist? so ungefähr, wie man sie\n seinen alten Bekannten zu drücken pflegt?
## 668 #daniel Niemals, mein Gebieter.
## 669 #franz_von_moor Er sagte dir, zum Exempel, daß er dich etwa schon kenne? – daß du ihn fast kennen\n solltest? Daß dir einmal die Decke von den Augen fallen würde – daß – was? Davon sollt\n er dir niemals gesagt haben?
## 670 #daniel Nicht das mindeste.
## 671 #franz_von_moor Daß gewisse Umstände ihn abhielten – daß man oft Masken nehmen müsse, um seinen\n Feinden zuzukönnen – daß er sich rächen wolle, aufs grimmigste rächen wolle.
## 672 #daniel Nicht einen Laut von diesem allem.
## 673 #franz_von_moor Was? Gar nichts? Besinne dich recht – daß er den alten Herrn sehr genau – besonders\n genau gekannt – daß er ihn liebe – ungemein liebe – wie ein Sohn liebe –
## 674 #daniel Etwas dergleichen erinnere ich mich von ihm gehört zu haben.
## 675 #franz_von_moor Hat er, hat er wirklich? Wie, so laß mich doch hören! Er sagte, er sei mein\n Bruder?
## 676 #daniel Was, mein Gebieter? – Nein, das sagte er nicht. Aber wie ihn das Fräulein in der\n Galerie herumführte, ich putzte eben den Staub von den Rahmen der Gemälde ab, stand er\n bei dem Porträt des seligen Herrn plötzlich still, wie vom Donner gerührt. Das gnädige\n Fräulein deutete drauf hin, und sagte: Ein vortrefflicher Mann! Ja, ein vortrefflicher\n Mann, gab er zur Antwort, indem er sich die Augen wischte.
## 677 #franz_von_moor Höre Daniel! Du weißt, ich bin immer ein gütiger Herr gegen dich gewesen, ich hab dir\n Nahrung und Kleider gegeben, und dein schwaches Alter in allen Geschäften geschonet\n –
## 678 #daniel Dafür lohn Euch der liebe Herrgott! und ich hab Euch immer redlich gedienet.
## 679 #franz_von_moor Das wollt ich eben sagen. Du hast mir in deinem Leben noch keine Widerrede gegeben,\n denn du weißt gar zu wohl, daß du mir Gehorsam schuldig bist in allem, was ich dich\n heiße.
## 680 #daniel In allem von ganzem Herzen, wenn es nicht wider Gott und mein Gewissen geht.
## 681 #franz_von_moor Possen, Possen! Schämst du dich nicht? Ein alter Mann, und an das Weihnachtmärchen zu\n glauben! Geh Daniel! das war ein dummer Gedanke. Ich bin ja Herr. Mich\n werden Gott und Gewissen strafen, wenn es ja einen Gott und ein Gewissen gibt.
## 682 #daniel Barmherziger Himmel!
## 683 #franz_von_moor Bei deinem Gehorsam! Verstehst du das Wort auch? Bei deinem Gehorsam befehl ich dir,\n morgen darf der Graf nimmer unter den Lebendigen wandeln.
## 684 #daniel Hilf, heiliger Gott! Weswegen?
## 685 #franz_von_moor Bei deinem blinden Gehorsam! – und an dich werd ich mich halten.
## 686 #daniel An mich? Hilf selige Mutter Gottes! An mich? Was hab ich alter Mann denn Böses\n getan?
## 687 #franz_von_moor Hier ist nicht lang Besinnszeit, dein Schicksal steht in meiner Hand. Willst du dein\n Leben im tiefsten meiner Türme vollends ausschmachten, wo der Hunger dich zwingen\n wird, deine eigene Knochen abzunagen, und der brennende Durst, dein eigenes Wasser\n wieder zu saufen? – Oder willst du lieber dein Brot essen in Frieden, und Ruhe haben\n in deinem Alter?
## 688 #daniel Was, Herr? Fried und Ruhe im Alter, und ein Totschläger?
## 689 #franz_von_moor Antwort auf meine Frage!
## 690 #daniel Meine grauen Haare! meine grauen Haare!
## 691 #franz_von_moor Ja oder nein!
## 692 #daniel Nein! – Gott erbarme sich meiner!
## 693 #franz_von_moor Gut, du sollsts nötig haben. \n
## 694 #daniel Erbarmen Herr! Erbarmen!
## 695 #franz_von_moor Ja oder nein!
## 696 #daniel Gnädiger Herr! ich bin heute einundsiebenzig Jahr alt, und hab Vater und Mutter\n geehret, und niemand meines Wissens um des Hellers Wert im Leben vervorteilt, und hab\n an meinem Glauben gehalten, treu und redlich, und hab in Eurem Hause gedienet\n vierundvierzig Jahr, und erwarte itzt ein ruhig seliges Ende, ach Herr, Herr!\n und Ihr wollt mir den letzten Trost rauben\n im Sterben, daß der Wurm des Gewissens mich um mein letztes Gebet bringe, daß ich ein\n Greuel vor Gott und Menschen schlafen gehen soll? Nein, nein, mein liebster, bester,\n liebster gnädiger Herr! Das wollt Ihr nicht, das könnt Ihr nicht wollen\n von einem einundsiebenzigjährigen Manne.
## 697 #franz_von_moor Ja oder nein! was soll das Geplapper?
## 698 #daniel Ich will Euch von nun an noch eifriger dienen. Will meine dürren Sehnen in Eurem\n Dienst wie ein Taglöhner abarbeiten, will früher aufstehen, will später mich\n niederlegen – ach, und will Euch einschließen in mein Abend- und Morgengebet, und Gott\n wird das Gebet eines alten Mannes nicht wegwerfen.
## 699 #franz_von_moor Gehorsam ist besser, denn Opfer. Hast du je gehört, daß sich der Henker zierte, wenn\n er ein Urteil vollstrecken sollte?
## 700 #daniel Ach ja wohl! Aber eine Unschuld erwürgen – einen –
## 701 #franz_von_moor Bin ich dir etwa Rechenschaft schuldig? darf das Beil den Henker fragen, warum dahin\n und nicht dorthin? – aber sieh, wie langmütig ich bin – ich biete dir eine Belohnung\n für das, was du mir huldigtest.
## 702 #daniel Aber ich hoffte, ein Christ bleiben zu dörfen, da ich Euch huldigte.
## 703 #franz_von_moor Keine Widerrede! siehe ich gebe dir einen ganzen Tag noch Bedenkzeit! Überlege es\n nochmals. Glück und Unglück – hörst du, verstehst du? das höchste Glück, und das\n äußerste Unglück! Ich will Wunder tun im Peinigen.
## 704 #daniel Ich wills tun, morgen will ichs tun. \n
## 705 #franz_von_moor Die Versuchung ist stark, und der war wohl nicht zum Märtyrer seines Glaubens geboren\n – Wohl bekomms dann, Herr Graf! Allem Ansehen nach werden Sie morgen Abend ihr\n Henkermahl halten! – Es kommt alles nur darauf an, wie man davon denkt, und der ist\n ein Narr, der wider seine Vorteile denkt! Den Vater, der vielleicht eine Bouteille\n Wein weiter getrunken hat, kommt der Kitzel an – und draus wird ein Mensch, und der\n Mensch war gewiß das letzte, woran bei der ganzen Herkulesarbeit gedacht wird. Nun\n kommt mich eben auch der Kitzel an – und dran krepiert ein Mensch, und gewiß ist hier\n mehr Verstand und Absichten, als dort bei seinem Entstehen war – Hängt nicht das\n Dasein der meisten Menschen mehrenteils an der Hitze eines Juliusmittags, oder am\n anziehenden Anblick eines Bettuchs, oder an der waagrechten Lage einer\n schlafenden Küchengrazie, oder an einem ausgelöschten Licht? – Ist die Geburt des\n Menschen das Werk einer viehischen Anwandlung, eines Ungefährs, wer sollte wegen der\n Verneinung seiner Geburt sich einkommen lassen, an ein bedeutendes\n Etwas zu denken? Verflucht sei die Torheit unserer Ammen und Wärterinnen, die unsere\n Phantasie mit schröcklichen Märchen verderben, und gräßliche Bilder von Strafgerichten\n in unser weiches Gehirnmark drücken, daß unwillkürliche Schauder die Glieder des\n Mannes noch in frostige Angst rütteln, unsere kühnste Entschlossenheit sperren, unsere\n erwachende Vernunft an Ketten abergläubischer Finsternis legen – Mord!\n wie eine ganze Hölle von Furien um das Wort flattert – die Natur vergaß, einen Mann\n mehr zu machen – die Nabelschnur ist nicht unterbunden worden – der Vater hat in der\n Hochzeitnacht glatten Leib bekommen – und die ganze Schattenspielerei ist\n verschwunden. Es war etwas und wird nichts – Heißt es nicht ebenso viel als: es war\n nichts und wird nichts und um nichts wird kein Wort mehr gewechselt – der Mensch\n entstehet aus Morast, und watet eine Weile im Morast, und macht Morast, und gärt\n wieder zusammen in Morast, bis er zuletzt an den Schuhsohlen seines Urenkels unflätig\n anklebt. Das ist das Ende vom Lied – der morastige Zirkel der menschlichen Bestimmung,\n und somit – glückliche Reise, Herr Bruder! Der milzsüchtige, podagrische Moralist von\n einem Gewissen mag runzligte Weiber aus Bordellen jagen, und alte Wucherer auf dem\n Todesbett foltern – bei mir wird er nimmermehr Audienz bekommen! \n
## 706 #karl_von_moor Wo ist das Fräulein?
## 707 #daniel Gnädiger Herr! Erlaubt einem armen Mann, Euch um etwas zu bitten.
## 708 #karl_von_moor Es ist dir gewährt, was willst du?
## 709 #daniel Nicht viel, und alles, so wenig und doch so viel – laßt mich Eure Hand küssen!
## 710 #karl_von_moor Das sollst du nicht, guter Alter! Den ich Vater nennen\n möchte.
## 711 #daniel Eure Hand, Eure Hand! ich bitt Euch.
## 712 #karl_von_moor Du sollst nicht.
## 713 #daniel Ich muß! Lieber, bester Karl!
## 714 #karl_von_moor Freund, was sagst du? Ich verstehe dich nicht.
## 715 #daniel Ja, leugnet es nur, verstellt Euch! Schön, schön! Ihr seid immer mein bester,\n köstlicher Junker – Lieber Gott! daß ich alter Mann noch die Freude – dummer Tölpel\n ich, daß ich Euch nicht gleich – ei du himmlischer Vater! so seid ihr ja\n wiedergekommen, und der alte Herr ist unterm Boden, und da seid ihr ja wieder – was\n für ein blinder Esel ich doch war daß ich\n Euch nicht im ersten Hui – ei du mein! wer hätte sich das träumen lassen! – um was ich\n mit Tränen betete, – Jesus Christus! Da steht er ja leibhaftig wieder in der alten\n Stube!
## 716 #karl_von_moor Was ist das für eine Sprache? Seid ihr vom hitzigen Fieber aufgesprungen, oder wollt\n Ihr eine Komödienrolle an mir probieren?
## 717 #daniel Ei pfui doch, pfui doch! Das ist nicht fein, einen alten Knecht so zum besten haben –\n Diese Narbe! He, wißt Ihr noch? – Großer Gott! Was Ihr mir da für eine Angst einjagtet\n – ich hab Euch immer so lieb gehabt, und was Ihr mir da für Herzeleid hättet anrichten\n können – Ihr saßt mir im Schoß – wißt Ihr noch? – dort in der runden Stube – gelt,\n Vogel? Das habt Ihr freilich vergessen – auch den Kuckuck, den Ihr so gern hörtet –\n denkt doch! der Kuckuck ist zerschlagen, in Grundsboden geschlagen – die alte Susel\n hat ihn verwettert, wie sie die Stube fegte – ja freilich, und da saßt Ihr mir im\n Schoß und rieft Hotto! und ich lief fort, Euch den Hottogaul zu holen – Jesus Gott!\n Warum mußt ich alter Esel auch fortlaufen? – und wie mirs siedigheiß über den Buckel\n lief – wie ich das Zetergeschrei höre draußen im Öhrn, spring herein, und da lief das\n helle Blut, und laget am Boden und hattet – heilige Mutter Gottes! War mirs nicht, als\n wenn mir ein Kübel eiskalt Wasser übern Nacken spritzte – aber so gehts,\n wenn man nicht alle Augen auf die Kinder hat. Großer Gott, wenns ins Aug gegangen wäre\n – wars darzu noch die rechte Hand. Mein Lebenstag, sagt ich, soll mir kein Kind mehr\n ein Messer oder eine Schere oder so was Spitziges, sagt ich, in die Hände kriegen,\n sagt ich – war zum Glück noch Herr und Frau verreiset – ja, ja, das soll mir mein Tag\n des Lebens eine Warnung sein, sagt ich – Jemini, Jemini! ich hätte vom Dienst kommen\n können, ich hätte – Gott der Herr verzeihs Euch, gottloses Kind – aber gottlob! es\n heilte glücklich bis auf die wüste Narbe.
## 718 #karl_von_moor Ich begreife kein Wort von allem, was du sagst.
## 719 #daniel Ja gelt, gelt? das war noch eine Zeit? Wie manches Zuckerbrot, oder Biskuit oder\n Makrone ich Euch hab zugeschoben, hab Euch immer am gernsten gehabt, und wißt Ihr\n noch, was Ihr mir drunten sagtet im Stall, wie ich Euch auf des alten Herrn seinen\n Schweißfuchsen setzte, und Euch auf der großen Wiese ließ herumjagen? Daniel, sagtet\n Ihr, laß mich nur einen großen Mann werden, Daniel, so sollst du mein Verwalter sein,\n und mit mir in der Kutsche fahren – Ja, sagt ich und lachte, wenn Gott Leben und\n Gesundheit schenkt, und Ihr Euch eines alten Mannes nicht schämen werdet, sagt ich, so\n will ich Euch bitten, mir das Häuschen drunten im Dorf zu räumen, das schon eine gute\n Weil leer steht, und da wollt ich mir ein Eimer zwanzig Wein einlegen, und\n wirtschaften in meinen alten Tagen. – Ja lacht nur, lacht nur! Gelt junger Herr, das\n habt Ihr rein ausgeschwitzt? – den alten Mann will man nicht kennen, da tut man so\n fremd, so fürnehm – o Ihr seid doch mein goldiger Junker – freilich halt ein bißchen\n lucker gewesen – nimmt mirs nicht übel! – Wie's eben das junge Fleisch meistens ist –\n am Ende kann noch alles gut werden.
## 720 #karl_von_moor Ja! Daniel, ich wills nicht mehr verhehlen! Ich bin dein Karl, dein verlorner Karl!\n Was macht meine Amalia?
## 721 #daniel Daß ich alter Sünder noch die Freude haben soll, – und der Herr selig weinete\n umsonst! – Abe, abe, weißer Schädel! mürbe Knochen, fahret in die Grube mit Freuden!\n Mein Herr und Meister lebt, ihn haben meine Augen gesehen!
## 722 #karl_von_moor Und will halten, was er versprochen hat, – nimm das, ehrlicher Graukopf, für den\n Schweißfuchsen im Stall nicht\n vergessen hab ich den alten Mann.
## 723 #daniel Wie, was treibt Ihr? Zu viel! Ihr habt Euch vergriffen.
## 724 #karl_von_moor Nicht vergriffen, Daniel! Steh auf, sage\n mir, was macht meine Amalia?
## 725 #daniel Gottes Lohn! Gottes Lohn! Ei Herr Jerem! – Eure Amalia, oh die wirds nicht überleben,\n die wird sterben vor Freude!
## 726 #karl_von_moor Sie vergaß mich nicht?
## 727 #daniel Vergessen? Wie schwätzt Ihr wieder? Euch vergessen? – da hättet Ihr sollen dabei\n sein, hättets sollen mitansehn, wie sie sich gebärdete, als die Zeitung kam, Ihr wärt\n gestorben, die der gnädige Herr ausstreuen ließ –
## 728 #karl_von_moor Was sagst du? Mein Bruder –
## 729 #daniel Ja, Euer Bruder, der gnädige Herr, Euer Bruder – ich will Euch ein andermal mehr\n davon erzählen, wenns Zeit dazu ist – und wie sauber sie ihm abkappte, wenn er ihr\n alle Tage, die Gott schickt, seinen Antrag machte, und sie zur gnädigen Frau machen\n wollte. O ich muß hin, muß hin, ihr sagen, ihr die Botschaft bringen. \n
## 730 #karl_von_moor Halt, halt! Sie darfs nicht wissen, darfs niemand wissen, auch mein Bruder nicht\n –
## 731 #daniel Euer Bruder? Nein beileibe nicht, er darfs nicht wissen! Er gar nicht! – Wenn er\n nicht schon mehr weißt, als er wissen darf – Oh ich sage Euch, es gibt garstige\n Menschen, garstige Brüder, garstige Herren – aber ich möcht um alles Gold meines Herrn\n willen kein garstiger Knecht sein – Der gnädige Herr hielt Euch tot.
## 732 #karl_von_moor Hum! Was brummst du da?
## 733 #daniel Und wenn man freilich so ungebeten aufersteht – Euer Bruder war des Herrn selig\n einziger Erbe –
## 734 #karl_von_moor Alter! – Was murmelst du da zwischen den Zähnen, als wenn irgendein Ungeheuer von\n Geheimnis auf deiner Zunge schwebte, das nicht heraus wollte, und doch heraus sollte,\n rede deutlicher!
## 735 #daniel Aber ich will lieber meine alte Knochen abnagen vor Hunger, lieber vor\n Durst mein eigenes Wasser saufen, als Wohlleben die Fülle verdienen mit einem\n Totschlag. \n
## 736 #karl_von_moor Betrogen, betrogen! da fährt es über meine Seele wie der Blitz! Spitzbübische\n Künste! Himmel und Hölle! nicht du, Vater! Spitzbübische Künste!\n Mörder, Räuber durch spitzbübische Künste! Angeschwärzt von\n ihm! verfälscht, unterdrückt meine Briefe – voll Liebe sein Herz – oh ich Ungeheuer\n von einem Toren – voll Liebe sein Vaterherz – oh Schelmerei, Schelmerei! Es hätte mich\n einen Fußfall gekostet, es hätte mich eine Träne gekostet – oh ich blöder, blöder,\n blöder Tor! Ich hätte glücklich sein können –\n oh Büberei, Büberei! das Glück meines Lebens bübisch, bübisch hinwegbetrogen.\n Mörder, Räuber durch spitzbübische\n Künste! – Er grollte nicht einmal! Nicht ein Gedanke von Fluch in seinem Herzen – oh\n Bösewicht! unbegreiflicher, schleichender, abscheulicher Bösewicht!
## 737 #kosinsky Nun, Hauptmann, wo stickst du? Was ists? Du willst noch länger hier bleiben, merk\n ich.
## 738 #karl_von_moor Auf! Sattle die Pferde! Wir müssen vor Sonnenuntergang noch über den Grenzen\n sein!
## 739 #kosinsky Du spaßest.
## 740 #karl_von_moor Hurtig, hurtig! Zaudre nicht lang, laß alles da! und daß kein Aug dich gewahr wird.\n \n Ich fliehe aus diesen Mauren. Der geringste Verzug könnte mich wütig machen, und er\n ist meines Vaters Sohn – Bruder, Bruder! Du hast mich zum Elendesten auf Erden\n gemacht, ich habe dich niemals beleidigt, es war nicht brüderlich gehandelt – Ernte\n die Früchte deiner Untat in Ruhe, meine Gegenwart soll dir den Genuß nicht länger\n vergällen – aber gewiß, es war nicht brüderlich gehandelt. Finsternis verlösche sie\n auf ewig, und der Tod rühre sie nicht auf!
## 741 #kosinsky Die Pferde stehn gesattelt, Ihr könnt aufsitzen, wenn Ihr wollt.
## 742 #karl_von_moor Presser! Presser! Warum so eilig? Soll ich sie nicht mehr sehn?
## 743 #kosinsky Ich zäume gleich wieder ab, wenn Ihrs haben wollt, Ihr hießt mich ja über Hals und\n Kopf eilen.
## 744 #karl_von_moor Noch einmal! ein Lebewohl noch! ich muß den Gifttrank dieser Seligkeit vollends\n ausschlürfen, und dann – halt Kosinsky! zehn Minuten noch – hinten am Schloßhof – und\n wir sprengen davon!
## 745 #amalia Du weinst Amalia? – und das sprach er mit einer Stimme! mit einer Stimme\n – mir wars, als ob die Natur sich verjüngete – die genossenen Lenze der Liebe\n dämmerten auf mit der Stimme! Die Nachtigall schlug wie damals – die Blumen hauchten\n wie damals – und ich lag wonneberauscht an seinem Hals – Ha falsches treuloses Herz!\n Wie du deinen Meineid beschönigen willst! Nein, nein, weg aus meiner Seele, du\n Frevelbild – ich hab meinen Eid nicht gebrochen, du Einziger! Weg aus meiner Seele,\n ihr verräterischen, gottlosen Wünsche! im Herzen, wo Karl herrscht, darf kein\n Erdensohn nisten. – Aber warum meine Seele, so immer, so wider Willen nach diesem\n Fremdling? Hängt er sich nicht so hart an das Bild meines Einzigen? Ist er nicht der\n ewige Begleiter meines Einzigen? Du weinst, Amalia? – Ha ich will ihn\n fliehen! – fliehen! – Nimmer sehen soll mein Aug diesen Fremdling!
## 746 #amalia Horch! horch! Rauschte die Türe nicht? Er? – wohin? – was? – da hat michs angewurzelt, daß ich nicht fliehen\n kann – verlaß mich nicht, Gott im Himmel! – Nein, du sollst mir meinen Karl nicht\n entreißen! Meine Seele hat nicht Raum für zwei Gottheiten, und ich bin ein sterbliches\n Mädchen! Du, mein Karl, sei mein Genius\n wider diesen Fremdling, den Liebestörer! dich, dich ansehen, unverwandt, – und weg\n alle gottlosen Blicke nach diesem. \n
## 747 #karl_von_moor Sie da, gnädiges Fräulein? – und traurig? – und eine Träne auf diesem Gemälde?\n – Und wer ist der Glückliche, um den\n sich das Aug eines Engels versilbert? darf auch ich diesen Verherrlichten – \n
## 748 #amalia Nein, ja, nein!
## 749 #karl_von_moor Ha! – und verdient er diese Vergötterung? Verdient er? –
## 750 #amalia Wenn Sie ihn gekannt hätten!
## 751 #karl_von_moor Ich würd ihn beneidet haben.
## 752 #amalia Angebetet, wollen Sie sagen.
## 753 #karl_von_moor Ha!
## 754 #amalia Oh Sie hätten ihn so lieb gehabt – es war so viel, so viel in seinem Angesicht – in\n seinen Augen – im Ton seiner Stimme, das Ihnen so gleich kommt – das ich so liebe\n –
## 755 #amalia Hier, wo Sie stehen, stand er tausendmal – und neben ihm die, die neben ihm Himmel\n und Erde vergaß – hier durchirrte sein Aug die um ihn prangende Gegend – sie schien\n den großen belohnenden Blick zu empfinden, und sich unter dem Wohlgefallen ihres\n Meisterbilds zu verschönern – hier hielt er mit himmlischer Musik die Hörer der Lüfte\n gefangen – hier an diesem Busch pflückte er Rosen, und pflückte die Rosen für mich –\n hier, hier lag er an meinem Halse, brannte seinen Mund auf den meinen, und die Blumen\n starben gern unter der Liebenden Fußtritt –
## 756 #karl_von_moor Er ist nicht mehr?
## 757 #amalia Er segelt auf ungestümen Meeren – Amalias Liebe segelt mit ihm – er wandelt durch\n ungebahnte, sandigte Wüsten – Amalias Liebe macht den brennenden Sand unter ihm\n grünen, und die wilden Gesträuche blühen – der Mittag sengt sein entblößtes Haupt,\n nordischer Schnee schrumpft seine Sohlen zusammen, stürmischer Hagel regnet um seine\n Schläfe, und Amalias Liebe wiegt ihn in Stürmen ein – Meere und Berge und Horizonte\n zwischen den Liebenden – aber die Seelen versetzen sich aus dem staubigten Kerker, und\n treffen sich im Paradiese der Liebe – Sie scheinen traurig, Herr Graf?
## 758 #karl_von_moor Die Worte der Liebe machen auch meine Liebe lebendig.
## 759 #amalia Was? Sie lieben eine andre? – Weh mir, was hab ich gesagt?
## 760 #karl_von_moor Sie glaubt mich tot, und blieb treu dem Totgeglaubten – sie hörte wieder, ich lebe,\n und opferte mir die Krone einer Heiligen auf. Sie weiß mich in Wüsten irren, und im\n Elend herumschwärmen, und ihre Liebe fliegt durch Wüsten und Elend mir nach. Auch\n heißt sie Amalia wie Sie, gnädiges Fräulein.
## 761 #amalia Wie beneid ich ihre Amalia.
## 762 #karl_von_moor Oh sie ist ein unglückliches Mädchen! ihre Liebe ist für einen, der verloren ist, und\n wird – ewig niemals belohnt.
## 763 #amalia Nein, sie wird im Himmel belohnt. Sagt man nicht, es gebe eine bessere Welt, wo die\n Traurigen sich freuen, und die Liebenden sich wiedererkennen?
## 764 #karl_von_moor Ja, eine Welt, wo die Schleier hinwegfallen und die Liebe sich schröcklich\n wiederfindet – Ewigkeit heißt ihr Name – Meine Amalia ist ein\n unglückliches Mädchen.
## 765 #amalia Unglücklich, und Sie lieben?
## 766 #karl_von_moor Unglücklich, weil sie mich liebt! wie, wenn ich ein Totschläger wäre? Wie, mein\n Fräulein? wenn Ihr Geliebter Ihnen für jeden Kuß einen Mord aufzählen könnte? Wehe\n meiner Amalia! Sie ist ein unglückliches Mädchen.
## 767 #amalia Ha, wie bin ich ein glückliches Mädchen! Mein Einziger ist Nachstrahl der Gottheit,\n und die Gottheit ist Huld und Erbarmen! Nicht eine Fliege konnt er leiden sehen –\n Seine Seele ist so fern von einem blutigen Gedanken, als fern der Mittag von der\n Mitternacht ist.
## 768 #amalia
## 769 #karl_von_moor
## 770 #die_raeuber
## 771 #schweizer Es wird Nacht, und der Hauptmann noch nicht da!
## 772 #razmann Und versprach doch, Schlag acht Uhr wieder bei uns einzutreffen.
## 773 #schweizer Wenn ihm Leides geschehen wäre – Kameraden! wir zünden an und morden den\n Säugling.
## 774 #spiegelberg Auf ein Wort Razmann.
## 775 #schwarz Wollen wir nicht Spionen ausstellen?
## 776 #grimm Laß du ihn! Er wird einen Fang tun, daß wir uns schämen müssen.
## 777 #schweizer Da brennst du dich, beim Henker! Er ging nicht von uns wie einer, der einen\n Schelmenstreich im Schild führt. Hast du vergessen was er gesagt hat, als er uns über\n die Heide führte? – »Wer nur eine Rube vom Acker stiehlt, daß ichs erfahre, läßt\n seinen Kopf hier, so wahr ich Moor heiße«. – Wir dörfen nicht rauben.
## 778 #razmann Wo will das hinaus – rede deutscher!
## 779 #spiegelberg Pst! Pst! – Ich weiß nicht, was du oder ich für Begriffe von Freiheit haben, daß wir\n an einem Karrn ziehen wie Stiere, und dabei wunderviel von Independenz deklamieren –\n Es gefällt mir nicht.
## 780 #schweizer Was wohl dieser Windkopf hier an der Kunkel hat?
## 781 #razmann Du sprichst vom Hauptmann? –
## 782 #spiegelberg Pst doch! Pst! – Er hat so seine Ohren unter uns herumlaufen. –\n Hauptmann sagst du? Wer hat ihn zum Hauptmann über uns gesetzt, oder\n hat er nicht diesen Titel usurpiert, der von Rechts wegen mein ist? – Wie? legen wir\n darum unser Leben auf Würfel – baden darum alle Milzsuchten des Schicksals aus, daß\n wir am End noch von Glück sagen, die Leibeigenen eines Sklaven zu sein? – Leibeigenen\n da wir Fürsten sein könnten? – Bei Gott, Razmann – das hat mir niemals gefallen.
## 783 #schweizer Ja – du bist mir der rechte Held, Frösche mit Steinen breit zu schmeißen – Schon der\n Klang seiner Nase, wenn er sich schneuzte, könnte dich durch ein Nadelöhr jagen –
## 784 #spiegelberg Ja – und Jahre schon dicht ich darauf: Es soll anders werden. Razmann – wenn du bist,\n wofür ich dich immer hielt – Razmann. – Man vermißt ihn – gibt ihn halb verloren –\n Razmann – mich deucht, seine schwarze Stunde schlägt – wie? Nicht einmal röter wirst\n du, da dir die Glocke zur Freiheit läutet? Hast nicht einmal so viel Mut, einen kühnen\n Wink zu verstehen?
## 785 #razmann Ha, Satan! worin verstrickst du meine Seele?
## 786 #spiegelberg Hats gefangen? – Gut! so folge. Ich hab mirs gemerkt, wo er hinschlich – Komm! Zwei\n Pistolen fehlen selten, und dann – so sind wir die erste, die den Säugling erdrosseln.\n \n
## 787 #schweizer Ha, Bestie! Eben recht erinnerst du mich an die böhmischen Wälder! Warst du nicht die\n Memme, die anhub zu schnadern, als sie riefen: Der Feind kommt? Ich hab\n damals bei meiner Seel geflucht – fahr hin Meuchelmörder! \n
## 788 #die_raeuber Mordjo! Mordjo! – Schweizer – Spiegelberg – Reißt sie auseinander –
## 789 #schweizer Da! – und so krepier du – Ruhig, Kameraden – laßt euch den Bettel nicht unterbrechen,\n – Die Bestie ist dem Hauptmann immer giftig gewesen, und hat keine Narbe auf ihrer\n ganzen Haut. – Noch einmal, gebt euch zufrieden – ha! über den Racker – von hintenher\n will er Männer zuschanden schmeißen, Männer von hintenher! – Ist uns\n darum der helle Schweiß über die Backen gelaufen, daß wir aus der Welt schleichen wie\n Hundsfötter? Bestie du! Haben wir uns darum unter Feuer und Rauch gebettet, daß wir\n zuletzt wie Ratten verrecken?
## 790 #grimm Aber zum Teufel – Kamerad – was hattet ihr miteinander? – Der Hauptmann wird rasend\n werden.
## 791 #schweizer Dafür laß mich sorgen. – Und du Heilloser du warst sein\n Helfershelfer, du! – Pack dich aus meinen Augen – der Schufterle hats auch so gemacht,\n aber dafür hängt er itzt auch in der Schweiz, wies ihm mein Hauptmann prophezeit hat –\n \n
## 792 #schwarz Horch! ein Pistolschuß! Noch einer! Holla! der\n Hauptmann!
## 793 #grimm Nur Geduld! Er muß zum dritten Mal schießen! \n
## 794 #schwarz Er ists – ists! – Salvier dich, Schweizer – laßt uns ihm antworten. \n
## 795 #schweizer Sei willkommen, mein Hauptmann – Ich bin ein bißchen vorlaut gewesen seit du weg\n bist. Sei du Richter zwischen mir und\n diesem – von hinten hat er dich ermorden wollen.
## 796 #die_raeuber Was? den Hauptmann?
## 797 #karl_von_moor O unbegreiflicher Finger der rachekundigen Nemesis! – Wars nicht dieser, der mir das\n Sirenenlied trillerte? – Weihe dies Messer der dunklen Vergelterin! – das hast du\n nicht getan, Schweizer.
## 798 #schweizer Bei Gott! ich habs wahrlich getan, und es ist beim Teufel nicht das Schlechtste, was\n ich in meinem Leben getan habe. \n
## 799 #karl_von_moor Ich verstehe – Lenker im Himmel – ich verstehe – die Blätter fallen von den Bäumen –\n und mein Herbst ist kommen – Schafft mir diesen aus den Augen. \n
## 800 #grimm Gib uns Ordre, Hauptmann – was sollen wir weiter tun?
## 801 #karl_von_moor Bald – bald ist alles erfüllet. – Gebt mir meine Laute – Ich habe mich\n selbst verloren, seit ich dort war – meine Laute sag ich – ich muß mich zurücklullen\n in meine Kraft – verlaßt mich.
## 802 #die_raeuber Es ist Mitternacht, Hauptmann.
## 803 #karl_von_moor Doch warens nur die Tränen im Schauspielhaus – den Römergesang muß ich hören, daß\n mein schlafender Genius wieder aufwacht – Meine Laute her – Mitternacht sagt ihr?
## 804 #schwarz Wohl bald vorüber. Wie Blei liegt der Schlaf in uns. Seit drei Tagen kein Auge\n zu.
## 805 #karl_von_moor Sinkt denn der balsamische Schlaf auch auf die Augen der Schelmen? Warum fliehet er\n mich? Ich bin nie ein Feiger gewesen oder ein schlechter Kerl – Legt euch schlafen –\n morgen am Tag gehen wir weiter.
## 806 #die_raeuber Gute Nacht, Hauptmann. \n
## 807 #karl_von_moor Brutus Cäsar Brutus Cäsar Brutus Wer mir Bürge wäre? – – Es ist alles so finster – verworrene Labyrinthe – kein\n Ausgang – kein leitendes Gestirn – Wenns aus wäre mit diesem letzten\n Odemzug – Aus wie ein schales Marionettenspiel – Aber wofür der heiße\n Hunger nach Glückseligkeit? Wofür das Ideal einer\n unerreichten Vollkommenheit? Das Hinausschieben\n unvollendeter Plane? – wenn der armselige Druck dieses armseligen Dings den Weisen dem Toren – den Feigen dem Tapfern\n – den Edlen dem Schelmen gleich macht? – Es ist doch eine so göttliche Harmonie in der\n seelenlosen Natur, warum sollte dieser Mißklang in der vernünftigen sein? – Nein!\n Nein! es ist etwas mehr, denn ich bin noch nicht glücklich gewesen. Glaubt ihr, ich werde zittern? Geister meiner Erwürgten! ich werde nicht zittern!\n – Euer banges Sterbegewinsel – euer schwarzgewürgtes\n Gesicht – eure fürchterlich klaffenden Wunden sind ja nur Glieder einer\n unzerbrechlichen Kette des Schicksals, und hängen zuletzt an meinen Feierabenden, an\n den Launen meiner Ammen und Hofmeister, am Temperament meines Vaters, am Blut meiner\n Mutter – Warum hat mein Perillus einen Ochsen\n aus mir gemacht, daß die Menschheit in meinem glühenden Bauche bratet? Zeit und Ewigkeit – gekettet aneinander durch ein einzig\n Moment! – Grauser Schlüssel, der das Gefängnis des Lebens hinter mir schließt, und vor\n mir aufriegelt die Behausung der ewigen Nacht – sage mir – o sage mir –\n wohin – wohin wirst du mich führen? – Fremdes, nie\n umsegeltes Land! – Siehe, die Menschheit erschlappt unter diesem Bilde,\n die Spannkraft des Endlichen läßt nach, und die Phantasei, der mutwillige Affe der\n Sinne, gaukelt unserer Leichtgläubigkeit seltsame Schatten vor – Nein! Nein! Ein Mann\n muß nicht straucheln – Sei, wie du willt, namenloses Jenseits – bleibt\n mir nur dieses mein Selbst getreu – Sei wie du willt, wenn ich nur\n mich selbst mit hinübernehme. – Außendinge sind nur der Anstrich des\n Manns – Ich bin mein Himmel und meine Hölle. Wenn Du mir irgendeinen eingeäscherten Weltkreis allein ließest, den Du\n aus deinen Augen verbannt hast, wo die einsame Nacht, und die ewige Wüste meine\n Aussichten sind? – Ich würde dann die schweigende Öde mit meinen Phantasien bevölkern,\n und hätte die Ewigkeit zur Muße, das verworrene Bild des allgemeinen\n Elends zu zergliedern. – Oder willst Du mich durch immer neue Geburten und immer neue\n Schauplätze des Elends von Stufe zu Stufe – zur Vernichtung – führen? Kann ich nicht\n die Lebensfäden, die mir jenseits gewoben sind, so leicht zerreißen wie diesen? – Du\n kannst mich zu nichts machen – Diese Freiheit kannst Du mir nicht nehmen. Und soll ich für Furcht eines\n qualvollen Lebens sterben? – Soll ich dem Elend den Sieg über mich einräumen? – Nein!\n ich wills dulden! Die Qual erlahme an meinem\n Stolz! Ich wills vollenden.
## 808 #hermann Horch! horch! grausig heulet der Kauz – zwölf schlägts drüben im Dorf – wohl, wohl –\n das Bubenstück schläft – in dieser Wilde kein Lauscher. Komm herauf, Jammermann, Turmbewohner! – Deine Mahlzeit ist\n bereitet.
## 809 #karl_von_moor Was soll das bedeuten?
## 810 #der_alte_moor Wer pocht da? He? Bist dus, Hermann mein Rabe?
## 811 #hermann Bins Hermann dein Rabe. Steig herauf ans Gitter und iß. Fürchterlich trillern deine Schlafkameraden, Alter – dir\n schmeckt?
## 812 #der_alte_moor Hungerte mich sehr. Habe Dank, Rabensender fürs Brot in der Wüste! – Und wie gehts\n meinem lieben Kind, Hermann?
## 813 #hermann Stille – Horch – Geräusch wie von Schnarchenden! Hörst du nicht was?
## 814 #der_alte_moor Wie? Hörst du etwas?
## 815 #hermann Den seufzenden Windlaut durch die Ritzen des Turms – eine Nachtmusik, davon einem die\n Zähn klappern, und die Nägel blau werden – Horch, noch einmal – Immer ist mir, als\n hört ich ein Schnarchen. – Du hast Gesellschaft, Alter – Hu hu hu!
## 816 #der_alte_moor Siehst du etwas?
## 817 #hermann Leb wohl – leb wohl – Grausig ist diese Stätte – Steig ab ins Loch – droben dein\n Helfer, dein Rächer. – Verfluchter Sohn! \n
## 818 #karl_von_moor Steh!
## 819 #hermann Oh mir!
## 820 #karl_von_moor Steh, sag ich!
## 821 #hermann Weh! weh! weh! Nun ist alles verraten!
## 822 #karl_von_moor Steh! Rede! Wer bist du? Was hast du hier zu tun? Rede!
## 823 #hermann Erbarmen o Erbarmen, gestrenger Herr – Nur ein Wort höret an, eh Ihr mich\n umbringt.
## 824 #karl_von_moor Was werd ich hören?
## 825 #hermann Wohl habt ihr mirs beim Leben verboten – ich konnt nicht anders – durft nicht anders\n – im Himmel ein Gott – Euer leiblicher Vater dort – mich jammerte sein – Stecht mich\n nieder!
## 826 #karl_von_moor Hier steckt ein Geheimnis – heraus! Sprich! Ich will alles wissen.
## 827 #der_alte_moor Weh! Weh! Bist dus, Hermann, der da redet? Mit wem redst du, Hermann?
## 828 #karl_von_moor Drunten noch jemand – Was geht hier vor? Ists ein\n Gefangener, den die Menschen abschüttelten – Ich will seine Ketten lösen. – Stimme!\n noch einmal! Wo ist die Türe?
## 829 #hermann O, habt Barmherzigkeit, Herr – dringt nicht weiter, Herr – geht aus Erbarmen vorüber.\n \n
## 830 #karl_von_moor Vierfach geschlossen! – Weg da – Es muß heraus – Itzt zum ersten Mal\n komm mir zu Hülfe, Dieberei! \n
## 831 #der_alte_moor Erbarmen einem Elenden! Erbarmen!
## 832 #karl_von_moor Das ist meines Vaters Stimme!
## 833 #der_alte_moor Habe Dank, o Gott! Erschienen ist die Stunde der Erlösung.
## 834 #karl_von_moor Geist des alten Moors! Was hat dich beunruhigt in deinem Grab? Hast du eine Sünde in\n jene Welt geschleppt, die dir den Eingang in die Pforten des Paradieses verrammelt?\n Ich will Messen lesen lassen, den irrenden Geist in seine Heimat zu senden. Hast du\n das Gold der Witwen und Waisen unter die Erde vergraben, das dich zu dieser\n mitternächtlichen Stunde heulend herumtreibt, ich will den unterirdischen Schatz aus\n den Klauen des Zauberdrachen reißen, und wenn er tausend rote Flammen auf mich speit,\n und seine spitzen Zähne gegen meinen Degen bleckt, oder kommst du, auf\n meine Fragen die Rätsel der Ewigkeit zu entfalten? Rede, rede! ich bin der Mann der\n bleichen Furcht nicht.
## 835 #der_alte_moor Ich bin kein Geist. Taste mich an, ich lebe, oh ein elendes erbärmliches Leben!
## 836 #karl_von_moor Was? Du bist nicht begraben worden?
## 837 #der_alte_moor Ich bin begraben worden – das heißt: ein toter Hund liegt in meiner Väter Gruft; und\n ich – drei volle Monde schmacht ich schon in diesem finstern unterirdischen Gewölbe,\n von keinem Strahle beschienen, von keinem warmen Lüftchen angeweht, von keinem Freunde\n besucht, wo wilde Raben krächzen, und mitternächtliche Uhus heulen –
## 838 #karl_von_moor Himmel und Erde! Wer hat das getan?
## 839 #der_alte_moor Verfluch ihn nicht! – Das hat mein Sohn Franz getan.
## 840 #karl_von_moor Franz? Franz? Oh ewiges Chaos!
## 841 #der_alte_moor Wenn du ein Mensch bist, und ein menschliches Herz hast, Erlöser, den ich nicht\n kenne, o so höre den Jammer eines Vaters, den ihm seine Söhne bereitet haben – drei\n Monden schon hab ichs tauben Felsenwänden zugewinselt, aber ein hohler Widerhall äffte\n meine Klagen nur nach. Darum, wenn du ein Mensch bist, und ein menschliches Herz hast\n –
## 842 #karl_von_moor Diese Aufforderung könnte die wilden Bestien aus ihren Löchern hervorrufen!
## 843 #der_alte_moor Ich lag eben auf dem Siechbett, hatte kaum angefangen, aus einer schweren Krankheit\n etwas Kräfte zu sammeln, so führte man einen Mann zu mir, der vorgab, mein\n Erstgeborner sei gestorben in der Schlacht, und mit sich brachte ein Schwert, gefärbt\n mit seinem Blut, und sein letztes Lebewohl, und daß ihn mein Fluch gejagt hätte in\n Kampf und Tod und Verzweiflung.
## 844 #karl_von_moor Es ist offenbar!
## 845 #der_alte_moor Höre weiter! Ich ward unmächtig bei der Botschaft. Man muß mich für tot gehalten\n haben, denn als ich wieder zu mir selber kam, lag ich schon in der Bahre, und ins\n Leichentuch gewickelt wie ein Toter. Ich kratzte an dem Deckel der Bahre. Er ward\n aufgetan. Es war finstere Nacht, mein Sohn Franz stand vor mir, – Was?\n rief er mit entsetzlicher Stimme, willst du dann ewig leben? – und gleich flog der\n Sargdeckel wieder zu. Der Donner dieser Worte hatte mich meiner Sinne beraubt, als ich\n wieder erwachte, fühlt ich den Sarg erhoben und fortgeführt in einem Wagen eine halbe\n Stunde lang. Endlich ward er geöffnet – ich stand am Eingang dieses Gewölbes, mein\n Sohn vor mir, und der Mann, der mir das blutige Schwert von Karln gebracht hatte –\n zehnmal umfaßt ich seine Knie, und bat und flehte, und umfaßte sie und beschwur – das\n Flehen seines Vaters reichte nicht an sein Herz – Hinab mit dem Balg! donnerte es von\n seinem Munde, er hat genug gelebt, und hinab ward ich gestoßen ohn Erbarmen, und mein\n Sohn Franz schloß hinter mir zu.
## 846 #karl_von_moor Es ist nicht möglich, nicht möglich! Ihr müßt Euch geirrt haben.
## 847 #der_alte_moor Ich kann mich geirrt haben. Höre weiter, aber zürne doch nicht! So lag ich zwanzig\n Stunden, und kein Mensch gedachte mei ner Not. Auch hat keines Menschen Fußtritt je\n diese Einöde betreten, denn die allgemeine Sage geht, daß die Gespenster meiner Väter\n in diesen Ruinen rasselnde Ketten schleifen, und in mitternächtlicher Stunde ihr\n Totenlied raunen. Endlich hört ich die Tür wieder aufgehen, dieser Mann brachte mir\n Brot und Wasser, und entdeckte mir, wie ich zum Tod des Hungers verurteilt gewesen,\n und wie er sein Leben in Gefahr setze, wenn es herauskäm, daß er mich speise. So ward\n ich kümmerlich erhalten diese lange Zeit, aber der unaufhörliche Frost – die faule\n Luft meines Unrats, – der grenzenlose Kummer – meine Kräfte wichen, mein Leib schwand,\n tausendmal bat ich Gott mit Tränen um den Tod, aber das Maß meiner Strafe muß noch\n nicht gefüllet sein – oder muß noch irgend eine Freude meiner warten, daß ich so\n wunderbarlich erhalten bin. Aber ich leide gerecht. – Mein Karl! Mein Karl! – und er\n hatte noch keine graue Haare.
## 848 #karl_von_moor Es ist genug! Auf! ihr Klötze, ihr Eisklumpen! Ihr trägen, fühllosen Schläfer! Auf!\n will keiner erwachen? \n
## 849 #die_raeuber He, holla! holla! was gibts da?
## 850 #karl_von_moor Hat euch die Geschichte nicht aus dem Schlummer gerüttelt? Der ewige\n Schlaf würde wach worden sein! Schaut her! schaut her! Die Gesetze der Welt sind\n Würfelspiel worden, das Band der Natur ist entzwei, die alte Zwietracht ist los, der\n Sohn hat seinen Vater erschlagen.
## 851 #die_raeuber Was sagt der Hauptmann?
## 852 #karl_von_moor Nein, nicht erschlagen! das Wort ist Beschönigung! – der Sohn hat den Vater\n tausendmal gerädert, gespießt, gefoltert, geschunden! die Worte sind mir zu menschlich\n – worüber die Sünde rot wird, worüber der Kannibale schaudert, worauf seit Äonen kein\n Teufel gekommen ist. – Der Sohn hat seinen eigenen Vater – oh seht her, seht her! er\n ist in Unmacht gesunken, – in dieses Gewölbe hat der Sohn seinen Vater – Frost, –\n Blöße, – Hunger, Durst – oh seht doch, seht doch! – es ist mein eigner Vater, ich\n wills nur gestehn.
## 853 #die_raeuber Dein Vater? dein Vater?
## 854 #schweizer Vater meines Hauptmanns! Ich küsse dir die Füße! du hast über meinen Dolch zu\n befehlen.
## 855 #karl_von_moor Rache, Rache, Rache dir! grimmig beleidigter, entheiligter Greis! So zerreiß ich von\n nun an auf ewig das brüderliche Band! So verfluch ich jeden Tropfen brüderlichen Bluts im Antlitz des\n offenen Himmels! Höre mich Mond und Gestirne! Höre mich mitternächtlicher Himmel! der\n du auf die Schandtat herunterblicktest! Höre mich dreimal schröcklicher Gott, der da\n oben über dem Monde waltet, und rächt und verdammt über den Sternen, und feuerflammt\n über der Nacht! Hier knie ich – hier streck ich empor die drei Finger in die Schauer\n der Nacht – hier schwör ich, und so speie die Natur mich aus ihren Grenzen wie eine\n bösartige Bestie aus, wenn ich diesen Schwur verletze, schwör ich, das Licht des Tages\n nicht mehr zu grüßen, bis des Vatermörders Blut, vor diesem Steine verschüttet, gegen\n die Sonne dampft. \n
## 856 #die_raeuber Es ist ein Belialsstreich! Sag einer, wir seien Schelmen! Nein bei allen Drachen! So\n bunt haben wirs nie gemacht!
## 857 #karl_von_moor Ja! und bei allen schröcklichen Seufzern derer, die jemals durch eure\n Dolche sturben, derer, die meine Flamme fraß und mein fallender Turm zermalmte, – eh\n soll kein Gedanke von Mord oder Raub Platz finden in eurer Brust, bis euer aller\n Kleider von des Verruchten Blute scharlachrot gezeichnet sind – das hat euch wohl\n niemals geträumet, daß ihr der Arm höherer Majestäten seid? der verworrene Knäul\n unsers Schicksals ist aufgelöst! Heute, heute hat eine unsichtbare Macht unser\n Handwerk geadelt! Betet an vor dem, der euch dies erhabene Los gesprochen, der euch\n hieher geführt, der euch gewürdiget hat, die schröckliche Engel seines finstern\n Gerichtes zu sein! Entblößet eure Häupter! Kniet hin in den Staub, und stehet\n geheiliget auf! \n
## 858 #schweizer Gebeut, Hauptmann! was sollen wir tun?
## 859 #karl_von_moor Steh auf, Schweizer! und rühre diese heilige Locken an. Du weißt noch, wie du einsmals\n jenem böhmischen Reuter den Kopf spaltetest, da er eben den Säbel über mich zuckte,\n und ich atemlos und erschöpft von der Arbeit in die Knie gesunken war? Dazumal verhieß\n ich dir eine Belohnung, die königlich wäre, ich konnte diese Schuld bisher niemals\n bezahlen –
## 860 #schweizer Das schwurst du mir, es ist wahr, aber laß mich dich ewig meinen Schuldner\n nennen!
## 861 #karl_von_moor Nein, itzt will ich bezahlen. Schweizer, so ist noch kein Sterblicher geehrt worden\n wie du! – Räche meinen Vater! \n
## 862 #schweizer Großer Hauptmann! Heut hast du mich zum ersten Mal stolz gemacht! – Gebeut, wo, wie,\n wann soll ich ihn schlagen?
## 863 #karl_von_moor Die Minuten sind geweiht, du mußt eilends gehn – lies dir die Würdigsten aus der\n Bande, und führe sie gerade nach des Edelmanns Schloß! zerr ihn aus dem Bette, wenn er\n schläft, oder in den Armen der Wollust liegt, schlepp ihn vom Mahle weg, wenn er\n besoffen ist, reiß ihn vom Kruzifix, wenn er betend vor ihm auf den Knien liegt! Aber\n ich sage dir, ich schärf es dir hart ein, liefr' ihn mir nicht tot! dessen Fleisch\n will ich in Stücken reißen, und hungrigen Geiern zur Speise geben, der ihm nur die\n Haut ritzt oder ein Haar kränkt! Ganz muß ich ihn haben, und wenn du ihn ganz und\n lebendig bringst, so sollst du eine Million zur Belohnung haben, ich will\n sie einem Könige mit Gefahr meines Lebens stehlen, und du sollst frei ausgehn, wie die\n weite Luft – Hast du mich verstanden, so eile davon!
## 864 #schweizer Genug, Hauptmann – Hier hast du meine Hand darauf: Entweder, du siehst zwei\n zurückkommen, oder gar keinen. Schweizers Würgengel, kommt! \n
## 865 #karl_von_moor Ihr übrigen zerstreut euch im Wald – Ich bleibe.
## 866 #daniel Lebe wohl, teures Mutterhaus – Hab so manch Guts und Liebs in dir genossen, da der\n Herr seliger noch lebete – Tränen auf deine Gebeine, du lange Verfaulter! Das verlangt\n er von einem alten Knecht – es war das Obdach der Waisen, und der Port der\n Verlassenen, und dieser Sohn hats gemacht zur Mördergrube – Lebe wohl du guter Boden!\n wie oft hat der alte Daniel dich abgefegt – Lebe wohl, du lieber Ofen, der alte Daniel\n nimmt schweren Abschied von dir – es war dir alles so vertraut worden – wird dir weh\n tun, alter Elieser – Aber Gott bewahre mich in Gnaden vor dem Trug und List des Argen\n – Leer kam ich hieher – leer zieh ich wieder hin – aber meine Seele ist gerettet.
## 867 #daniel Gott steh mir bei! Mein Herr! \n
## 868 #franz_von_moor Verraten! Verraten! Geister ausgespien aus Gräbern – Losgerüttelt das Totenreich aus\n dem ewigen Schlaf brüllt wider mich Mörder! Mörder! – wer regt sich da?
## 869 #daniel Hilf, heilige Mutter Gottes! Seid Ihrs, gestrenger Herre, der so gräßlich durch die\n Gewölbe schreit, daß alle Schläfer auffahren?
## 870 #franz_von_moor Schläfer? Wer heißt euch schlafen? Fort, zünde Licht an! Es soll niemand schlafen in dieser\n Stunde. Hörst du? Alles soll auf sein – in Waffen – alle Gewehre geladen – Sahst du\n sie dort den Bogengang hinschweben?
## 871 #bedienter_5-1a Wen, gnädiger Herr?
## 872 #franz_von_moor Wen, Dummkopf, wen? So kalt, so leer fragst du, wen? hat michs doch angepackt wie der\n Schwindel! Wen, Eselskopf! wen? Geister und Teufel! wie weit ists in der Nacht?
## 873 #bedienter_5-1a Eben itzt ruft der Nachtwächter Zwei an.
## 874 #franz_von_moor Was? will diese Nacht währen bis an den Jüngsten Tag? hörtest du keinen Tumult in der\n Nähe? Kein Siegsgeschrei? Kein Geräusch galoppierender Pferde? wo ist Kar – der Graf,\n will ich sagen?
## 875 #bedienter_5-1a Ich weiß nicht, mein Gebieter.
## 876 #franz_von_moor Du weißts nicht? Du bist auch unter der Rotte? Ich will dir das Herz aus den Rippen\n stampfen! mit deinem verfluchten: Ich weiß nicht! Fort, hole den Pastor!
## 877 #bedienter_5-1a Gnädiger Herr!
## 878 #franz_von_moor Murrst du? zögerst du? Was? auch Bettler\n wider mich verschworen? Himmel, Hölle! alles wider mich verschworen?
## 879 #daniel Mein Gebieter –
## 880 #franz_von_moor Nein! ich zittere nicht! Es war ledig ein Traum. Die Toten stehen noch nicht auf –\n wer sagt, daß ich zittere und bleich bin? Es ist mir ja so leicht, so wohl.
## 881 #daniel Ihr seid totenbleich, Eure Stimme ist bang und lallet.
## 882 #franz_von_moor Ich habe das Fieber. Sage du nur, wenn der Pastor kommt, ich habe das Fieber. Ich\n will morgen zur Ader lassen, sage dem Pastor.
## 883 #daniel Befehlt Ihr, daß ich Euch Lebensbalsam auf Zucker tröpfle?
## 884 #franz_von_moor Tröpfle mir auf Zucker! der Pastor wird nicht sogleich da sein. Meine Stimme ist bang\n und lallet, gib Lebensbalsam auf Zucker!
## 885 #daniel Gebt mir erst die Schlüssel, ich will drunten holen im Schrank –
## 886 #franz_von_moor Nein, nein, nein! Bleib! oder ich will mit dir gehn. Du siehst, ich kann nicht allein\n sein! Wie leicht könnt ich, du siehst ja – unmächtig – wenn ich allein bin. Laß nur,\n laß nur! Es wird vorübergehen, du bleibst.
## 887 #daniel Oh ihr seid ernstlich krank.
## 888 #franz_von_moor Ja freilich, freilich! das ist alles. – Und Krankheit verstöret das Gehirn, und\n brütet tolle und wunderliche Träume aus – Träume bedeuten nichts – nicht wahr, Daniel?\n Träume kommen ja aus dem Bauch, und Träume bedeuten nichts – ich hatte soeben einen\n lustigen Traum. \n
## 889 #daniel Jesus Christus! was ist das? Georg! Konrad! Bastian! Martin! so gebt doch nur eine\n Urkund von Euch! Maria, Magdalena und Joseph! so nimmt\n doch nur Vernunft an! So wirds heißen, ich hab ihn tot gemacht, Gott erbarme sich\n meiner!
## 890 #franz_von_moor Weg – weg! was rüttelst du mich so, scheußliches Totengeripp? – die Toten stehen noch\n nicht auf –
## 891 #daniel O du ewige Güte! Er hat den Verstand verloren.
## 892 #franz_von_moor Wo bin ich? – du Daniel? was hab ich gesagt? merke nicht drauf! ich hab eine Lüge\n gesagt, es sei was es wolle – komm! hilf mir auf! – es ist nur ein Anstoß von\n Schwindel – weil ich – weil ich – nicht ausgeschlafen habe.
## 893 #daniel Wär nur der Johann da! Ich will Hülfe rufen, ich will nach Ärzten rufen.
## 894 #franz_von_moor Bleib! setz dich neben mich auf diesen Sofa – so – du bist ein gescheuter Mann, ein\n guter Mann. Laß dir erzählen!
## 895 #daniel Itzt nicht, ein ander Mal! Ich will Euch zu Bette bringen, Ruhe ist Euch besser.
## 896 #franz_von_moor Nein, ich bitte dich, laß dir erzählen, und lache mich derb aus! – Siehe mir deuchte,\n ich hätte ein königlich Mahl gehalten, und mein Herz wär guter Dinge, und ich läge\n berauscht im Rasen des Schloßgartens, und plötzlich – es war zur Stunde des Mittags –\n plötzlich, aber ich sage dir, lache mich derb aus! –
## 897 #daniel Plötzlich?
## 898 #franz_von_moor Plötzlich traf ein ungeheurer Donner mein schlummerndes Ohr, ich taumelte bebend auf,\n und siehe, da war mirs, als säh ich aufflammen den ganzen Horizont in feuriger Lohe,\n und Berge und Städte und Wälder, wie Wachs im Ofen zerschmolzen, und eine heulende\n Windsbraut fegte von hinnen Meer, Himmel und Erde – da erscholls wie aus ehernen\n Posaunen: Erde, gib deine Toten, gib deine Toten, Meer! und das nackte Gefild begonn\n zu kreißen, und aufzuwerfen Schädel und Rippen und Kinnbacken und Beine,\n die sich zusammenzogen in menschliche Leiber, und daherströmten unübersehlich, ein\n lebendiger Sturm: Damals sah ich aufwärts, und siehe, ich stand am Fuß des donnernden\n Sina, und über mir Gewimmel und unter mir, und oben auf der Höhe des Bergs auf drei\n rauchenden Stühlen drei Männer, vor deren Blick flohe die Kreatur –
## 899 #daniel Das ist ja das leibhaft Konterfei vom Jüngsten Tage.
## 900 #franz_von_moor Nicht wahr? das ist tolles Gezeuge? – Da trat hervor Einer, anzusehen wie die\n Sternennacht, der hatte in seiner Hand einen eisernen Siegelring, den hielt er\n zwischen Aufgang und Niedergang und sprach: Ewig, heilig, gerecht, unverfälschbar! Es\n ist nur eine Wahrheit, es ist nur eine Tugend! Wehe, wehe,\n wehe dem zweifelnden Wurme! – da trat hervor ein Zweiter, der hatte in seiner Hand\n einen blitzenden Spiegel, den hielt er zwischen Aufgang und Niedergang und sprach:\n Dieser Spiegel ist Wahrheit; Heuchelei und Larven bestehen nicht – da erschrak ich und\n alles Volk, denn wir sahen Schlangen- und Tiger- und Leopardengesichter zurückgeworfen\n aus dem entsetzlichen Spiegel. – Da trat hervor ein Dritter, der hatte in seiner Hand\n eine eherne Waage, die hielt er zwischen Aufgang und Niedergang und sprach: tretet\n herzu, ihr Kinder von Adam – ich wäge die Gedanken in der Schale meines Zornes! und\n die Werke mit dem Gewicht meines Grimms! –
## 901 #daniel Gott erbarme sich meiner!
## 902 #franz_von_moor Schneebleich stunden alle, ängstlich klopfte die Erwartung in jeglicher Brust. Da war\n mirs, als hört ich meinen Namen zuerst genannt aus den Wettern des Berges, und mein\n innerstes Mark gefror in mir, und meine Zähne klapperten laut. Schnell begonn die\n Waage zu klingen, zu donnern der Fels, und die Stunden zogen vorüber, eine nach der\n andern an der links hangenden Schale, und eine nach der andern warf eine\n Todsünde hinein –
## 903 #daniel O Gott vergeb Euch!
## 904 #franz_von_moor Das tat er nicht! – die Schale wuchs zu einem Gebirge, aber die andere, voll vom Blut\n der Versöhnung hielt sie noch immer hoch in den Lüften – zuletzt kam ein alter Mann,\n schwer gebeuget von Gram, angebissen den Arm von wütendem Hunger, aller Augen wandten\n sich scheu vor dem Mann, ich kannte den Mann, er schnitt eine Locke von\n seinem silbernen Haupthaar, warf sie hinein in die Schale der Sünden, und siehe, sie\n sank, sank plötzlich zum Abgrund, und die Schale der Versöhnung flatterte hoch auf! –\n Da hört ich eine Stimme schallen aus dem Rauche des Felsen: Gnade, Gnade jedem Sünder\n der Erde und des Abgrunds! du allein bist verworfen! – \n Nun, warum lachst du nicht?
## 905 #daniel Kann ich lachen, wenn mir die Haut schaudert? Träume kommen von Gott.
## 906 #franz_von_moor Pfui doch, pfui doch! sage das nicht! Heiß mich einen Narren, einen aberwitzigen,\n abgeschmackten Narren! Tu das, lieber Daniel, ich bitte dich drum, spotte mich tüchtig\n aus!
## 907 #daniel Träume kommen von Gott. Ich will für Euch beten.
## 908 #franz_von_moor Du lügst, sag ich – geh den Augenblick, lauf, spring, sieh, wo der Pastor bleibt,\n heiß ihn eilen, eilen, aber ich sage dir, du lügst.
## 909 #daniel Gott sei Euch gnädig!
## 910 #franz_von_moor Pöbelweisheit, Pöbelfurcht! – Es ist ja noch nicht ausgemacht, ob das Vergangene\n nicht vergangen ist, oder ein Auge findet über den Sternen – hum, hum! wer raunte mir\n das ein? Rächet denn droben über den Sternen einer? – Nein, nein! – Ja, ja!\n Fürchterlich zischelts um mich: Richtet droben einer über den Sternen! Entgegengehen\n dem Rächer über den Sternen diese Nacht noch! Nein! sag ich – Elender Schlupfwinkel,\n hinter den sich deine Feigheit verstecken will – öd, einsam, taub ists droben über den\n Sternen – wenns aber doch etwas mehr wäre? Nein, nein, es ist nicht! Ich befehle, es\n ist nicht! Wenns aber doch wäre? Weh dir, wenns nachgezählt worden wäre! wenns dir\n vorgezählt würde diese Nacht noch! – Warum schaudert mirs so durch die Knochen?\n Sterben! warum packt mich das Wort so? Rechenschaft geben dem Rächer\n droben über den Sternen – und wenn er gerecht ist, Waisen und Witwen, Unterdrückte,\n Geplagte heulen zu ihm auf, und wenn er gerecht ist? – warum haben sie gelitten, warum\n hast du über sie triumphieret? –
## 911 #moser Ihr ließt mich holen, gnädiger Herr. Ich erstaune. Das erste Mal in\n meinem Leben! Habt Ihr im Sinn, über die Religion zu spotten, oder fangt Ihr an, vor\n ihr zu zittern?
## 912 #franz_von_moor Spotten oder zittern, je nachdem du mir antwortest. – Höre, Moser, ich will dir\n zeigen, daß du ein Narr bist, oder die Welt fürn Narren halten willst, und du sollst\n mir antworten. Hörst du? Auf dein Leben sollst du mir antworten.
## 913 #moser Ihr fordert einen Höheren vor Euren Richterstuhl. Der Höhere wird Euch dermaleins\n antworten.
## 914 #franz_von_moor Itzt will ichs wissen, itzt, diesen Augenblick, damit ich nicht die schändliche\n Torheit begehe, und im Drange der Not den Götzen des Pöbels anrufe, ich habs dir oft\n mit Hohnlachen beim Burgunder zugesoffen: Es ist kein Gott! – Itzt red ich im Ernste\n mit dir, ich sage dir: es ist keiner! Du sollst mich mit allen Waffen widerlegen, die\n du in deiner Gewalt hast, aber ich blase sie weg mit dem Hauch meines Mundes.
## 915 #moser Wenn du auch eben so leicht den Donner wegblasen könntest, der mit zehntausendfachem\n Zentnergewicht auf deine stolze Seele fallen wird! dieser allwissende Gott, den du Tor\n und Bösewicht mitten aus seiner Schöpfung zernichtest, braucht sich nicht durch den\n Mund des Staubes zu rechtfertigen. Er ist ebenso groß in deinen Tyranneien, als irgend\n in einem Lächeln der siegenden Tugend.
## 916 #franz_von_moor Ungemein gut, Pfaffe! So gefällst du mir.
## 917 #moser Ich stehe hier in den Angelegenheiten eines größeren Herrn, und rede mit einem, der\n Wurm ist wie ich, dem ich nicht gefallen will. Freilich müßt ich Wunder tun können,\n wenn ich deiner halsstarrigen Bosheit das Geständnis abzwingen könnte, – aber wenn\n deine Überzeugung so fest ist? warum ließest du mich rufen, sage mir doch, warum\n ließest du mich in der Mitternacht rufen?
## 918 #franz_von_moor Weil ich Langeweile hab, und eben am Schachbrett keinen Geschmack finde. Ich will mir\n einen Spaß machen, mich mit Pfaffen herumzubeißen. Mit dem leeren Schrecken wirst du\n meinen Mut nicht entmannen. Ich weiß wohl, daß derjenige auf Ewigkeit hofft, der hier\n zu kurz gekommen ist: aber er wird garstig betrogen. Ich habs immer gelesen, daß unser\n Wesen nichts ist als Sprung des Geblüts, und mit dem letzten Blutstropfen zerrinnt\n auch Geist und Gedanke. Er macht alle Schwachheiten des Körpers mit,\n wird er nicht auch aufhören bei seiner Zerstörung? nicht bei seiner Fäulung\n verdampfen? Laß einen Wassertropfen in deinem Gehirne verirren, und dein Leben macht\n eine plötzliche Pause, die zunächst an das Nichtsein grenzt, und ihre Fortdauer ist\n der Tod. Empfindung ist Schwingung einiger Saiten, und das zerschlagene Klavier tönet\n nicht mehr. Wenn ich meine sieben Schlösser schleifen lasse, wenn ich diese Venus\n zerschlage, so ists Symmetrie und Schönheit gewesen. Siehe da! das ist eure\n unsterbliche Seele!
## 919 #moser Das ist die Philosophie Eurer Verzweiflung. Aber Euer eigenes Herz, das bei diesen\n Beweisen ängstlich bebend wider Eure Rippen schlägt, straft Euch Lügen. Diese\n Spinnweben von Systemen zerreißt das einzige Wort: Du mußt sterben! – ich fordere Euch\n auf, das soll die Probe sein, wenn Ihr im Tode annoch feste steht, wenn Euch Eure\n Grundsätze auch da nicht im Stiche lassen, so sollt Ihr gewonnen haben; wenn Euch im\n Tode nur der mindeste Schauer anwandelt, weh Euch dann! Ihr habt Euch betrogen.
## 920 #franz_von_moor Wenn mich im Tode ein Schauer anwandelt?
## 921 #moser Ich habe wohl mehr solche Elende gesehen, die bis hieher der Wahrheit Riesentrotz\n boten, aber im Tode selbst flattert die Täuschung dahin. Ich will an Eurem Bette\n stehn, wenn Ihr sterbet – ich möchte so gar gern einen Tyrannen sehen dahinfahren –\n ich will dabeistehn und Euch starr ins Auge fassen, wenn der Arzt Eure kalte, nasse\n Hand ergreift und den verloren schleichenden Puls kaum mehr finden kann, und\n aufschaut, und mit jenem schröcklichen Achselzucken zu Euch spricht: menschliche Hilfe\n ist umsonst! Hütet Euch dann, o hütet Euch ja, daß Ihr da nicht ausseht wie Richard\n und Nero!
## 922 #franz_von_moor Nein, nein!
## 923 #moser Auch dieses Nein wird dann zu einem heulenden Ja – ein innerer Tribunal, den Ihr\n nimmermehr durch skeptische Grübeleien bestechen könnt, wird itzo erwachen, und\n Gericht über Euch halten. Aber es wird ein Erwachen sein, wie des lebendig Begrabenen\n im Bauche des Kirchhofs, es wird ein Unwille sein wie des Selbstmörders, wenn er den\n tödlichen Streich schon getan hat und bereut, es wird ein Blitz sein, der die\n Mitternacht Eures Lebens zumal überflammt, es wird ein\n Blick sein, und wenn Ihr da noch feste steht, so sollt Ihr gewonnen haben!
## 924 #franz_von_moor Pfaffengewäsche, Pfaffengewäsche!
## 925 #moser Itzt zum ersten Mal werden die Schwerter einer Ewigkeit durch Eure Seele schneiden,\n und itzt zum ersten Mal zu spät. – Der Gedanke Gott weckt einen\n fürchterlichen Nachbar auf, sein Name heißt Richter. Sehet, Moor, Ihr\n habt das Leben von Tausenden an der Spitze Eures Fingers, und von diesen Tausenden\n habt Ihr neunhundertneunundneunzig elend gemacht. Euch fehlt zu einem Nero nur das\n Römische Reich und nur Peru zu einem Pizarro. Nun, glaubt Ihr wohl, Gott werde es\n zugeben, daß ein einziger Mensch in seiner Welt wie ein Wütrich hause, und das Oberste\n zu unterst kehre? Glaubt Ihr wohl, diese neunhundertundneunundneunzig seien nur zum\n Verderben, nur zu Puppen Eures satanischen Spieles da? Oh glaubt das nicht! Er wird\n jede Minute, die Ihr ihnen getötet, jede Freude, die Ihr ihnen vergiftet, jede\n Vollkommenheit, die Ihr ihnen versperret habt, von Euch fodern dereinst, und wenn Ihr\n darauf antwortet, Moor, so sollt Ihr gewonnen haben.
## 926 #franz_von_moor Nichts mehr, kein Wort mehr! Willst du, daß ich deinen schwarzlebrigen Grillen zu\n Gebot steh?
## 927 #moser Sehet zu, das Schicksal der Menschen stehet unter sich in fürchterlich schönem\n Gleichgewicht. Die Waagschale dieses Lebens sinkend wird hochsteigen in jenem,\n steigend in diesem wird in jenem zu Boden fallen. Aber was hier zeitliches Leiden war,\n wird dort ewiger Triumph, was hier endlicher Triumph war, wird dort ewige unendliche\n Verzweiflung.
## 928 #franz_von_moor Daß dich der Donner stumm mache, Lügengeist du! Ich will dir die verfluchte Zunge aus\n dem Munde reißen!
## 929 #moser Fühlt Ihr die Last der Wahrheit so früh? Ich habe ja noch nichts von Beweisen gesagt.\n Laßt mich nur erst zu den Beweisen –
## 930 #franz_von_moor Schweig, geh in die Hölle mit deinen Beweisen! zernichtet wird die Seele, sag ich\n dir, und sollst mir nicht darauf antworten!
## 931 #moser Darum winseln auch die Geister des Abgrunds, aber der im Himmel schüttelt das Haupt.\n Meint Ihr, dem Arm des Vergelters im öden Reich des Nichts zu entlaufen?\n und führet Ihr gen Himmel, so ist er da! und bettetet Ihr Euch in der Hölle, so ist er\n wieder da! und sprächet Ihr zu der Nacht: verhülle mich! und zu der Finsternis: birg\n mich!, so muß die Finsternis leuchten um Euch, und um den Verdammten die Mitternacht\n tagen – aber Euer unsterblicher Geist sträubt sich unter dem Wort, und siegt über den\n blinden Gedanken.
## 932 #franz_von_moor Ich will aber nicht unsterblich sein – sei es, wer da will, ich wills nicht hindern.\n Ich will ihn zwingen, daß er mich zernichte, ich will ihn zur Wut reizen, daß er mich\n in der Wut zernichte. Sag mir, was ist die größte Sünde, und die ihn am grimmigsten\n auf bringt?
## 933 #moser Ich kenne nur zwo. Aber sie werden nicht von Menschen begangen, auch\n ahnden sie Menschen nicht.
## 934 #franz_von_moor Diese zwo! –
## 935 #moser Vatermord heißt die eine, Brudermord die andere – Was macht\n Euch auf einmal so bleich?
## 936 #franz_von_moor Was, Alter? Stehst du mit dem Himmel oder mit der Hölle im Bündnis? Wer hat dir das\n gesagt?
## 937 #moser Wehe dem, der sie beide auf dem Herzen hat! Ihm wäre besser, daß er nie geboren wäre!\n Aber seid ruhig, Ihr habt weder Vater noch Bruder mehr!
## 938 #franz_von_moor Ha! – was, du kennst keine drüber? Besinne dich nochmals – Tod, Himmel,\n Ewigkeit, Verdammnis schwebt auf dem Laut deines Mundes – keine einzige drüber?
## 939 #moser Keine einzige drüber.
## 940 #franz_von_moor Zernichtung! Zernichtung!
## 941 #moser Freut Euch, freut Euch doch! preist Euch doch glücklich! – Bei allen Euren Greueln\n seid Ihr noch ein Heiliger gegen den Vatermörder. Der Fluch, der Euch trifft, ist\n gegen den, der auf diesen lauert, ein Gesang der Liebe – die Vergeltung –
## 942 #franz_von_moor Geh in tausend Grüfte, du Eule! wer hieß dich hieher kommen? Geh, sag ich, oder ich\n stoß dich durch und durch!
## 943 #moser Kann das Pfaffengewäsche so einen Philosophen in Harnisch jagen? Blast es doch weg\n mit dem Hauch Eures Mundes! \n
## 944 #franz_von_moor
## 945 #bedienter_5-1b Amalia ist entsprungen, der Graf ist plötzlich verschwunden.
## 946 #daniel Gnädiger Herr, jagt ein Trupp feuriger Reuter die Staig herab, schreien Mordjo,\n Mordjo! – das ganze Dorf in Alarm.
## 947 #franz_von_moor Geh, laß alle Glocken zusammen läuten, alles soll in die Kirche – auf die Knie fallen\n alles – beten für mich – alle Gefangne sollen los sein und ledig, ich will den Armen\n alles doppelt und dreifach wiedergeben, ich will – so geh doch – so ruf doch den\n Beichtvater, daß er mir meine Sünden hinwegsegne – bist du noch nicht fort? \n
## 948 #daniel Gott verzeih mir meine schwere Sünde! Wie soll ich das wieder reimen? Ihr habt ja\n immer das liebe Gebet über alle Häuser hinausgeworfen, habt mir so manche Postill und\n Bibelbuch an den Kopf gejagt, wenn Ihr mich ob dem Beten ertapptet –
## 949 #franz_von_moor Nichts mehr davon – Sterben! siehst du? Sterben? – Es wird\n zu spät. Bete doch! bete!
## 950 #daniel Ich sagts Euch immer – Ihr verachtet das liebe Gebet so – aber gebt acht, gebt acht!\n wenn die Not an Mann geht, wenn Euch das Wasser an die Seele geht, Ihr werdet alle\n Schätze der Welt um ein christliches Seufzerlein geben – Seht Ihrs? Ihr verschimpftet\n mich! Da habt Ihrs nun! Seht Ihrs?
## 951 #franz_von_moor Verzeih, lieber, goldner Perlendaniel, verzeih – ich will dich kleiden von Fuß auf –\n so bet doch – ich will dich zum Hochzeiter machen – ich will – so bet doch – ich\n beschwöre dich – auf den Knien beschwör ich dich – ins T-ls Namen! so bet doch!\n \n
## 952 #schweizer Stürmt! Schlagt tot! Brecht ein! Ich sehe Licht! dort muß er sein.
## 953 #franz_von_moor Höre mich beten, Gott im Himmel! – Es ist das erste Mal – soll auch gewiß nimmer\n geschehen – erhöre mich, Gott im Himmel!
## 954 #daniel Mein doch! Was treibt Ihr? Das ist ja gottlos gebetet.
## 955 #volk Diebe! Mörder! wer lärmt so gräßlich in dieser Mitternachtsstunde?
## 956 #schweizer Schlag sie zurück, Kamerad – der Teufel ists und will euren Herrn holen – wo ist der\n Schwarz mit seinen Haufen? – Postier dich ums Schloß, Grimm – Lauf Sturm wider die\n Ringmauer!
## 957 #grimm Holt ihr Feuerbrände – wir hinauf oder er herunter – Ich will Feuer in seine Säle\n schmeißen.
## 958 #franz_von_moor Ich bin kein gemeiner Mörder gewesen, mein Herrgott – hab mich nie mit Kleinigkeiten\n abgegeben, mein Herrgott –
## 959 #daniel Gott sei uns gnädig! Auch seine Gebete werden zu Sünden. \n
## 960 #franz_von_moor Ich kann nicht beten – hier hier! alles\n so öd – so verdorret. Nein ich will auch nicht beten –\n diesen Sieg soll der Himmel nicht haben, diesen Spott mir nicht antun die Hölle –
## 961 #daniel Jesus Maria! Helft – rettet – das ganze Schloß steht in Flammen!
## 962 #franz_von_moor Hier nimm diesen Degen. Hurtig. Jag mir ihn hinterrücks in den Bauch, daß nicht diese\n Buben kommen und treiben ihren Spott aus mir. \n
## 963 #daniel Bewahre! Bewahre! Ich mag niemand zu früh in den Himmel fördern, viel weniger zu früh\n – \n
## 964 #franz_von_moor In die Hölle, wolltest du sagen? – Wirklich! ich wittere so etwas –\n Sind das ihr hellen Triller? Hör ich euch zischen, ihr\n Nattern des Abgrunds? – Sie dringen herauf – belagern die Türe – warum zag ich so vor\n dieser bohrenden Spitze? – Die Türe kracht – stürzt – unentrinnbar! – Ha! so erbarm du\n dich meiner! \n
## 965 #schweizer Mordkanaille, wo bist du? – Saht ihr, wie sie flohen? – hat er so wenig Freunde? –\n Wohin hat sich die Bestie verkrochen?
## 966 #grimm Halt, was liegt hier im Weg? Zündet hieher –
## 967 #schwarz Er hat das Prävenire gespielt. Steckt eure Schwerter ein, hier liegt er wie eine\n Katze verreckt.
## 968 #schweizer Tot! was? tot? ohne mich tot – Erlogen, sag ich. Gebt acht, wie hurtig er auf die\n Beine springt! – Heh du! Es gibt einen Vater zu\n ermorden.
## 969 #grimm Gib dir keine Müh. Er ist maustot.
## 970 #schweizer Ja! Er freut sich nicht – Er ist maustot – Gehet zurück und saget meinem Hauptmann:\n Er ist maustot – mich sieht er nicht wieder. \n
## 971 #karl_von_moor Er kommt noch nicht? \n
## 972 #der_alte_moor Verzeihung sei seine Strafe – mein Rache verdoppelte Liebe.
## 973 #karl_von_moor Nein, bei meiner grimmigen Seele. Das soll nicht sein. Ich wills nicht haben. Die\n große Schandtat soll er mit sich in die Ewigkeit hinüberschleppen! – Wofür hab ich ihn\n dann umgebracht?
## 974 #der_alte_moor O mein Kind!
## 975 #karl_von_moor Was? – Du weinst um ihn – an diesem Turme?
## 976 #der_alte_moor Erbarmung! o Erbarmung! Itzt – itzt wird\n mein Kind gerichtet!
## 977 #karl_von_moor Welches?
## 978 #der_alte_moor Ha! was ist das für eine Frage?
## 979 #karl_von_moor Nichts! Nichts!
## 980 #der_alte_moor Bist du kommen, Hohngelächter anzustimmen über meinem Jammer?
## 981 #karl_von_moor Verrätrisches Gewissen! – Merket nicht auf meine Rede.
## 982 #der_alte_moor Ja ich hab einen Sohn gequält, und ein Sohn mußte mich wieder quälen, das ist Gottes\n Finger – o mein Karl! mein Karl! wenn du um mich schwebst im Gewand des Friedens.\n Vergib mir. Oh vergib mir!
## 983 #karl_von_moor Er vergibt Euch. Wenn ers wert ist, Euer Sohn zu heißen –\n Er muß Euch vergeben.
## 984 #der_alte_moor Ha! Er war zu herrlich für mich – Aber ich will ihm entgegen mit meinen Tränen,\n meinen schlaflosen Nächten, meinen quälenden Träumen, seine Knie will ich umfassen –\n rufen – laut rufen: Ich hab gesündigt im Himmel und vor dir. Ich bin nicht wert, daß\n du mich Vater nennst.
## 985 #karl_von_moor Er war Euch lieb Euer andrer Sohn?
## 986 #der_alte_moor Du weißt es, o Himmel. Warum ließ ich mich doch durch die Ränke eines bösen Sohnes\n betören? Ein gepriesener Vater ging ich einher unter den Vätern der Menschen. Schön um\n mich blühten meine Kinder voll Hoffnung. Aber – o der unglückseligen Stunde! – der\n böse Geist fuhr in das Herz meines zweiten, ich traute der Schlange – verloren meine\n Kinder beide. \n
## 987 #karl_von_moor Ewig verloren!
## 988 #der_alte_moor Oh ich fühl es tief, was mir Amalia sagte, der Geist der Rache sprach aus ihrem\n Munde: Vergebens ausstrecken deine sterbenden Hände wirst du nach einem Sohn,\n vergebens wähnen zu umfassen die warme Hand deines Karls, der nimmermehr an deinem\n Bette steht –
## 989 #der_alte_moor Wärst du meines Karls Hand! – Aber er liegt fern im engen Hause, schläft schon den\n eisernen Schlaf, höret nimmer die Stimme meines Jammers – weh mir! Sterben in den\n Armen eines Fremdlings – Kein Sohn mehr – kein Sohn mehr, der mir die Augen zudrücken\n könnte –
## 990 #karl_von_moor Itzt muß es sein – itzt verlaßt mich ! Und doch – Kann\n ich ihm denn seinen Sohn wieder schenken? – Ich kann ihm seinen Sohn doch nicht mehr\n schenken – Nein! Ich wills nicht tun.
## 991 #der_alte_moor Wie Freund? Was hast du da gemurmelt?
## 992 #karl_von_moor Dein Sohn – Ja alter Mann – Dein Sohn – ist – ewig\n verloren.
## 993 #der_alte_moor Ewig?
## 994 #karl_von_moor O nur diesmal – Laß meine Seele nicht matt werden – nur diesmal halte mich\n aufrecht.
## 995 #der_alte_moor Ewig, sagst du?
## 996 #karl_von_moor Frage nichts weiter. Ewig, sagt ich.
## 997 #der_alte_moor Fremdling! Fremdling! Warum zogst du mich aus dem Turme?
## 998 #karl_von_moor Und wie? – Wenn ich jetzt seinen Segen weghaschte – haschte wie ein Dieb, und mich\n davon schlich mit der göttlichen Beute – Vatersegen, sagt man, geht niemals\n verloren.
## 999 #der_alte_moor Auch mein Franz verloren? –
## 1000 #karl_von_moor Ich zerbrach die Riegel deines Turms – Gib mir deinen Segen!
## 1001 #der_alte_moor Daß du den Sohn vertilgen mußtest, Retter des Vaters! – Siehe die Gottheit ermüdet\n nicht im Erbarmen, und wir armseligen Würmer gehen schlafen mit unserm Groll.\n Sei so glücklich, als du dich\n erbarmest!
## 1002 #karl_von_moor O – wo ist meine Mannheit? Meine Sehnen werden schlapp, der Dolch sinkt aus meinen\n Händen.
## 1003 #der_alte_moor Wie köstlich ists, wenn Brüder einträchtig beisammen wohnen, wie der Tau, der vom\n Hermon fällt auf die Berge Zion – Lern diese Wollust verdienen, junger Mann, und die\n Engel des Himmels werden sich sonnen in deiner Glorie. Deine Weisheit sei die Weisheit\n der grauen Haare, aber dein Herz – dein Herz sei das Herz der unschuldigen\n Kindheit.
## 1004 #karl_von_moor O einen Vorschmack dieser Wollust. Küsse mich, göttlicher Greis!
## 1005 #der_alte_moor Denk es sei Vaterskuß, so will ich denken, ich küsse meinen Sohn – Du kannst auch\n weinen?
## 1006 #karl_von_moor Ich dacht, es sei Vaterskuß! – Weh mir, wenn sie ihn jetzt brächten!
## 1007 #karl_von_moor Himmel! \n
## 1008 #grimm Mein Hauptmann. \n
## 1009 #schwarz Teurer Hauptmann \n
## 1010 #grimm Wir sind unschuldig, mein Hauptmann.
## 1011 #karl_von_moor Wer seid ihr?
## 1012 #grimm Du blickst uns nicht an. Deine Getreuen.
## 1013 #karl_von_moor Weh euch, wenn ihr mir getreu wart!
## 1014 #grimm Das letzte Lebewohl von deinem Knecht Schweizer – er kehrt nie wieder dein Knecht\n Schweizer.
## 1015 #karl_von_moor So habt ihr ihn nicht gefunden?
## 1016 #schwarz Tot gefunden.
## 1017 #karl_von_moor Habe Dank, Lenker der Dinge – Umarmet mich, meine Kinder – Erbarmung sei von nun an\n die Losung – Nun wär auch das überstanden – Alles überstanden.
## 1018 #die_raeuber Heisa, heisa! Ein Fang, ein superber Fang!
## 1019 #amalia Die Toten, schreien sie, seien erstanden auf seine Stimme – mein Oheim lebendig – in\n diesem Wald – wo ist er? Karl! Oheim! – Ha! \n
## 1020 #der_alte_moor Amalia! Meine Tochter! Amalia! \n
## 1021 #karl_von_moor Wer bringt dies Bild vor meine Augen?
## 1022 #amalia Ich hab ihn, o ihr Sterne! Ich hab ihn! –
## 1023 #karl_von_moor Brecht auf, ihr! Der Erzfeind hat mich verraten!
## 1024 #amalia Bräutigam, Bräutigam, du rasest! Ha! Vor Entzückung! Warum bin ich auch so fühllos,\n mitten im Wonnewirbel so kalt?
## 1025 #der_alte_moor Bräutigam? Tochter! Tochter! Ein Bräutigam?
## 1026 #amalia Ewig sein! Ewig, ewig, ewig mein! – Oh ihr Mächte des Himmels! Entlastet mich dieser\n tödlichen Wollust, daß ich nicht unter der Bürde vergehe!
## 1027 #karl_von_moor Reißt sie von meinem Halse! Tötet sie! Tötet ihn! mich! euch! alles! Die ganze Welt\n geh zugrunde! \n
## 1028 #amalia Wohin? Was? Liebe Ewigkeit! Wonn Unendlichkeit, und du fliehst?
## 1029 #karl_von_moor Weg, weg! – Unglückseligste der Bräute! – Schau selbst, frage selbst, höre! –\n Unglückseligster der Väter! Laß mich immer ewig davon rennen!
## 1030 #amalia Haltet mich! Um Gottes willen, haltet mich! – Es wird mir so Nacht vor den Augen – Er\n flieht!
## 1031 #karl_von_moor Zu spät! Vergebens! Dein Fluch, Vater, – frage mich nichts mehr! – ich bin, ich habe\n – dein Fluch – dein vermeinter Fluch! – Wer hat mich hergelockt? Wer von euch hat mich hiehergelockt, ihr\n Kreaturen des Abgrunds? – So vergeh dann, Amalia! – Stirb Vater! Stirb durch mich zum\n dritten Mal! – Diese deine Retter sind Räuber und Mörder! Dein Karl ist ihr\n Hauptmann!
## 1032 #karl_von_moor Die Seelen derer, die ich erdrosselte im Taumel der Liebe – derer, die ich\n zerschmetterte im heiligen Schlaf, derer – hahaha! hört ihr den Pulverturm knallen\n über der Kreißenden Stühlen? Seht ihr die Flammen schlagen an den Wiegen der\n Säuglinge? das ist Brautfackel, das ist Hochzeitmusik – oh, er vergißt nicht, er weiß\n zu knüpfen – darum von mir die Wonne der Liebe! darum mir zur Folter die Liebe! Das\n ist Vergeltung!
## 1033 #amalia Es ist wahr! Herrscher im Himmel! Es ist wahr. – Was hab ich getan, ich unschuldiges\n Lamm? Ich hab diesen geliebt!
## 1034 #karl_von_moor Das ist mehr, als ein Mann erduldet. Hab ich doch den Tod aus mehr denn tausend\n Röhren auf mich zupfeifen gehört, und bin ihm keinen Fuß breit gewichen, soll ich itzt\n erst lernen beben wie ein Weib? beben vor einem Weib? – Nein, ein Weib erschüttert\n meine Mannheit nicht – Blut, Blut! Es ist nur ein Anstoß vom Weibe –\n Blut muß ich saufen, es wird vorübergehen. \n
## 1035 #amalia Mörder! Teufel! Ich kann dich Engel nicht lassen.
## 1036 #karl_von_moor Fort, falsche Schlange, du willst einen Rasenden höhnen, aber ich poche dem Tyrannen\n Verhängnis – was, du weinest? Oh ihr losen boshaften Gestirne! Sie tut, als ob sie\n weine, als ob um mich eine Seele weine! \n Ha was ist das? Sie speit mich nicht an, stößt mich nicht von sich – Amalia! Hast du\n vergessen? weißt du auch, wen du umarmest, Amalia?
## 1037 #amalia Einziger, Unzertrennlicher!
## 1038 #karl_von_moor Sie vergibt mir, sie liebt mich! Rein bin ich wie der Äther des Himmels, sie liebt\n mich. Weinenden Dank dir, Erbarmer im Himmel! Der Friede meiner Seele ist wiedergekommen, die Qual hat ausgetobt,\n die Hölle ist nicht mehr – Sieh, o sieh, die Kinder des Lichts weinen am Hals der\n weinenden Teufel So weinet doch auch!\n weinet, weinet, ihr seid ja so glücklich – O Amalia! Amalia! Amalia! \n
## 1039 #ein_raeuber Halt ein, Verräter! – Gleich laß diesen Arm fahren – oder ich will dir ein Wort\n sagen, daß dir die Ohren gellen, und deine Zähne vor Entsetzen klappern!\n \n
## 1040 #ein_alter_raeuber Denk an die böhmischen Wälder! Hörst du? zagst du? – an die böhmischen Wälder sollst\n du denken! Treuloser, wo sind deine Schwüre? Vergißt man Wunden so bald? da wir Glück,\n Ehre und Leben in die Schanze schlugen für dich? Da wir dir standen wie Mauren,\n auffingen wie Schilder die Hiebe, die deinem Leben galten, – hubst du da nicht deine\n Hand zum eisernen Eid auf, schwurest, uns nie zu verlassen, wie wir dich\n nicht verlassen haben? – Ehrloser! Treuvergessener! Und du willst abfallen, wenn eine\n Metze greint?
## 1041 #ein_dritter_raeuber Pfui, über den Meineid! Der Geist des geopferten Rollers, den du zum\n Zeugen aus dem Totenreich zwangest, wird erröten über deine Feigheit,\n und gewaffnet aus seinem Grabe steigen, dich zu züchtigen.
## 1042 #die_raeuber Schau her, schau! Kennst du diese Narben? du bist unser! Mit unserem Herzblut haben\n wir dich zum Leibeigenen angekauft, unser bist du, und wenn der Erzengel Michael mit\n dem Moloch ins Handgemeng kommen sollte! – Marsch mit uns, Opfer um Opfer!\n Amalia für die Bande!\n
## 1043 #karl_von_moor Es ist aus! – Ich wollte umkehren und zu meinem Vater gehn, aber der im Himmel\n sprach, es soll nicht sein. Blöder Tor ich, warum wollt ich es\n auch? Kann denn ein großer Sünder noch umkehren? Ein großer Sünder kann nimmermehr\n umkehren, das hätt ich längst wissen können. Sei ruhig, ich bitte dich, sei ruhig! So\n ists ja auch recht – Ich habe nicht gewollt, da er mich suchte, itzt, da ich ihn\n suche, will er nicht, was ist billiger? – Rolle doch deine Augen nicht so\n – er bedarf ja meiner nicht. Hat er nicht Geschöpfe die Fülle? Einen kann er so leicht\n missen, und dieser eine bin nun ich. – Kommt, Kameraden!
## 1044 #amalia Halt, halt! Einen Stoß! Einen Todesstoß! Neu verlassen! Zeuch dein Schwert, und\n erbarme dich!
## 1045 #karl_von_moor Das Erbarmen ist zu den Bären geflohen – ich töte dich nicht!
## 1046 #amalia Oh um Gottes willen, um aller Erbarmungen willen! Ich will ja nicht Liebe mehr, weiß\n ja wohl, daß droben unsere Sterne feindlich voneinander fliehen, – Tod ist meine Bitte\n nur. – Verlassen, verlassen! Nimm es ganz in seiner entsetzlichen Fülle, verlassen!\n Ich kanns nicht überdulden. Du siehst ja, das kann kein Weib überdulden. Tod ist meine\n Bitte nur! Sieh, meine Hand zittert! Ich habe das Herz nicht zu stoßen. Mir bangt vor\n der blitzenden Schneide – dir ists ja so leicht, so leicht, bist ja Meister im Morden,\n zeuch dein Schwert, und ich bin glücklich!
## 1047 #karl_von_moor Willst du allein glücklich sein? Fort, ich töte kein Weib!
## 1048 #amalia Ha Würger! du kannst nur die Glücklichen töten, die Lebenssatten gehst du vorüber.\n So erbarmet euch meiner, ihr Schüler des\n Henkers! – Es ist ein so blutdürstiges Mitleid in euren Blicken, das dem\n Elenden Trost ist – euer Meister ist ein eitler feigherziger Prahler.
## 1049 #karl_von_moor Weib, was sagst du? \n
## 1050 #amalia Kein Freund? auch unter diesen nicht ein Freund? Nun\n denn, so lehre mich Dido sterben! \n
## 1051 #karl_von_moor Halt! Wag es – Moors Geliebte soll nur durch Moor sterben! \n
## 1052 #die_raeuber Hauptmann! Hauptmann! Was machst du? bist du wahnsinnig worden?
## 1053 #karl_von_moor Sie ist getroffen! Dies Zucken noch, und dann wirds vorbei sein – Nun, seht doch!\n Habt ihr noch was zu fordern? Ihr opfertet mir ein Leben auf, ein Leben, das schon\n nicht mehr euer war, ein Leben voll Abscheulichkeit und Schande – ich hab euch einen\n Engel geschlachtet. Wie, seht doch recht her! Seid ihr nunmehr zufrieden?
## 1054 #grimm Du hast deine Schuld mit Wucher bezahlt. Du hast getan, was kein Mann würde für seine\n Ehre tun. Komm itzt weiter!
## 1055 #karl_von_moor Sagst du das? Nicht wahr, das Leben einer Heiligen um das Leben der Schelmen, es ist\n ungleicher Tausch? – O ich sage euch, wenn jeder unter euch aufs Blutgerüste ging, und\n sich ein Stück Fleisch nach dem andern mit glühender Zange abzwicken ließ, daß die\n Marter eilf Sommertäge dauerte, es wiege diese Tränen nicht auf. Die Narben, die böhmischen Wälder! Ja, ja! dies mußte freilich\n bezahlt werden.
## 1056 #schwarz Sei ruhig, Hauptmann! Komm mit uns, der Anblick ist nicht für dich. Führe uns\n weiter.
## 1057 #karl_von_moor Halt – noch ein Wort, eh wir weiter gehn – Merket auf, ihr schadenfrohe Schergen\n meines barbarischen Winks – Ich höre von diesem Nun an auf, euer Hauptmann zu sein.\n Mit Scham und Grauen leg ich hier diesen blutigen Stab nieder, worunter zu freveln ihr\n euch berechtiget wähntet, und mit Werken der Finsternis dies himmlische Licht zu\n besudeln – Gehet hin zur Rechten und Linken – Wir wollen ewig niemals gemeine Sache\n machen.
## 1058 #die_raeuber Ha Mutloser! Wo sind deine hochfliegende Plane? Sinds Seifenblasen gewesen, die beim\n Hauch eines Weibes zerplatzen?
## 1059 #karl_von_moor O über mich Narren, der ich wähnete die Welt durch Greuel zu verschönern, und die\n Gesetze durch Gesetzlosigkeit aufrecht zu halten. Ich nannte es Rache und Recht – Ich\n maßte mich an, o Vorsicht, die Scharten deines Schwerts auszuwetzen und deine\n Parteilichkeiten gutzumachen – aber – O eitle Kinderei – da steh ich am Rand eines\n entsetzlichen Lebens, und erfahre nun mit Zähnklappern und Heulen, daß zwei\n Menschen wie ich den ganzen Bau der sittlichen Welt zugrund richten würden.\n Gnade – Gnade dem Knaben, der Dir vorgreifen wollte – Dein eigen allein\n ist die Rache. Du bedarfst nicht des Menschen Hand. Freilich stehts nun in meiner\n Macht nicht mehr, die Vergangenheit einzuholen – schon bleibt verdorben, was verdorben\n ist – was ich gestürzt habe, steht ewig niemals mehr auf – Aber noch blieb mir etwas\n übrig, womit ich die beleidigte Gesetze versöhnen, und die mißhandelte Ordnung\n wiederum heilen kann. Sie bedarf eines Opfers – eines Opfers, das ihre unverletzbare\n Majestät vor der ganzen Menschheit entfaltet – dieses Opfer bin ich selbst. Ich selbst\n muß für sie des Todes sterben.
## 1060 #die_raeuber Nimmt ihm den Degen weg – Er will sich umbringen.
## 1061 #karl_von_moor Toren ihr! Zu ewiger Blindheit verdammt! Meinet ihr wohl gar, eine Todsünde werde das\n Äquivalent gegen Todsünden sein, meinet ihr, die Harmonie der Welt werde durch diesen\n gottlosen Mißlaut gewinnen? Er soll mich lebendig haben. Ich geh, mich selbst in die Hände der\n Justiz zu überliefern.
## 1062 #die_raeuber Legt ihn an Ketten! Er ist rasend worden.
## 1063 #karl_von_moor Nicht, als ob ich zweifelte, sie werde mich zeitig genug finden, wenn die obere\n Mächte es so wollen. Aber sie möchte mich im Schlaf überrumpeln, oder auf der Flucht\n ereilen, oder mit Zwang und Schwert umarmen, und dann wäre mir auch das einige\n Verdienst entwischt, daß ich mit Willen für sie gestorben bin. Was soll ich gleich\n einem Diebe ein Leben länger verheimlichen, das mir schon lang im Rat der himmlischen\n Wächter genommen ist?
## 1064 #die_raeuber Laßt ihn hinfahren! Es ist die Großmannsucht. Er will sein Leben an eitle Bewunderung\n setzen.
## 1065 #karl_von_moor Man könnte mich darum bewundern. Ich erinnere\n mich, einen armen Schelm gesprochen zu haben, als ich herüberkam, der im\n Taglohn arbeitet und eilf lebendige Kinder hat – Man hat tausend Louisdore geboten,\n wer den großen Räuber lebendig liefert – dem Mann kann geholfen werden. \n
Wir haben also jetzt einen Dataframe, der chronologisch alle Charaktere und deren Sprechtexte enthält. Um herauszufinden, aus wie vielen Tokens der Sprechtext der Charaktere insgesamt besteht, müssen wir zunächst die einzelnen Sprechtexte zu einer langen Zeichenkette zusammenfügen. Dann können wir aus den Sprechtexten zum Beispiel ein Quanteda Corpus-Objekt machen und die Tokens mit der summary()-Funktion zählen. Die Quanteda corpus()-Funktion nimmt entweder einen Character Vektor oder einen Dataframe an. Wir haben also die Wahl, ob wir den Dataframe so umformen, dass jede Zeile einem Charakter entspricht und in der Spalte text
der gesamte Sprechtext dieses Charakters steht, oder ob wir den Dataframe in einen benannten Vektor umwandeln, bei dem jedes Element einem Charakter entspricht und den gesamten Sprechtext dieses Charakters enthält. Wir entscheiden uns dafür, den Dataframe in einen benannten Vektor umzuwandeln und verwenden die R-base-Funktion tapply():
# Dataframe in benannten Vektor umwandeln, bei dem jedes Element einem Charakter entspricht und den gesamten Sprechtext dieses Charakters enthält
all_speakers_vec <- tapply(speakers_df$text, speakers_df$speaker, paste, collapse = " ")
all_speakers_vec[1:2] # erste zwei Elemente ausgeben
## #amalia
## "Weg! – Ha des liebevollen, barmherzigen Vaters, der seinen Sohn Wölfen und Ungeheuern\n preisgibt! daheim labt er sich mit süßem, köstlichem Wein und pflegt seiner morschen\n Glieder in Kissen von Eider, während sein großer, herrlicher Sohn darbt – schämt euch,\n ihr Unmenschen! schämt euch, ihr Drachenseelen, ihr Schande der Menschheit! – seinen\n einzigen Sohn! Ja, er verdient solche Söhne zu haben, wie du bist. Auf seinem Todbett wird er\n umsonst die welken Hände ausstrecken nach seinem Karl und schaudernd zurückfahren,\n wenn er die eiskalte Hand seines Franzens faßt – oh es ist süß, es ist\n köstlich süß, von deinem Vater verflucht zu werden! Sprich, Franz, liebe brüderliche\n Seele! was muß man tun, wenn man von ihm verflucht sein will? O ich bitte dich – bedauerst du deinen Bruder? – Nein, Unmensch, du hassest ihn! Du\n hassest mich doch auch? Wenn du mich liebst, kannst du mir wohl eine Bitte abschlagen? O, wenn das ist! Eine Bitte, die du so leicht, so gern erfüllen wirst,\n – Hasse mich! Ich müßte feuerrot werden vor Scham, wenn ich an\n Karln denke und mir eben einfiel', daß du mich nicht hassest. Du versprichst mirs\n doch? – Itzt geh, und laß mich, ich bin so gern allein! Ja wahrhaftig, ich gesteh es. Euch Barbaren zum Trutz will ichs vor aller Welt\n gestehen – ich lieb ihn! Was, mich vergessen? Meinen Ring einer Metze? Aber meinen Ring – ich sage, meinen Ring? Ungeheuer! wie, unter welcher Gestalt? Schamloser Lästerer! Ha! Karl! nun erkenn ich dich wieder! du bist noch ganz! ganz! alles war Lüge! –\n Weißt du nicht, Bösewicht, daß Karl unmöglich das werden kann? Wohin so\n eilig, fliehst du vor deiner eigenen Schande? Bruder meines Karls, bester, liebster Franz! O nein, das taten sie nie! Nein, nein, bei jenem keuschen Lichte des Himmels! kein Äderchen von ihm, kein\n Fünkchen von seinem Gefühle – Verräter, wie ich dich ertappe! In eben dieser Laube beschwur er mich, keiner andern\n Liebe – wenn er sterben sollte – sieht du, wie gottlos, wie abscheulich du – geh aus\n meinen Augen! O ich kenne dich, von itzt an kenn ich dich – und du wolltest ihm gleich sein? Vor\n dir sollt er um mich geweint haben? Vor dir? Ehe hätt er meinen Namen auf den Pranger\n geschrieben! Geh den Augenblick! Geh, sag ich. Du hast mir eine kostbare Stunde gestohlen, sie werde dir an deinem\n Leben abgezogen! Ich verachte dich, geh! Geh, Lotterbube – itzt bin ich wieder bei Karln – Bettler, sagt er? so hat die Welt\n sich umgedreht, Bettler sind Könige, und Könige sind Bettler! – Ich möchte die Lumpen,\n die er anhat, nicht mit dem Purpur der Gesalbten vertauschen – der Blick, mit dem er\n bettelt, daß muß ein großer, ein königlicher Blick sein – ein Blick, der die\n Herrlichkeit, den Pomp, die Triumphe der Großen und Reichen zernichtet! In den Staub\n mit dir, du prangendes Geschmeide! \n Seid verdammt, Gold und Silber und Juwelen zu tragen, ihr Großen und Reichen! Seid\n verdammt, an üppigen Mahlen zu zechen! Verdammt, euren Gliedern wohl zu tun auf\n weichen Polstern der Wollust! Karl! Karl! so bin ich dein wert –\n \n Leise, leise! er schlummert. Wie\n schön, wie ehrwürdig! – ehrwürdig, wie man die Heiligen malt – nein, ich kann dir\n nicht zürnen! Weißlockigtes Haupt, dir kann ich nicht zürnen! Schlummre sanft, wache froh auf, ich allein will hingehn und leiden. Horch, horch! sein Sohn ist in seinen Träumen. Seht auf, lieber Greis! Ihr träumtet nur. Faßt Euch! Merkst dus, Amalia? Wie ist Euch? Ihr schlieft einen erquickenden Schlummer. Engel grollen nicht – er verzeiht Euch. \n Vater meines Karls! ich verzeih Euch. Euch? Karls! – Nein, nein! er ists nicht. Bei Gott! das ist Karl nicht – Hier, hier So ganz, so anders. Die träge Farbe reicht nicht, den\n himmlischen Geist nachzuspiegeln, der in seinem feurigen Auge herrschte. Weg damit!\n dies ist so menschlich! Ich war eine Stümperin. Nie, nie wärt Ihr gestorben! Es wär ein Sprung gewesen, wie man von einem Gedanken\n auf einen andern und schönern hüpft – dieser Blick hätt Euch übers Grab\n hinübergeleuchtet. Dieser Blick hätt Euch über die Sterne getragen! Ja süß, himmlisch süß ists, eingewiegt zu werden in den Schlaf des Todes von dem\n Gesang des Geliebten – vielleicht träumt man auch im Grabe noch fort – ein langer,\n ewiger unendlicher Traum von Karln, bis man die Glocke der Auferstehung läutet –\n und von itzt an in seinen Armen auf ewig,\n \n Es ist der Abschied Andromachas und Hektors – Karl und ich habens oft zusammen zu der\n Laute gesungen. \n Ists ein Bettler, er soll eilig heraufkommen. \n Er lebt? lebt? Du kennst ihn? wo ist er? wo, wo? \n Hektor, Hektor! hört Ihrs? Er stand – Sein letzter Seufzer, Amalia! Feiler, bestochener Betrüger! \n Mein, mein! O Himmel und Erde! Bleib! bleib! Was waren seine letzte Worte? Sein letzter Seufzer war Amalia! – Nein, du bist kein Betrüger! So ist es wahr – wahr\n – er ist tot! – tot! – tot –\n Karl ist tot – Von ihm? Heiliger Gott! es ist seine Hand. – Er hat mich nie geliebt! \n Ihr habt einen herrlichen Sohn verloren. Nicht also, jammervoller Greis! der himmlische Vater rückt' ihn zu sich. Wir wären zu\n glücklich gewesen auf dieser Welt. – Droben, droben über den Sonnen – Wir sehn ihn\n wieder. Oh, er wird Euch die Schmerzerinnerung aus der Seele lächeln, seid doch heiter,\n lieber Vater! ich bins so ganz. Hat er nicht schon den himmlischen Hörern den Namen\n Amalia vorgesungen auf der seraphischen Harfe, und die himmlischen Hörer lispelten\n leise ihn nach? Sein letzter Seufzer war ja, Amalia! wird nicht sein erster Jubel,\n Amalia! sein? Sterben ist Flug in seine Arme. Wohl Euch! Ihr seid zu beneiden. Warum sind diese\n Gebeine nicht mürb? warum diese Haare nicht grau? Wehe über die Kräfte der Jugend!\n Willkommen, du markloses Alter! näher gelegen dem Himmel und meinem Karl. Welches soll ich Euch lesen? \n »Da nahmen sie Josephs Rock, und schlachteten einen Ziegenbock, und tauchten den Rock\n in das Blut, und schickten den bunten Rock hin, und ließen ihn ihrem Vater bringen,\n und sagen: Diesen haben wir funden, siehe, obs deines Sohnes Rock sei oder nicht?\n Er kannte ihn aber und sprach: Es ist\n meines Sohnes Rock, ein böses Tier hat ihn gefressen, ein reißend Tier hat Joseph\n zerrissen! –« »Und Jakob zerriß seine Kleider, und legte einen Sack um seine Lenden, und trug Leide\n um seinen Sohn lange Zeit, und all sein Söhne und Töchter traten auf, daß sie ihn\n trösteten, aber er wollte sich nicht trösten lassen und sprach: Ich werde mit Leid\n hinunterfahren –« Hilf Himmel! Was ist das? Er ist geflohen! Gott erbarme sich unser! Tot! Alles tot! \n Schade für diese unschuldige Freuden! Das Totenlied muß noch in deinen Ohren murmeln,\n das deinem Vater zu Grabe hallte – Und wann gehst du wieder? Ich muß wohl hören, Franz von Moor ist ja gnädiger Herr worden. Niemals, niemals. Wer das auch so leichtsinnig beim frohen Mahle hinwegzechen\n könnte! Warum spaltet der Blitz die ruchlose Zunge nicht, die das Frevelwort ausspricht! Du\n hast meinen Geliebten ermordet, und Amalia soll dich Gemahl nennen! du – Wurm, du, befehlen? mir befehlen? – und wenn man den Befehl mit Hohnlachen\n zurückschickt? Bravo! herrlich! und in Kloster und Mauren mit deinem Basiliskenanblick auf ewig\n verschont, und Muße genug, an Karln zu denken, zu hangen. Willkommen mit deinem\n Kloster! auf auf mit deinen Mauren! Nimm erst das zur Aussteuer hin. Verzeih mir, Franz! Siehst du, Bösewicht, was ich jetzt aus dir\n machen kann? – Ich bin ein Weib, aber ein rasendes Weib – wag es einmal, mit\n unzüchtigem Griff meinen Leib zu betasten – dieser Stahl soll deine geile Brust mitten\n durchrennen, und der Geist meines Oheims wird mir die Hand dazu führen. Fleuch auf der\n Stelle! \n Ah! wie mir wohl ist – Itzt kann ich frei atmen – ich fühlte mich stark\n wie das funkensprühende Roß, grimmig wie die Tigerin dem siegbrüllenden Räuber ihrer\n Jungen nach – In ein Kloster, sagt er – dank dir für diese glückliche Entdeckung! –\n Itzt hat die betrogene Liebe ihre Freistatt gefunden – das Kloster – das Kreuz des\n Erlösers ist die Freistatt der betrognen Liebe. \n Unglücklicher! Was störest du mich? Steh auf! Geh! Ich will nichts wissen. \n Keinen Laut weiter – Ich vergebe dir – Ziehe heim in Frieden. \n Wie Freund? – wer im Himmel und auf Erden kann mir meine Ruhe wiedergeben? Guter Mensch – Kann ein Wort von deinen Lippen die Riegel der Ewigkeit aufreißen? Unglücklicher! Du lügst – Karl lebt noch! Karl lebt noch? Karl lebt noch! Und getrauten Sie sich wohl, sein Bildnis unter diesen Gemälden zu erkennen? Erraten! – Er war der Stammvater des gräflichen Hauses, und erhielt den Adel vom\n Barbarossa, dem er wider die Seeräuber diente. Wie, sehen Sie doch besser! ich dachte, Sie kennten ihn – Ich erstaune. Wie? Achtzehn Jahre nicht mehr gesehn, und noch – Ein vortrefflicher Mann! Sie scheinen viel Anteil an ihm zu nehmen. Dahin! wie unsere besten Freuden dahingehn – Lieber Herr Graf, es reift keine Seligkeit unter dem Monde. Und habe sie gemacht. Alles lebt, um traurig wieder zu sterben. Wir interessieren uns\n nur darum, wir gewinnen nur darum, daß wir wieder mit Schmerzen verlieren. Nichts. Alles. Nichts – wollen wir weitergehen, Herr Graf? Dies Bild linker Hand ist der Sohn des Grafen, der wirkliche Herr – kommen Sie,\n kommen Sie! Sie wollen nicht in den Garten gehn? Du weinst Amalia? – und das sprach er mit einer Stimme! mit einer Stimme\n – mir wars, als ob die Natur sich verjüngete – die genossenen Lenze der Liebe\n dämmerten auf mit der Stimme! Die Nachtigall schlug wie damals – die Blumen hauchten\n wie damals – und ich lag wonneberauscht an seinem Hals – Ha falsches treuloses Herz!\n Wie du deinen Meineid beschönigen willst! Nein, nein, weg aus meiner Seele, du\n Frevelbild – ich hab meinen Eid nicht gebrochen, du Einziger! Weg aus meiner Seele,\n ihr verräterischen, gottlosen Wünsche! im Herzen, wo Karl herrscht, darf kein\n Erdensohn nisten. – Aber warum meine Seele, so immer, so wider Willen nach diesem\n Fremdling? Hängt er sich nicht so hart an das Bild meines Einzigen? Ist er nicht der\n ewige Begleiter meines Einzigen? Du weinst, Amalia? – Ha ich will ihn\n fliehen! – fliehen! – Nimmer sehen soll mein Aug diesen Fremdling! Horch! horch! Rauschte die Türe nicht? Er? – wohin? – was? – da hat michs angewurzelt, daß ich nicht fliehen\n kann – verlaß mich nicht, Gott im Himmel! – Nein, du sollst mir meinen Karl nicht\n entreißen! Meine Seele hat nicht Raum für zwei Gottheiten, und ich bin ein sterbliches\n Mädchen! Du, mein Karl, sei mein Genius\n wider diesen Fremdling, den Liebestörer! dich, dich ansehen, unverwandt, – und weg\n alle gottlosen Blicke nach diesem. \n Nein, ja, nein! Wenn Sie ihn gekannt hätten! Angebetet, wollen Sie sagen. Oh Sie hätten ihn so lieb gehabt – es war so viel, so viel in seinem Angesicht – in\n seinen Augen – im Ton seiner Stimme, das Ihnen so gleich kommt – das ich so liebe\n – Hier, wo Sie stehen, stand er tausendmal – und neben ihm die, die neben ihm Himmel\n und Erde vergaß – hier durchirrte sein Aug die um ihn prangende Gegend – sie schien\n den großen belohnenden Blick zu empfinden, und sich unter dem Wohlgefallen ihres\n Meisterbilds zu verschönern – hier hielt er mit himmlischer Musik die Hörer der Lüfte\n gefangen – hier an diesem Busch pflückte er Rosen, und pflückte die Rosen für mich –\n hier, hier lag er an meinem Halse, brannte seinen Mund auf den meinen, und die Blumen\n starben gern unter der Liebenden Fußtritt – Er segelt auf ungestümen Meeren – Amalias Liebe segelt mit ihm – er wandelt durch\n ungebahnte, sandigte Wüsten – Amalias Liebe macht den brennenden Sand unter ihm\n grünen, und die wilden Gesträuche blühen – der Mittag sengt sein entblößtes Haupt,\n nordischer Schnee schrumpft seine Sohlen zusammen, stürmischer Hagel regnet um seine\n Schläfe, und Amalias Liebe wiegt ihn in Stürmen ein – Meere und Berge und Horizonte\n zwischen den Liebenden – aber die Seelen versetzen sich aus dem staubigten Kerker, und\n treffen sich im Paradiese der Liebe – Sie scheinen traurig, Herr Graf? Was? Sie lieben eine andre? – Weh mir, was hab ich gesagt? Wie beneid ich ihre Amalia. Nein, sie wird im Himmel belohnt. Sagt man nicht, es gebe eine bessere Welt, wo die\n Traurigen sich freuen, und die Liebenden sich wiedererkennen? Unglücklich, und Sie lieben? Ha, wie bin ich ein glückliches Mädchen! Mein Einziger ist Nachstrahl der Gottheit,\n und die Gottheit ist Huld und Erbarmen! Nicht eine Fliege konnt er leiden sehen –\n Seine Seele ist so fern von einem blutigen Gedanken, als fern der Mittag von der\n Mitternacht ist. Die Toten, schreien sie, seien erstanden auf seine Stimme – mein Oheim lebendig – in\n diesem Wald – wo ist er? Karl! Oheim! – Ha! \n Ich hab ihn, o ihr Sterne! Ich hab ihn! – Bräutigam, Bräutigam, du rasest! Ha! Vor Entzückung! Warum bin ich auch so fühllos,\n mitten im Wonnewirbel so kalt? Ewig sein! Ewig, ewig, ewig mein! – Oh ihr Mächte des Himmels! Entlastet mich dieser\n tödlichen Wollust, daß ich nicht unter der Bürde vergehe! Wohin? Was? Liebe Ewigkeit! Wonn Unendlichkeit, und du fliehst? Haltet mich! Um Gottes willen, haltet mich! – Es wird mir so Nacht vor den Augen – Er\n flieht! Es ist wahr! Herrscher im Himmel! Es ist wahr. – Was hab ich getan, ich unschuldiges\n Lamm? Ich hab diesen geliebt! Mörder! Teufel! Ich kann dich Engel nicht lassen. Einziger, Unzertrennlicher! Halt, halt! Einen Stoß! Einen Todesstoß! Neu verlassen! Zeuch dein Schwert, und\n erbarme dich! Oh um Gottes willen, um aller Erbarmungen willen! Ich will ja nicht Liebe mehr, weiß\n ja wohl, daß droben unsere Sterne feindlich voneinander fliehen, – Tod ist meine Bitte\n nur. – Verlassen, verlassen! Nimm es ganz in seiner entsetzlichen Fülle, verlassen!\n Ich kanns nicht überdulden. Du siehst ja, das kann kein Weib überdulden. Tod ist meine\n Bitte nur! Sieh, meine Hand zittert! Ich habe das Herz nicht zu stoßen. Mir bangt vor\n der blitzenden Schneide – dir ists ja so leicht, so leicht, bist ja Meister im Morden,\n zeuch dein Schwert, und ich bin glücklich! Ha Würger! du kannst nur die Glücklichen töten, die Lebenssatten gehst du vorüber.\n So erbarmet euch meiner, ihr Schüler des\n Henkers! – Es ist ein so blutdürstiges Mitleid in euren Blicken, das dem\n Elenden Trost ist – euer Meister ist ein eitler feigherziger Prahler. Kein Freund? auch unter diesen nicht ein Freund? Nun\n denn, so lehre mich Dido sterben! \n "
## #bedienter_5-1a
## "Wen, gnädiger Herr? Eben itzt ruft der Nachtwächter Zwei an. Ich weiß nicht, mein Gebieter. Gnädiger Herr!"
Die Tokenanzahl können wir mithilfe von quanteda und der summary()
-Funktion berechnen, genau so wie im Abschnitt 8.3 auf der Kurswebsite:
# Tokenanzahl für alle Charaktere berechnen mithilfe von quanteda und der summary()-Funktion
library(quanteda)
speakers_cor <- corpus(all_speakers_vec)
speakers_summary <- summary(speakers_cor)
speakers_summary # View(speakers_summary)
## Corpus consisting of 29 documents, showing 29 documents:
##
## Text Types Tokens Sentences
## #amalia 999 2939 248
## #bedienter_5-1a 20 23 4
## #bedienter_5-1b 9 10 1
## #daniel 740 2142 150
## #der_alte_moor 867 2664 232
## #die_raeuber 169 299 45
## #ein_alter_raeuber 67 107 9
## #ein_dritter 14 14 1
## #ein_dritter_raeuber 31 38 2
## #ein_raeuber 27 33 1
## #ein_zweiter 14 15 1
## #einer_von_der_bande 34 38 1
## #franz_von_moor 2985 11219 636
## #grimm 214 368 50
## #hermann 503 1131 96
## #karl_von_moor 2622 9839 638
## #kosinsky 540 1162 61
## #moser 460 1016 50
## #pater 332 611 35
## #razmann 483 1061 83
## #roller 545 1180 78
## #roller #grimm #schwarz #schufterle #razmann #schweizer 18 20 3
## #schufterle 213 360 18
## #schwarz 334 665 66
## #schweizer 760 1903 144
## #schweizer #grimm #roller #schwarz #schufterle #razmann #die_raeuber 6 8 1
## #schweizer #roller 6 14 6
## #spiegelberg 1567 4615 237
## #volk 11 12 3
Dieser Dataframe ist jedoch zum Vergleich der Tokenanzahl nicht sehr übersichtlich und wir sortieren den Dataframe absteigend nach der Spalte Tokens
: Dazu können wir die R-Basisfunktion order()
verwenden, die wir bereits aus den Abschnitten 8.10 und 9.4.2 kennen, und zwar im Code lexdiv[order(lexdiv$TTR, decreasing=TRUE),]
und substantive_freqs[order(-substantive_freqs$freq), ]
. Im ersten Fall wurde die absteigende Sortierung mit dem Argument decreasing=TRUE
festgelegt; im zweiten Fall wurde stattdessen einfach ein Minuszeichen vor die zu sortierende Spalte gefügt. Das hat denselben Effekt.
# Dataframe nach der Spalte Tokens absteigend sortieren
speakers_sorted <- speakers_summary[order(-speakers_summary$Tokens),]
speakers_sorted
## Text Types Tokens Sentences
## 13 #franz_von_moor 2985 11219 636
## 16 #karl_von_moor 2622 9839 638
## 28 #spiegelberg 1567 4615 237
## 1 #amalia 999 2939 248
## 5 #der_alte_moor 867 2664 232
## 4 #daniel 740 2142 150
## 25 #schweizer 760 1903 144
## 21 #roller 545 1180 78
## 17 #kosinsky 540 1162 61
## 15 #hermann 503 1131 96
## 20 #razmann 483 1061 83
## 18 #moser 460 1016 50
## 24 #schwarz 334 665 66
## 19 #pater 332 611 35
## 14 #grimm 214 368 50
## 23 #schufterle 213 360 18
## 6 #die_raeuber 169 299 45
## 7 #ein_alter_raeuber 67 107 9
## 9 #ein_dritter_raeuber 31 38 2
## 12 #einer_von_der_bande 34 38 1
## 10 #ein_raeuber 27 33 1
## 2 #bedienter_5-1a 20 23 4
## 22 #roller #grimm #schwarz #schufterle #razmann #schweizer 18 20 3
## 11 #ein_zweiter 14 15 1
## 8 #ein_dritter 14 14 1
## 27 #schweizer #roller 6 14 6
## 29 #volk 11 12 3
## 3 #bedienter_5-1b 9 10 1
## 26 #schweizer #grimm #roller #schwarz #schufterle #razmann #die_raeuber 6 8 1
Dem Dataframe können wir nun entnehmen (wenn wir etwas nach rechts scrollen), dass Franz von Moor, Karl von Moor, Spiegelberg und Amalia die längsten Sprechtexte besitzen; sie sprechen also im Drama “Die Räuber” am längsten.
Fragen wie “Wer spricht am meisten?”, “Wer spricht wann?”, aber auch “Welche Charaktere treten in welchen Szenen gemeinsam auf?” sind in der Dramenanalyse so grundlegend, dass die beiden Linguisten Nils Reiter und Janis Pagel ein eigenes R Paket entwickelt haben, um genau solche Analysen zu erleichtern. Für in XML-TEI codierte Dramen stellt das Paket eine Reihe von Funktionen zur Analyse und Visualisierung bereit. Das Paket wurde im Rahmen des Forschungsprojekts QuaDramA - Quantitative Drama Analysis an den Universitäten Köln und Stuttgart entwickelt. Mehr Informationen zum Forschungsprojekt findet ihr hier: https://quadrama.github.io/. Das Paket selbst ist hier dokumentiert. Es gibt außerdem dieses Tutorial zur Arbeit mit dem Paket.
Welche Dramen können mit DramaAnalysis analysiert werden? Grundsätzlich alle Dramen, die nach den Vorgaben der Online-Repositories GerDraCor, TextGrid oder théâtre classique in XML-TEI ausgezeichnet sind. Man nennt solche projektspezifischen, über TEI hinausgehenden Auszeichnungskonventionen auch manchmal XML-TEI “Dialekte”. Das Drama “Emilia Galotti” sieht beispielsweise als XML-TEI-Dokument so aus: https://textgridlab.org/1.0/tgcrud-public/rest/textgrid:rksp.0/data.
Allerdings können die XML-TEI-Dokumente nicht einfach so mithilfe des Pakets DramaAnalysis analyisert werden. Die XML-TEI Dateien müssen zunächst durch eine Preprocessing-“Pipeline” laufen, also sie müssen mehrere, von den Entwicklern des Pakets definierete Vorverarbeitungsschritte durchlaufen. Anweisungen dazu finden sich auf: https://github.com/quadrama/DramaNLP.
Für eine Auswahl von Dramen aus dem TextGrid-Repositorium haben die Entwickler des Pakets diese Vorverarbeitungsschritte bereits vorgenommen. Diese Dramen sind bei der Verwendung des Pakets vorinstalliert. Das vorinstallierte Korpus dramatischer Texte ist nach dem Forschungsprojekt benannt und heißt quadrama-Korpus.
Das, was wir gerade mit vielen Zeilen Code herausgefunden haben, kann mithilfe des Pakets DramaAnalysis in nur zwei Codezeilen herausgefunden werden:
library(DramaAnalysis)
# quadrama Korpus installieren: Das enthält die TextGrid IDs
installData("qd")
# Stück "Die Räuber" laden und Variable d zuweisen
d <- loadDrama("qd:v0fv.0")
# Sprechtexte: Wer redet wie viel?
# https://quadrama.github.io/DramaAnalysis/tutorial/3/who-how-much.html
charstats <- characterStatistics(d)
# Dataframe nach Spalte tokens absteigend sortieren
charstats_sorted <- charstats[order(-charstats$tokens),]
charstats_sorted
## corpus drama character tokens types utterances utteranceLengthMean utteranceLengthSd firstBegin lastEnd
## 1 qd v0fv.0 franz 11389 3028 172 66.21512 115.903091 9304 242377
## 3 qd v0fv.0 karl_von_moor 10672 2825 211 50.57820 84.152963 29644 260915
## 4 qd v0fv.0 spiegelberg 4717 1599 60 78.61667 95.125981 29786 200033
## 11 qd v0fv.0 amalia 3494 1181 111 31.47748 36.824855 59310 256655
## 2 qd v0fv.0 der_alte 2728 889 100 27.28000 32.387827 9366 250004
## 13 qd v0fv.0 daniel 2200 764 67 32.83582 54.283933 83696 241912
## 10 qd v0fv.0 schweizer 2017 796 71 28.40845 30.233178 43579 243114
## 5 qd v0fv.0 roller 1220 560 31 39.35484 45.925700 41990 139445
## 19 qd v0fv.0 kosinsky 1173 544 26 45.11538 38.820950 153538 190431
## 12 qd v0fv.0 hermann 1170 520 52 22.50000 23.229883 73031 210509
## 9 qd v0fv.0 razmann 1109 505 42 26.40476 54.539786 43032 199820
## 21 qd v0fv.0 moser 1019 462 17 59.94118 46.681729 230030 238589
## 7 qd v0fv.0 schwarz 703 350 34 20.67647 27.443298 42695 257864
## 18 qd v0fv.0 pater 631 341 13 48.53846 36.424844 127395 138327
## 17 qd v0fv.0 räuber 533 289 20 26.65000 47.190850 123605 260584
## 6 qd v0fv.0 grimm 403 231 32 12.59375 8.346757 42047 257330
## 8 qd v0fv.0 schufterle 380 225 11 34.54545 46.581893 42954 122225
## 24 qd v0fv.0 ein_alter_räuber 107 67 1 107.00000 NA 253522 254050
## 23 qd v0fv.0 ein_räuber 39 33 1 39.00000 NA 253291 253516
## 14 qd v0fv.0 einer_von_der_bande 38 34 1 38.00000 NA 119785 120024
## 25 qd v0fv.0 ein_dritter_räuber 38 31 1 38.00000 NA 254055 254274
## 20 qd v0fv.0 bedienter 33 26 5 6.60000 2.701851 221894 238808
## 15 qd v0fv.0 ein_zweiter 15 14 1 15.00000 NA 120264 120364
## 16 qd v0fv.0 ein_dritter 14 14 1 14.00000 NA 120369 120462
## 22 qd v0fv.0 volk 12 11 1 12.00000 NA 240645 240718
Und auch Visualisierungen können in wenigen Zeilen Code erstellt werden. Die folgende Grafik zeigt beispielsweise an, zu welchem Zeitpunkt im Drama die verschiedenen Charaktere sprechen. Die horizontalen Linien markieren dabei die Grenzen der Akte. Der Code ist dem Tutorial entnommen und hier zu finden.
library(magrittr)
par(mar=c(2,8,2,2))
utteranceStatistics(d) %>%
characterNames(d) %>%
plot(d, # adding the `QDDrama` object here creates the act boundaries.
main=dramaNames(d))
Für weitere Anwendungsmöglichkeiten des Pakets DramaAnalaysis empfehle ich das Tutorial: https://quadrama.github.io/DramaAnalysis/tutorial/3/index.html.
Neben DramaAnalysis bietet auch DraCor die Möglichkeit, direkt vorgefilterte Daten herunterzuladen, so zum Beispiel nur die Sprechtexte der Charaktere, oder nur Informationen zum gemeinsamen Auftreten von Charakteren im Drama.
Zur Analyse von Stücken speziell aus den DraCor-Korpora gibt es zusätzlich auch ein eigenes R Paket, rdracor, das wir uns aber im Rahmen dieses Seminars nicht weiter ansehen werden.
Verständnisfragen:
- Welche anderen Forschungsfragen lassen sich mithilfe des Pakets
DramaAnalysis
beantworten? - Welche Funktionen stellt das Paket
rdracor
bereit?
Anwendungsbeispiele: Digitale Dramenanalyse
- Botond Szemes und Mihály Nagy (2024). Repetition and Innovation in Dramatic Texts. An Attempt to Measure the Degree of Novelty in Character’s Speech, https://jcls.io/article/id/3923/.
- Jonah Lubin, Anke Detken und Frank Fischer (2024). Das “ureigenste theatralische Element” — Automatische Extraktion von Requisiten aus deutschsprachigen Dramentexten, https://zenodo.org/records/10698448.
- Benjamin Krautter, Janis Pagel, Nils Reiter und Marcus Willand (2020). “[E]in Vater, dächte ich, ist doch immer ein Vater”. Figurentypen im Drama und ihre Operationalisierung, https://doi.org/10.17175/2020_007_v2.
13.2 Beispiel Geomapping
Unser zweites Beispiel widmet sich dem Reisetagebuch eines der Reisebegleiter Alexander von Humboldts während seiner Reise durch das Russische (bzw. eigentlich Russländische) Reich. Eine geschichtswissenschaftliche Analyse des Tagesbuchs könnte zum Beispiel die Verstrickung von Wissenschaft und Imperialismus untersuchen. Für eine solche Fragestellung wäre es vielleicht interessant, zunächst die Reiseroute nachzuzeichnen. Auch solche Metaanalysen werden durch das Auszeichnen der Texte in XML-TEI ermöglicht. Das Tagebuch wurde durch das Projekt edition humboldt digital in XML-TEI ausgezeichnet. Zunächst betrachten wir wieder die Datei im Browser und laden die Datei hier herunter. Im Folgenden wollen wir alle Orte, die der Autor erwähnt, extrahieren und auf einer Karte visualisieren. Dieser Vorgang wird manchmal “Geomapping” genannt und ist eine beliebte Methode insbesondere in den digitalen Geschichtswissenschaften. Wir gehen dabei wie folgt vor: Zunächst extrahieren wir die Links zu Ortsangaben in der Datenbank Geonames aus den placeName-Elementen in der XML-TEI Datei. Diese Links enthalten eine ID, die wir nutzen können, um Metadaten zu dem entsprechenden Ort über eine sogenannte Anwendungsprogrammierschnittstelle, oder kurz API, abzufragen. Über diese Schnittstelle können wir die Metadaten direkt in unsere Sitzung im RStudio importieren und weiterverarbeiten. Die Längen- und Breitengrade zu jedem Ort können anschließend dazu genutzt werden, um die Orte auf einer Karte abzubilden. Zur Darstellung der Karte werden wir das bereits bekannte Paket ggplot2 verwenden.
13.2.1 Geoname-IDs aus der XML-TEI-Datei extrahieren
Zunächst lesen wir also das XML-TEI-Tagebuch ein und extrahieren die Geoname-IDs.
# XML-TEI Datei einlesen
xml_file <- read_xml("./data/H0016785.xml")
# Namespace entfernen
xml_file <- xml_ns_strip(xml_file)
# Alle placeName-Elemente auswählen
places <- xml_find_all(xml_file, "//placeName")
places
## {xml_nodeset (599)}
## [1] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0005221 https://www.geonames.org/2950159">Berlin</placeName>
## [2] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0008236 https://www.geonames.org/498817">St.\n Petersburg</placeName>
## [3] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0009006 https://www.geonames.org/524901">Moskau</placeName>
## [4] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0001718 https://www.geonames.org/519336">Nižnij Novgorod</placeName>
## [5] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0007842 https://www.geonames.org/515003">Orenburg</placeName>
## [6] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0018120">Astrachan</placeName>
## [7] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0005171 https://www.geonames.org/1517617">Baty</placeName>
## [8] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0005221 https://www.geonames.org/2950159">Berlin</placeName>
## [9] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0005552 https://www.geonames.org/588335">Dorpat</placeName>
## [10] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0005221 https://www.geonames.org/2950159">Berlin</placeName>
## [11] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0008236 https://www.geonames.org/498817">Sankt\n Petersburg</placeName>
## [12] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0005221 https://www.geonames.org/2950159">Berlin</placeName>
## [13] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0008236 https://www.geonames.org/498817">Sankt Petersburg</placeName>
## [14] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0001621 https://www.geonames.org/522422">Newa</placeName>
## [15] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0017741 https://www.geonames.org/504003">Sarskoi Selo</placeName>
## [16] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0001718 https://www.geonames.org/519336">Nowgorod</placeName>
## [17] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0009073 https://www.geonames.org/477296">Waldai</placeName>
## [18] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0009073 https://www.geonames.org/477296">Waldai</placeName>
## [19] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0009073 https://www.geonames.org/477296">daselbst</placeName>
## [20] <placeName ref="https://editon-humboldt.de/H0017671 https://www.geonames.org/470252">Nischne\n Wolodschok\n </placeName>
## ...
# Textinhalt der ref-Attribute der placeName-Elemente extrahieren
places_refs <- xml_attr(places, "ref")
places_refs # character vector
## [1] "https://editon-humboldt.de/H0005221 https://www.geonames.org/2950159" "https://editon-humboldt.de/H0008236 https://www.geonames.org/498817" "https://editon-humboldt.de/H0009006 https://www.geonames.org/524901" "https://editon-humboldt.de/H0001718 https://www.geonames.org/519336" "https://editon-humboldt.de/H0007842 https://www.geonames.org/515003" "https://editon-humboldt.de/H0018120" "https://editon-humboldt.de/H0005171 https://www.geonames.org/1517617" "https://editon-humboldt.de/H0005221 https://www.geonames.org/2950159" "https://editon-humboldt.de/H0005552 https://www.geonames.org/588335" "https://editon-humboldt.de/H0005221 https://www.geonames.org/2950159" "https://editon-humboldt.de/H0008236 https://www.geonames.org/498817" "https://editon-humboldt.de/H0005221 https://www.geonames.org/2950159" "https://editon-humboldt.de/H0008236 https://www.geonames.org/498817" "https://editon-humboldt.de/H0001621 https://www.geonames.org/522422" "https://editon-humboldt.de/H0017741 https://www.geonames.org/504003" "https://editon-humboldt.de/H0001718 https://www.geonames.org/519336" "https://editon-humboldt.de/H0009073 https://www.geonames.org/477296" "https://editon-humboldt.de/H0009073 https://www.geonames.org/477296" "https://editon-humboldt.de/H0009073 https://www.geonames.org/477296" "https://editon-humboldt.de/H0017671 https://www.geonames.org/470252" "https://editon-humboldt.de/H0018319 https://www.geonames.org/470264" "https://editon-humboldt.de/H0009614 https://www.geonames.org/480060" "https://editon-humboldt.de/H0009006 https://www.geonames.org/524901" "https://editon-humboldt.de/H0018198 https://www.geonames.org/536097" "https://editon-humboldt.de/H0009006 https://www.geonames.org/524901" "https://editon-humboldt.de/H0017627 https://www.geonames.org/507599" "https://editon-humboldt.de/H0009185 https://www.geonames.org/473247" "https://editon-humboldt.de/H0009059 https://www.geonames.org/524294" "https://editon-humboldt.de/H0009059 https://www.geonames.org/524294" "https://editon-humboldt.de/H0016251 https://www.geonames.org/516091" "https://editon-humboldt.de/H0018308 https://www.geonames.org/476161" "https://editon-humboldt.de/H0016251 https://www.geonames.org/516091" "https://editon-humboldt.de/H0018308 https://www.geonames.org/476161" "https://editon-humboldt.de/H0018280 https://www.geonames.org/483233" "https://editon-humboldt.de/H0009006 https://www.geonames.org/524901" "https://editon-humboldt.de/H0001687 https://www.geonames.org/520555" "https://editon-humboldt.de/H0016251 https://www.geonames.org/516091" "https://editon-humboldt.de/H0007984 https://www.geonames.org/472776" "https://editon-humboldt.de/H0009006 https://www.geonames.org/524901" "https://editon-humboldt.de/H0009185 https://www.geonames.org/473247" "https://editon-humboldt.de/H0009705 https://www.geonames.org/2888997" "https://editon-humboldt.de/H0017468 https://www.geonames.org/2953418" "https://editon-humboldt.de/H0007984 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## [553] "https://editon-humboldt.de/H0018281 https://www.geonames.org/454978" "https://editon-humboldt.de/H0018444" "https://editon-humboldt.de/H0018197 https://www.geonames.org/455520" "https://editon-humboldt.de/H0007971 https://www.geonames.org/454315" "https://editon-humboldt.de/H0018177 https://www.geonames.org/455890" "https://editon-humboldt.de/H0018251" "https://editon-humboldt.de/H0018158 https://www.geonames.org/460312" "https://editon-humboldt.de/H0008889 https://www.geonames.org/459279" "https://editon-humboldt.de/H0018107 https://www.geonames.org/457971" "https://editon-humboldt.de/H0018132 https://www.geonames.org/460615" "https://editon-humboldt.de/H0018241 https://www.geonames.org/459623" "https://editon-humboldt.de/H0018270 https://www.geonames.org/457052" "https://editon-humboldt.de/H0010489 https://www.geonames.org/456172" "https://editon-humboldt.de/H0018077 https://www.geonames.org/461650" "https://editon-humboldt.de/H0005652 https://www.geonames.org/456341" "https://editon-humboldt.de/H0017781 https://www.geonames.org/524895" "https://editon-humboldt.de/H0000337 https://www.geonames.org/553875" "https://editon-humboldt.de/H0000501 https://www.geonames.org/539147" "https://editon-humboldt.de/H0017785" "https://editon-humboldt.de/H0017567 https://www.geonames.org/12129112" "https://editon-humboldt.de/H0016251 https://www.geonames.org/516091" "https://editon-humboldt.de/H0019090 https://www.geonames.org/458117" "https://editon-humboldt.de/H0018791 https://www.geonames.org/455166" "https://editon-humboldt.de/H0005599 https://www.geonames.org/1486209" "https://editon-humboldt.de/H0005599 https://www.geonames.org/1486209" "https://editon-humboldt.de/H0017716 https://www.geonames.org/1497573" "https://editon-humboldt.de/H0005211 https://www.geonames.org/1510203" "https://editon-humboldt.de/H0010128 https://www.geonames.org/1492409" "https://editon-humboldt.de/H0005211 https://www.geonames.org/1510203" "https://editon-humboldt.de/H0017663 https://www.geonames.org/1487281" "https://editon-humboldt.de/H0002585 https://www.geonames.org/580497" "https://editon-humboldt.de/H0017716 https://www.geonames.org/1497573" "https://editon-humboldt.de/H0017219 https://www.geonames.org/520204" "https://editon-humboldt.de/H0005211 https://www.geonames.org/1510203" "https://editon-humboldt.de/H0009061 https://www.geonames.org/1498190" "https://editon-humboldt.de/H0000512 https://www.geonames.org/538340" "https://editon-humboldt.de/H0009468 https://www.geonames.org/1489425" "https://editon-humboldt.de/H0005171 https://www.geonames.org/1517617" "https://editon-humboldt.de/H0005133 https://www.geonames.org/1510853" "https://editon-humboldt.de/H0017758 https://www.geonames.org/12196317" "https://editon-humboldt.de/H0009689 https://www.geonames.org/1517617" "https://editon-humboldt.de/H0000450 https://www.geonames.org/1502823" "https://editon-humboldt.de/H0010485 https://www.geonames.org/1521370" "https://editon-humboldt.de/H0009692 https://www.geonames.org/1520316" "https://editon-humboldt.de/H0015044 https://www.geonames.org/1516438" "https://editon-humboldt.de/H0009689 https://www.geonames.org/1517617" "https://editon-humboldt.de/H0009435 https://www.geonames.org/1489530"
# Ref-Attribut besteht aus zwei Links: Zeichenkette aufsplitten
refs_list <- strsplit(places_refs, " ")
length(refs_list)
## [1] 599
# Nur den zweiten Link extrahieren
geonames_uris <- c()
for (ref in refs_list) {
geonames_uris <- c(geonames_uris, ref[2])
}
# oder so
geonames_uris <- sapply(refs_list, function(x) x[2])
geonames_uris
## [1] "https://www.geonames.org/2950159" "https://www.geonames.org/498817" "https://www.geonames.org/524901" "https://www.geonames.org/519336" "https://www.geonames.org/515003" NA "https://www.geonames.org/1517617" "https://www.geonames.org/2950159" "https://www.geonames.org/588335" "https://www.geonames.org/2950159" "https://www.geonames.org/498817" "https://www.geonames.org/2950159" "https://www.geonames.org/498817" "https://www.geonames.org/522422" "https://www.geonames.org/504003" "https://www.geonames.org/519336" "https://www.geonames.org/477296" "https://www.geonames.org/477296" "https://www.geonames.org/477296" "https://www.geonames.org/470252" "https://www.geonames.org/470264" "https://www.geonames.org/480060" "https://www.geonames.org/524901" "https://www.geonames.org/536097" "https://www.geonames.org/524901" "https://www.geonames.org/507599" "https://www.geonames.org/473247" "https://www.geonames.org/524294" "https://www.geonames.org/524294" "https://www.geonames.org/516091" 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## [1] 599
# Geonames-ID aus den Links extrahieren
# Entweder so...
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# ...oder so
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"12433071" "1517617" "1516438" "1516438" "1524297" "1517617" "1520754" "2029969" "2017370" "1520316" "1517617" "1524297" "1524297" "1517617" "1524297" "1816670" "1517617" "1520316" "1517617" "1520754" "2029969" "1524297" "351036" "1517617" "1517617" "1524297" "1520316" "1520316" "1517059" "1496153" "1517807" "1524297" "1524297" "1524297" "2931271" "7303020" "1519422" "1519422" "1814991" "1512979" "1523119" "1524297" "1508138" "1505500" "1494628" "1524297" "1494628" "1505500" "1488754" "1489530" "1512177" "1524297" "1496153" "1494628" "1496153" "1524297" "1520172" "1520051" "1488042" "1487926" "1518135" "1217662" "1489246" "1489246" "1489246" "1489530" "1503172" "1498894" "1505863" "1505863" "1498894" "485162" "462444" "8538288" "1498893" "572832" "462444" "1500997" "1498276" "1488936" "1500997" "1545400" "1488936" "1488936" "1500997" "1498894" "1498893" "1488936" "1498894" "1486209" "462444" "580351" "1498894" "480422" "475463" "489815" "532288" "485148" "515003" "547853" "483443" "514734" "514734" "1488441" "557239" "475525" "478869" "542390" "514734" "515003" "542390" "515003" "1513604" "1217662" "1513604" "1217662" "491019" "491019" "499341" "515003" "521069" "499341" "499341" "499341" "609386" "608535" "478869" "608668" "608668" "478869" "516335" "570427" "499099" "472776" "515938" "484972" "472278" "472278" "529073" "472674" "498677" "498677" "553287" "472776" "564654" "563493" "563493" "564654" "542462" "472752" "559111" "472776" "1488441" "545170" "467479" "475549" "472776" "580497" "472776" "2950159" "2950159" "576291" "130758" "568300" "568300" "580497" "580497" "465032" NA "496557" "473901" "542462" "472752" "565361" "565361" "472045" "472045" "565361" "472776" "465726" "480562" "478933" "524901" "524901" "524901" "480060" "470252" "468446" "480060" "470252" "571558" "519336" "489820" "472721" "504003" "498817" "498817" "1488441" "8504949" "8504949" "709930" "713174" "565896" "2911298" "1486209" "1489530" "520555" "498817" "515148" "548602" "533687" "590031" "590031" "587891" "588209" "588335" "588335" "498817" "580497" "489815" "498817" "524901" "520555" "551487" "12129112" "551487" "1486209" "1486209" "1486209" "1486209" "1489530" "1489530" "1510853" "1510853" "1485042" "1485042" "1502823" "1520316" "1520316" "1516438" "1517617" "1520316" "872699" "872699" "1520316" "1519422" "1519422" "1496153" "1496153" "1520172" "1520172" "1489246" "1498894" "1498894" "462444" "1498894" "475463" "475463" "515003" "491019" "498677" "498677" "553287" "1489530" "563493" "542462" "580497" "580497" "498817" "1505500" "1494628" "1516401" "12199988" "1521370" "588335" "12199988" "12199993" "12200000" "1524171" "1486209" "1502321" "1508048" "1504769" "1485695" "1488754" "1489635" "1488441" "1493869" "539147" "1510203" "1488441" "1510203" "1510203" "1492409" "1487281" "1487281" "520494" "1510203" "1488441" "1510915" "520555" "551487" "598098" "596659" "596238" "461133" "456880" "454978" "455520" "454315" "455890" "460312" "459279" "457971" "460615" "459623" "457052" "456172" "461650" "456341" "524895" "553875" "539147" "12129112" "516091" "458117" "455166" "1486209" "1486209" "1497573" "1510203" "1492409" "1510203" "1487281" "580497" "1497573" "520204" "1510203" "1498190" "538340" "1489425" "1517617" "1510853" "12196317" "1517617" "1502823" "1521370" "1520316" "1516438" "1517617" "1489530"
13.2.2 Koordinaten über die Geonames-API abrufen
Warum haben wir im vorigen Abschnitt einen Vektor mit Geonames-IDs erstellt? Jede Geonames-ID steht für einen Ortseintrag in der Geonames-Datenbank. Mit den IDs können wir über eine sogenannte API automatisch Informationen über die Orte aus der Geonames-Datenbank abrufen. API steht für “Application Programming Interface” und kann auf Deutsch als Anwendungsprogrammierschnittstelle übersetzt werden. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Sammlung von URLs, die nicht für Menschen für die Ansicht im Browser vorgesehen sind, sondern für Maschinen, und zwar zum Transport von Datenobjekten oder Metadaten.
Wie die Schnittstelle verwendet werden kann, ist dokumentiert unter https://www.geonames.org/export/web-services.html. Der für uns relevante Abschnitt ist “get geoNames for geoNameId”. Diesem Abschnitt können wir entnehmen, dass wir Metadaten zu einem Ort in der Datenbank über eine spezielle URL abrufen können, welche nach dem Muster http://api.geonames.org/get?geonameId=geoname_id&username=irgendein_username
aufgebaut sein muss.
# Leeren Dataframe erstellen
site_data <- data.frame(
name = character(),
fcl = character(),
latitude = numeric(),
longitude = numeric(),
stringsAsFactors = FALSE # Um sicherzustellen, dass Zeichenketten nicht in Faktoren umgewandelt werden
)
username = "dein_username"
for (geoname_id in geonames_ids) {
request_url <- paste0("http://api.geonames.org/get?geonameId=", geoname_id, "&username=", username)
response <- GET(request_url)
xml_content <- read_xml(content(response, "text"))
# Ortsname
name <- xml_text(xml_find_first(xml_content, "//name"))
# Feature Code: P für city, village...: <fcl>P</fcl>
fcl <- xml_text(xml_find_first(xml_content, "//fcl"))
# Breitengrad
latitude <- xml_content %>%
xml_find_first("//lat") %>%
xml_text() %>%
as.numeric()
# Längengrad
longitude <- xml_content %>%
xml_find_first("//lng") %>%
xml_text() %>%
as.numeric()
# Dem Dataframe hinzufügen
site_data <- rbind(site_data, data.frame(name = name, fcl=fcl, latitude = latitude, longitude = longitude, stringsAsFactors = FALSE))
Sys.sleep(2) # Nächste Abfrage um 2 Sekunden verzögern
}
View(site_data)
# Dataframe im RDS-Format speichern
saveRDS(site_data, file="./data/humboldt_data.RDS")
# Dataframe nur nach Orten filtern (fcl=="P")
site_data <- site_data[site_data$fcl == "P", ]
length(site_data$name)
## [1] 385
## [1] 385
13.2.3 Koordinaten auf Karte abbilden
Um die Koordinaten auf eine Karte zu plotten, brauchen wir natürlich zuletzt auch eine Karte. Wir verwenden für dieses Beispiel die folgende historische Karte des Russländischen Reichs von 1897:
- Sablin, Ivan et al. (2015). “Transcultural Empire: Geographic Information System of the 1897 and 1926 General Censuses in the Russian Empire and Soviet Union”, https://doi.org/10.11588/data/10064, heiDATA, V3.
Die Karte liegt als sogenannte Shapefile vor, ein Dateiformat, das erlaubt, geografische Daten durch geometrische Formen zu repräsentieren, die auf einer Karte die Lage, Form und Größe geografischer Objekte darstellen. Jedes der geometrischen Elemente in dem Shapefile ist mit Attributen (Metainformationen) zu dem geografischen Objekt verknüpft. Die Karte des russischen Reichs ist beispielsweise mit Informationen aus dem Zensus von 1897 verknüpft, darunter Sprachen und Bevölkerungszahl in verschiedenen administrativen Einheiten des Reichs. Diese Daten sind in verschiedene Dateien aufgeteilt: Die Datei mit der Dateiendung .shp enthält die geometrischen Daten zu dem geografischen Objekt, und die Datei mit der Dateiendung .dbf die Attribute. Für unsere Zwecke benötigen wir nur die geometrischen Daten ohne die Attribute.
Zunächst muss die shp-Datei eingelesen werden. Dazu verwenden wir die Funktion st_read()
aus dem Paket sf. Diese Funktion erstellt ein Objekt vom Typ “sf” (siehe Funktionsdokumentation). Das ist eine spezielle Datenstruktur, die das Paket sf verwendet, um geografische Objekte darzustellen. Ein sf-Objekt bildet die Daten aus dem Shapefile nach dem “simple features”-Standard ab, ein internationaler Standard, der festlegt, wie geografische Objekte als geometriche Formen repräsentiert werden können.
# Shapefile einlesen
shp_path <- "./data/shapefiles_1897/1897RussianEmpire.shp"
map_data <- st_read(shp_path)
Um die Karte mit ggplot2 zu visualisieren, müssen die eingelesenen Daten der Funktion ggplot()
als Argument übergeben werden. Mit geom_sf()
wird eine Ebene erstellt, die die eingelesenen Daten als geometrisches Objekt nach dem “simple features”-Standard abbildet. Die Koordinaten zu den Orten, die wir auf der Karte abbilden wollen, werden zuletzt der Funktion geom_point()
übergeben.
## Simple feature collection with 99 features and 143 fields
## Geometry type: MULTIPOLYGON
## Dimension: XY
## Bounding box: xmin: 17.97722 ymin: 34.81689 xmax: 191.0054 ymax: 81.85871
## Geodetic CRS: WGS 84
## First 10 features:
## NAMERUS NAMEENG AREAV POPALL POPCITY POPRUR POPW POPM LANVRUS LANLRUS LANBELORUS LANPOLISH LANCZECH LANBULGARI LANSERBIAN LANLITHUAN LANZHMUDSK LANLATVIAN LANMOLDOVA LANFRENCH LANITALIAN LANGERMAN LANSWEDISH LANNORWEGI LANDUTCH LANENGLISH LANJEWISH LANGEORGIA LANGREEK LANARMENIA LANALBANIA LANPERSIAN LANTAJIK LANOSETIN LANINDUSS LANROMA LANCIRCASS LANLEZGIAN LANFINNISH LANVOTYATS LANKARELIA LANIZHORSK LANCHUDSKO LANESTONIA LANLAPP LANZYRYANS LANPERMYAT LANMORDOVI LANHUNGARI LANCHEREMI LANTATAR LANBASHKIR LANMEZCHER LANTEPTYAR LANCHUVASH LANTURKISH LANTURKMEN LANKIRGKAI LANKARAKIR LANSART LANUZBEK LANTARANCH LANTURKIND LANKALMYK LANMONGOL LANCHINEES LANKOREAN LANSAMOYED LANNODATA RELORT RELOLDBELI RELARMG REL_ARMC RELROMANCA RELLUTHERA RELREFORME RELBAPTIST RELMENNONI RELANGLICA RELOTHERCH RELCRIMKA RELJUDAISM RELMOHAMME RELBUDDHLA RELOTHERNC ESTHEREDIT ESTNOBLESP ESTCLERGYW ESTHHONCIT ESTMERCHAN ESTPHILIST ESTPEASANT ESTARMYCOS ESTALIENS ESTFINNISH ESTNOMEMBE ESTNODATA FOREIGNNAT LANSPANISH LANIMERETI LANMIGRELI LANSVANETI LANTALYSH LANTATIAN LANKURDISH LANAVGAN LANKABARDI LANABKHAZ LANCHECHEN LANINGUSH LANKISTIN LANAVAR_AN LANDARGIN LANKURIN LANUDIN LANKAZI_KU LANOSTYACK LANVOGULSK LANKARACHA LANKUMYK LANNOGAY LANKARAPAP LANKARAKAL LANKIPCHAK LANKASHGAR LANYAKUT LANBURYAT LANTUNGUS LANMANZHUR LANCHUKOT LANKORYAK LANKAMCHAD LANUKAGIR LANCHUVAN LANESKIMO LANGILYAK LANAIN LANALEUT LANENISEY_ LANJAPANES LANARABIC LANAYSORSK LANOTHERS geometry
## 1 Донского Войска область Voyska Donskogo oblast 144191.6 2564238 318693 2245545 1269918 1294320 1712898 719655 9158 3316 222 269 69 146 12 382 166 450 119 34855 37 9 23 86 15121 107 2255 27234 1 76 0 34 0 1267 71 24 18 27 7 0 13 20 0 0 2 440 14 3 2978 45 0 0 21 189 0 43 0 0 0 0 0 32283 0 0 0 0 68 2314222 130450 27118 29 10047 28306 377 1431 381 32 26 99 15978 3477 32114 151 19736 11380 8447 6016 3779 244867 1222621 1026263 5005 13 6197 1431 8483 5 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 MULTIPOLYGON (((43.22467 51...
## 2 Тифлисская губерния Tiflisskaya guberniya 39122.0 1051032 224796 826236 475585 575447 79082 6443 247 6282 245 8 2 1263 34 123 198 356 259 8340 37 2 2 37 5188 465537 27118 196189 0 1991 0 67268 0 4 0 0 9 9 0 0 0 49 0 0 0 62 6 64 107383 93 0 0 148 24722 12 8 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 37 584821 16209 210161 20216 11544 8478 75 264 5 9 193 15 9710 189028 5 299 29347 15042 10863 5274 3947 102421 863918 1969 177 7 1362 1278 15427 1 1546 498 50 152 16 2538 0 14 46 2207 49 296 34130 7565 1149 4 197 0 0 67 25 18 4 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 1570 31 MULTIPOLYGON (((45.71907 42...
## 3 Орловская губерния Orlovskaya guberniya 41057.7 2033798 244008 1789790 1050471 983327 2014127 4174 2984 3422 76 6 7 38 1 339 26 83 3 1406 27 1 0 26 6113 8 22 0 32 18 0 0 0 332 0 0 5 18 0 0 4 25 0 5 0 4 0 30 371 19 8 0 0 17 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 21 2015695 5416 31 2 3962 1817 21 12 13 12 2 49 6303 425 5 32 8957 8840 13751 9422 6300 144728 1836584 177 23 11 3916 512 577 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 MULTIPOLYGON (((36.32221 53...
## 4 Самарская губерния Samarskaya guberniya 145845.9 2751336 158842 2592494 1399898 1351438 1775839 119301 418 1940 56 13 32 650 4 183 155 34 13 224336 19 19 0 4 1669 7 31 31 9 23 0 0 0 802 15 0 21 2118 12 0 3 2029 5 20 3 238598 9 25 165191 57242 6580 47684 91839 2906 3539 7843 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 64 2127726 97522 33 8 57485 156112 10890 605 4616 4 173 28 2613 288655 2 4864 5391 6344 10638 4841 2917 157505 2550980 202 7792 14 2838 1054 820 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 MULTIPOLYGON (((53.52753 55...
## 5 Нижегородская губерния Nizhegorodskaya guberniya 45036.7 1584774 143031 1441743 840307 744467 1476391 253 995 1257 13 12 6 63 0 93 1 50 3 912 49 0 0 37 2493 3 12 0 40 6 0 0 0 523 0 0 44 1 1 0 0 90 0 5 5 53093 0 6704 41339 0 0 0 243 8 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 34 1449387 88637 47 1 1486 1146 19 0 10 30 15 44 2617 41332 0 3 5362 7383 13436 5948 2920 71362 1473920 87 6 27 3061 3061 416 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 MULTIPOLYGON (((45.34052 54...
## 6 Астраханская губерния Astrakhanskaya guberniya 189663.0 1003542 132502 871040 490089 513453 409306 133115 774 839 26 16 16 73 0 15 11 32 12 5162 111 2 10 2 2214 53 27 4270 0 884 0 1 0 143 137 0 39 7 0 0 1 17 0 10 0 1852 9 16 52799 10 0 0 292 8 1830 250820 0 0 0 0 0 138572 0 0 0 0 9 529094 16018 4203 50 1534 4651 160 9 2 0 19 404 2722 307239 136980 457 2778 3432 2804 4315 2101 90298 481349 18316 393871 43 2724 206 1305 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 MULTIPOLYGON (((46.1051 50....
## 7 Екатеринославская губерния Ekaterinoslavskaya guberniya 55705.6 2113674 241005 1872669 1021959 1091715 364974 1456369 14052 12365 450 132 92 297 28 235 9175 908 146 80979 44 6 10 369 99152 56 48740 545 2 26 0 129 0 1293 38 3 34 3 0 1 0 71 2 6 1 0 9 0 17253 47 1 0 4 5555 0 0 0 0 0 0 0 12 0 0 0 0 56 1903264 9393 448 24 32154 39530 157 1150 23922 46 26 359 101088 2090 16 7 12074 8278 7038 6581 7898 208607 1846232 1165 50 24 1243 867 13617 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3 0 MULTIPOLYGON (((35.44758 49...
## 8 Бессарабская губерния Bessarabskaya guberniya 40096.6 1935412 293332 1642080 944173 991239 155774 379698 2471 11696 482 103225 53 47 100 90 920919 476 44 60206 16 15 0 19 228168 15 2737 2080 848 9 0 0 0 8636 6 0 56 21 27 0 8 12 0 28 11 50 50 84 777 0 0 0 73 55790 405 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 187 1600999 28532 2265 246 19825 53534 584 122 18 4 15 92 228528 617 0 31 11773 10090 10915 17596 3492 455476 1396362 1184 20 15 4153 1179 23157 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 MULTIPOLYGON (((26.42042 48...
## 9 Плоцкая губерния Plotskaya guberniya 8286.7 553633 88237 465396 277981 275652 15137 2350 114 447685 8 43 1 201 10 63 253 38 1 35931 6 0 0 4 51215 3 0 13 1 1 0 0 0 106 0 0 3 4 0 0 0 32 0 5 0 103 3 0 143 2 0 0 6 3 0 115 0 0 0 0 0 1 0 0 0 2 27 17402 641 16 50 446494 36504 66 641 74 4 17 2 51454 266 2 0 8100 2040 257 136 114 84028 453709 1610 13 0 256 71 3299 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 MULTIPOLYGON (((21.03867 53...
## 10 Санкт-Михельская губерния Sankt-Mikhelskaya guberniya -1.0 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 MULTIPOLYGON (((29.89723 61...
# Wir verwenden diese Karte, um unsere Koordinaten darauf zu plotten
humboldt_map <- ggplot(data = map_data) +
geom_sf() +
geom_point(data = site_data, aes(x = longitude, y = latitude, text = name),
size = 1,
shape = 21,
fill = "darkred",
stroke = 0.2) +
theme_minimal() +
ggtitle("Russisch-Sibirische Reise 1829")
## Warning in geom_point(data = site_data, aes(x = longitude, y = latitude, : Ignoring unknown aesthetics: text
Unsere Karte können wir mit einer manuell erstellten Karte der tatsächlichen Reiseroute vergleichen:
Quelle: Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich 2021.
Genau wie andere ggplot-Objekte können wir auch unser Kartenobjekt mit plotly in eine interaktive Karte umwandeln:
Verständnisfragen:
- Ist es uns gelungen, die Reiseroute auf der Grundlage der Ortsangaben in den Tagebucheinträgen nachzuzeichnen?
- Warum enthält unsere Karte auch Orte, die ganz offensichtlich nicht zur Reiseroute gehören (wie z.B. Beijing)?
- Welche anderen Forschungsfragen ließen sich auf der Grundlage der XML-TEI-Datei beantworten? Welche weiteren Informationen könnten wir der Karte hinzufügen?
Weiterführende Literatur zur Arbeit mit Geodaten in den DH:
- Kapitel “Spatial Data” aus Taylor Arnold und Lauren Tilton (2024), Humanities Data in R, https://doi.org/10.1007/978-3-031-62566-4_9
- Mit literaturwissenschaftlichem Bezug: Kapitel “Maps and Place” aus Martin Paul Eve (2022), The Digital Humanities and Literary Studies, https://doi.org/10.1093/oso/9780198850489.003.0004.
- Theoretische Auseinandersetzung, wie historische Geodaten und Geomapping eine “klassische” geschichtswissenschaftliche Quellenanalyse ergänzen können: Vincent Brown (2015), Mapping a Slave Revolt. Visualizing Spatial History through the Archives of Slavery, https://doi.org/10.1215/01642472-3315826.
- Beitrag speziell zu ethischen Aspekten und Fallstricken bei der Visualisierung von (Geo)daten von Katherine Hepworth und Christopher Church, http://digitalhumanities.org:8081/dhq/vol/12/4/000408/000408.html.
Anwendungsbeispiele: Geomapping
- Cécile Armand (2024). Shaping the Transnational Public Sphere in Republican China. Discourses and Practices of the Rotary Club in the Shanghai Press (1919-1949), https://journalofdigitalhistory.org/en/article/69Xry3ztPAk5 (in diesem Abschnitt geht es um Geomapping).
- Amanda Regan (2024). Secret Societies and Revolving Doors: Using Mapping the Gay Guides to Study LGBTQ Life in the United States, 1965-1989, https://journalofdigitalhistory.org/en/article/X3MGSKqAycaT.
Quellen
- Dokumentationsseiten zum Paket xml2 (2023). https://cran.r-project.org/web/packages/xml2/xml2.pdf.
- Reiter, Nils und Pagel, Janis (2018). DramaAnalysis. Ch. 6: Who’s Talking How Much?, https://quadrama.github.io/DramaAnalysis/tutorial/3/who-how-much.html.
- GeoNames Web Services Documentation: get geoNames for geoNameId, https://www.geonames.org/export/web-services.html.
- Sablin, Ivan et al. (2015). “Transcultural Empire: Geographic Information System of the 1897 and 1926 General Censuses in the Russian Empire and Soviet Union”, https://doi.org/10.11588/data/10064, heiDATA, V3.
- Lubrich, Oliver und Nehrlich, Thomas (2021). Karte der russisch-sibirischen Reise 1829, in: Alexander von Humboldt: Die russischen Schriften, Berlin u.a.: Peter Lang.
- Pebesma, Edzer. Dokumentationsseiten zum Paket sf: Read Simple Features or Layers from File or Database, https://r-spatial.github.io/sf/reference/st_read.html.
- Pebesma, Edzer. Dokumentationsseiten zum Paket sf: Simple Features for R, https://r-spatial.github.io/sf/articles/sf1.html.
- Moreno, Mel and Basille, Mathieu (2018). Drawing Beautiful Maps Programmatically with R, sf and ggplot2 - Part 2: Layers, https://r-spatial.org/r/2018/10/25/ggplot2-sf-2.html.
- Esri (2021). Was ist ein Shapefile?, https://desktop.arcgis.com/de/arcmap/latest/manage-data/shapefiles/what-is-a-shapefile.htm.